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0076 - Oase der Verfluchten

0076 - Oase der Verfluchten

Titel: 0076 - Oase der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Menschen seiner ganzen Winzigkeit im Kosmos bewußt werden ließen. Schakale heulten in der Wüste Nefud. Sonst war es still und einsam. Nach Sonnenuntergang fiel die Temperatur rasch.
    Zamorra und Bill änderten die Richtung und ritten wieder auf Sakaka zu. Sie näherten sich dem Palmenhain, wo der Silberschmied warten sollte. Hinter einer Sanddüne hervorreitend, erblickten sie die weißen Gebäude der Stadt Sakaka im Mond- und Sternenlicht, die Mauern des Palastes, seine Dächer, Türme, Zinnen und Kuppeln.
    Bei Nacht bot Sakaka ein märchenhaftes Bild. Aber es trog.
    Bill Fleming rutschte im Sattel hin und her, bis es Zamorra auffiel.
    »Mein Achtersteven ist wundgeritten«, sagte Bill auf Zamorras Frage. »Wir sitzen schon eine ganze Zeitlang im Sattel.«
    Zamorra grinste dünn. Das waren die menschlichen Seiten eines solchen Unternehmens. Weder er noch Bill Fleming waren Wundermänner. Sie bestanden auch nicht aus Eisen.
    Die beiden Männer hielten nach allen Seiten Umschau, konnten aber keine Verfolger und keine Anzeichen für einen Hinterhalt entdecken. Sie ritten in den Palmenhain ein, dessen Wipfel leise im Nachtwind rauschten.
    Zamorra pfiff leise. Er hörte einen Ruf, und dann sahen sie den Silberschmied. Der alte Mann saß nahe einem wassergetriebenen Schöpfrad, das ein paar hölzerne Bewässerungsröhre speiste. Er erhob sich, als er die Reiter sah, und verneigte sich.
    »Salaam, Effendis«, grüßte er und verbeugte sich tief.
    Die beiden Männer saßen ab. Weder Zamorra noch Bill sprachen genug Arabisch, um sich mit dem Silberschmied verständigen zu können. Zamorras Amulett und die Weiße Magie mußten helfen. Zamorra hatte einige Anwendungsmöglichkeiten seines magischen Talismans ergründet, wenn auch noch lange nicht alle.
    Manchmal bezweifelte Zamorra, daß sein Amulett überhaupt von dieser Welt stammte.
    Er nahm es, sprach ein paar magische Worte und berührte mit dem Amulett die Lippen des Silberschmieds und seine und Bill Flemings Ohren. Jetzt waren sie fähig, die Worte des Arabers zu verstehen, für höchstens eine Stunde allerdings nur. Dann mußte der Zauber wiederholt werden.
    Zamorra hatte diesen nicht allzu aufwendigen Zauber in einem tibetanischen Kloster gelernt, wo er unter den Weißen Lamas ein paar Wochen lang meditiert, seinen Körper gestählt und seine magischen Kenntnisse vervollkommnet hatte. Das war jetzt schon eine Weile her. Ohne Zamorras Amulett wäre der Zauber schwieriger gewesen.
    Zamorra berührte jetzt seine Lippen und die Ohren des Silberschmieds, damit auch der ihn verstand.
    »Wie heißt du, mein Freund?« fragte er auf Französisch.
    »Hadschi Kemal ben Saik«, antwortete der Alte und verneigte sich tief. »Ich bin Euer Diener, Effendi.«
    Zamorra hob ihn auf.
    »Du brauchst dich vor mir nicht zu verneigen, Hadschi Kemal. Du bist ein frommer und gerechter Mann, wie ich merke.«
    Hadschi war kein Name, sondern der Ehrentitel eines mehrmaligen Mekkapilgers. Ihn durfte nur ein Mann tragen, der sich durch ein untadeliges Leben und moralische Integrität auszeichnete.
    »Ich versuche, gemäß den Regeln des Korans zu leben«, entgegnete der Alte.
    Zamorra nannte seinen Namen und den Bill Flemings. Er erzählte dem Silberschmied, daß er die unnatürliche Macht Anwari al Dschabirs brechen und die Schreckensmumien des grausamen Samir vernichten wolle. Zamorra wollte von Hadschi Kemal Aufklärung über die Verhältnisse in der Stadt haben.
    Er erfuhr, daß Anwari keineswegs tot war, wie Amal, die Tochter des Scheichs Suleiman, geglaubt hatte. Er war nicht einmal ernsthaft verletzt gewesen von dem Schlag mit der gebrannten Tonvase.
    »So leicht nimmt der Satan die Seinen nicht zu sich«, murmelte Bill.
    Anwari hatte gerast wegen des Angriffs auf seine Person und der Flucht Amals. Am nächsten Morgen waren im Palasthof von den Mumien zwölf von den Eingekerkerten abgeschlachtet worden, Angehörige der zahlreichen Familie des Scheichs Suleiman und Anhänger und Parteigänger. Damit war Anwaris Blutdurst aber noch nicht gestillt.
    »In vier Tagen soll eine Massenhinrichtung auf dem Platz vor der Moschee stattfinden«, erzählte Hadschi Kemal. »Alle Einwohner von Sakaka müssen anwesend sein. Bei dieser Gelegenheit hält Anwari auch Gericht über die Anhänger des Scheichs Suleiman, die noch in der Stadt leben und bisher unbehelligt geblieben sind. Wer einen denunziert, der erhält die Hälfte seines Vermögens. Damit sind dem Terror und der Willkür Tür und Tor

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