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0076 - Wir verlernten das Lachen

0076 - Wir verlernten das Lachen

Titel: 0076 - Wir verlernten das Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir verlernten das Lachen
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gespritzt.«
    »Könnten Sie das vielleicht so ausdrücken, daß es auch ein normaler Mensch versteht?«
    Der junge Arzt lächelte. »Papaver somniferum ist das Gift des Schlafmohns, also ein Opium-Alkaloid.«
    »Wie lange wird die Bewußtlosigkeit andauern?«
    »Etwa drei bis vier Stunden. Das kommt auf die Konstitution an.«
    Mr. High fragte, ob man ärztlicherseits den Prozeß des Wiedererwachens nicht abkürzen könne, ohne den Patienten zu gefährden.
    Das sei durchaus möglich, wurde uns bedeutet, Olivarez werde sich hinterher nur entsetzlich schlecht und elend fühlen. Wir baten, ihn trotzdem aufzuwecken. Großes Bedauern konnten wir für ihn ohnehin nicht empfinden, denn er hatte uns durch seine kindische Weigerung, mit uns loyal zusammenzuarbeiten, zunächst einmal nur Schwierigkeiten gemacht.
    ***
    Zehn Minuten später saßen wir am Bett eines sehr geknickten Senor Olivarez, der viel von seiner kultivierten Männerschönheit eingebüßt hatte.
    »Well«, sagte Mister High mit einer Härte im Ton, die ich sonst an ihm nicht kenne. »Sie haben durch Ihr kindisches Verhalten alles verdorben. Berichten Sie, was sich an der Bucht abgespielt hat!«
    Olivarez wollte unbedingt wissen, wieso wir ihn gefunden hätten, aber Mr. High meinte dazu nur, das spiele jetzt keine Rolle.
    Der Panama-Mann entschloß sich endlich dazu, seine Geschichte zum besten zu geben. — Nun, so ähnlich hatten wir uns die Sache auch vorgestellt.
    Wir legten ihm eine ganze Reihe von Fragen über Aussehen, Alter, Auftreten und Stimme der Verbrecher vor, aber damit kamen wir nicht weiter, weil Olivarez in seiner begreiflichen Erregung auf diese Dinge nicht geachtet hatte.
    »Nun — die Bande hat jedenfalls ihr Geld«, meinte er naiv. »Ich denke, daß ich in wenigen Tagen meinen Manuel wieder in die Arme schließen kann. Oder sind Sie anderer Meinung?«
    Wir gaben ihm eine ausweichende Antwort und verließen ihn mit den besten Wünschen für eine baldige Genesung, um sofort nach seiner Villa zu fahren und mit Mister Ruskin Fühlung aufzunehmen. Dort trafen wir allerdings nicht nur den energischen Maschinen-Millionär aus Detroit an, sondern auch zu unserer Überraschung Habakuk E. Roberts.
    Ruskin war über unser Auftauchen nicht sehr erfreut, weil er alle Trümpfe in der Hand zu halten glaubte. Mister High enthüllte ihm schonungslos die Wahrheit — und Ruskins arrogante Haltung verlor sich sofort. Er wurde totenbleich und stöhnte erschüttert: »Mein Gott, das ist schlecht, daß sich die Kidnapper nicht an die ursprüngliche Abmachung gehalten haben.«
    »Sehr richtig!« pflichtete ihm der College-Leiter bei. »Deswegen brauchen wir aber nicht zu verzagen. Zehn Millionen Dollar sind auch für ein ganzes Team Verbrecher eine ungeheuere Summe. Vielleicht beenden die Kidnapper endlich das grausame Spiel und geben die armen, armen Jungen zurück.«
    »Möglich«, sagte ich kühl. »Ich persönlich kann daran leider nicht glauben, Bekanntlich kommt mit dem Essen der Appetit. Haben die Gangster auf so leichte Weise zehn Millionen verdient, werden sie nicht daran denken, die Geldquelle versiegen zu lassen, sondern mit einer neuen Forderung kommen!«
    Ruskins Gesicht lief blaurot an. Er sprang auf und brüllte mich mit überschnappender Stimm'-' an: »Und das wagen Sie mir auch noch ins Gesicht zu sagen, G-man? Ist das Ihr ganzer Trost? So tun Sie doch was! Es ist Ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit, uns zu helfen. Wozu zahl ich denn jahraus — jahrein riesige Steuern? Ich erwarte jetzt positive Ergebnisse!« — Seine Augen wurden schmale Schlitze. »Das eine kann ich Ihnen sagen: ich kenne ein Regierungsmitglied, und ich werde…«
    »Nichts werden Sie!« fiel ihm Mr. High mit eisiger Kälte ins Wort. »Sie werden sich in Zukunft nach den Anordnungen der Fachleute richten, Sie werden nichts mehr unternehmen, ohne sich vorher mit mir oder meinen Herren abgesprochen zu haben, und Sie werden vor allem aufhören, das Ergebnis Ihrer dummen Halsstarrigkeit uns in die Schuhe zu schieben. Haben wir uns verstanden?« —Bei der Panama-Polizei trafen wir eine Stunde snäter Phil Decker, Mantelli und Davidson. Von dem Zehn-Millionen-Boot — wie wir das Fahrzeug der Kidnapper in bitterer Ironie nannten — hatten sie nicht eine Planke entdeckt.
    ***
    Mr. High entschloß sich dazu, zunächst mit mir in Colon zu bleiben, während er am Freitagmorgen Phil mit Mantelli und Davidson nach Panama zurückschickte. In seiner vornehmen Art hielt er sich

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