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0076 - Wir verlernten das Lachen

0076 - Wir verlernten das Lachen

Titel: 0076 - Wir verlernten das Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir verlernten das Lachen
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Kanalpolizei. Mr. High ließ ein Blitzgespräch nach Washington herstellen und bat, sofort Dora Aldwyn zu verhaften und zu verhören.
    »Und jetzt zu Roberts!« sagte ich. »Er weiß vermutlich mehr als jeder andere über seine Sekretärin. Der gute Mann wird Augen machen, wenn er die Wahrheit erfährt.« —Wir trafen den College-Direktor im kleinen Salon der Villa an, wo er mit Olivarez ein angesichts der Hitze ganz leichtes Mittagessen einnahm. Ruskin war nicht mehr in Colon. Er hatte kurz entschlossen ein Flugzeug gechartert und war nach den USA abgeflogen.
    Olivarez legte das Besteck aus der Hand. Er sah uns wohl an, daß wir wichtige Neuigkeiten brachten.
    »Hören Sie, Mr. Roberts«, sagte Mr. High. »Wir sind auf eine neue Spur gestoßen. Der Omnibusbesitzer Lopez, mit dessen Hilfe Ihre Schüler entführt wurden, wurde von einem Angehörigen der Kidnapperbande namens Red Baston ermordet, vermutlich, um die ihm zugesicherte Belohnung zu sparen. In Bastons Unterkunft fand sich ein in Madison abgestempelter Briefumschlag. Das bestätigte nur unsere alte Auffassung, daß in Ihrer Schule ein Komplice der Gangster sitzen muß, wenn wir auch den Absender nicht feststellen konnten.«
    »In meinem College gibt es keine undichte Stelle, wie Sie es nennen!« widersprach Roberts aufgebracht.
    »Es gibt sie doch!« betonte Mr. High »Denn Ihre Sekretärin Dora Aldwyn, geborene Queen, ist Bastons Halbschwester, die Tochter aus der zweiten Ehe von Bastons Mutter!«
    Roberts legte das Besteck aus der Hand. Er erhob sich langsam. Auf seiner Stirn standen Schweißtropfen wie glitzernde Perlen.
    »Sie müssen irren!« stöhnte er und war totenbleich. »Dora ist treu wie Gold.«
    »… aber sie hat vor der Verbindung mit Ihnen ein Verhältnis mit James Leader gehabt!« warf Phil Decker schneidend ein. »Leader hat nach unserer Meinung die zehn Schüler ins Verderben geführt. Ich nehme an, da wir recht bald mehr wissen, denn wir haben Dora Aldwyns Verhaftung angeordnet. Sie ist der Mittäterschaft hinreichend verdächtig. Wir müssen Sie, Mr. Roberts, noch einmal verhören. Sie können uns wichtige Hinweise geben. Wir müssen alles über Dora Queen wissen. Ihren Freundeskreis, ihre Brieffreunde, ihre Bekannten und so weiter. Kommen Sie mit zur Kanal-Polizei! Während wir auf Nachricht aus Madison warten, können wir uns mit Ihnen unterhalten!«
    Roberts ging mit uns in den Garten, wo der Jeep stand. Olivarez folgte uns fassungslos. Phil Decker setzte sich hinters Steuer und startete den Motor, »Einsteigen, Mr. Roberts«, drängte ich. »Wir hab'en keine Sekunde zu verlieren!«
    Der College-Leiter sprang einen Meter zurück und hatte plötzlich einen 42er' Colt in der Hand. Er ließ die Maske des seelisch-labilen Biedermannes fallen. Wir blickten in ein gemeines, erbarmungsloses Verbrechergesicht.
    ***
    »Hände hoch!« brüllte er, »Und keine Tricks! Der erste Schuß trifft Olivarez. Wollen Sie vielleicht die Verantwortung für seinen Tod übernehmen?«
    Er wußte genau, daß wir lieber einen Verbrecher laufen lassen, als den Tod eines unbeteiligten Zivilisten zu verschulden. Damit hielt er uns in Schach.
    Zeit gewinnen! dachte ich. Nur Zeit gewinnen! Wir standen mit hängenden Armen da. Phil saß am Steuer.
    »Steigen Sie aus, Decker! — So, umdrehen. Legen Sie Ihre 08 auf den Nebensitz!«
    Phil holte die Waffe heraus und gehorchte.
    »Jetzt Sie, Cptton!« — Ich trat vor und legte meine Waffe ab.
    »Mr High — darf ich ergebenst bitten?« höhnte Roberts.
    »Ich habe keine Waffe!« sagte der Chef.
    »Ehrenwort?«
    »Ehrenwort!« Mr. High wäre an den drei Silben beinahe erstickt.
    »Jetzt verstehe ich auch, warum der Mordversuch auf Sie im Hotel ›Calabria‹ mißglückte!« sagte ich. »Kein Gangster erschießt seinen obersten Boß. Aber auf uns machte der Überfall genau den gewünschten Eindruck.«
    »Sicher!« versetzte der Kidnapper kalt. »Sollten Sie je geglaubt haben, ich stünde mit dem Coup in Verbindung, dann belehrte Sie der Mordversuch eines anderen. Noch etwas; Geben Sie die Suche nach den Jungen auf. Sie finden sie doch nicht. Ich schlage Ihnen ein Gentlemen-Agreement vor. Die Kinder sind am Leben. Unsere zweite Forderung wird die letzte sein, ich schwöre es Ihnen. Wir werden uns die 20 Millionen teilen, meine Freunde und ich, und untertauchen. Sollte Sie aber ein Zufall doch auf die Spur der Schüler führen, dann bringe ich einen nach dem anderen um. Wenn Ihnen meine Person so viel wert ist — bitte.

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