0077 - Die teuflischen Puppen
Menschen hatten sie die gleiche Wirkung wie ein Bleigeschoß.
Der Kerl verschwand.
Ich hörte ihn zu Boden springen, merkte mir die Stelle ungefähr und hetzte um einen Verkaufsstand herum.
Ich sah ihn.
Oder vielmehr seinen Schatten. Bevor ich noch schießen konnte, hatte sich der Kerl mit einem gewaltigen Sprung in Deckung gebracht, doch ich wußte nun, wo er zu finden war.
Sofort nahm ich die Verfolgung auf. Ich lief nicht den gleichen Weg, sondern sprang über einen Stand hinweg, erreichte den schmalen Gang, in dem der Killer verschwunden war, und dann sah ich seinen Rücken.
»Stehenbleiben!« brüllte ich.
Der Mann wirbelte herum und ließ sich gleichzeitig fallen. Er wurde immer kleiner und schoß aus der Drehung.
Ich hechtete zu Boden.
Die Kugel fehlte.
Dann feuerte ich zurück.
Und ich traf.
Ein Schrei, ein Fluch, der Killer faßte sich an die rechte Schulter, wo meine Kugel steckte. Die Waffe rutschte ihm aus den Händen, aber er gab nicht auf.
Clint Cassidy floh.
Damit war ich nun nicht einverstanden.
Mit langen Sätzen jagte ich hinter ihm her. Cassidy schlug den Weg zur Treppe ein, huschte an den Telefonzellen vorbei, warf einen Ständer mit Kleidern um und gewann einige Yards Vorsprung, da ich den Ständer erst überspringen mußte.
Wir befanden uns nähe der eleganten Modesalons. Hier hatte die Haute Couture aus Paris ihre Modelle ausgestellt. Viele Frauen schritten nur mit ehrfürchtigen Blicken hierher.
Mich kümmerte das Zeug nicht. Ich mußte zusehen, daß ich diesen schießwütigen Teufel erwischte.
Ich holte weiter auf.
Cassidy drehte sich um, sah, daß ich dichter aufgerückt war, und wollte noch schneller rennen. Dann stieß er mit seiner verletzten Schulter gegen eine mannshohe Glasvitrine.
Das Ding hielt, aber er torkelte zur Seite und verlor die für ihn kostbaren Sekunden.
Meine Chance.
Ich stieß mich aus vollem Lauf ab und hechtete gegen die Beine des Killers.
Clint Cassidy wurde zu Boden gerissen. Ich aber fiel auf ihn.
Ich hatte angenommen, Clint Cassidy würde durch die Verletzung so gut wie wehrlos sein, doch da täuschte ich mich gewaltig. Seine Faust kam knochentrocken, und ich sah sie gar nicht. Erst als sie an meinem Kinn detonierte und mir der Kopf in den Nacken gerissen wurde, spürte ich den Schlag.
Ich wurde nach hinten geschleudert.
Clint Cassidy trat nach mir, traf mich auch, und abermals hatte ich einen harten Treffer einstecken müssen. Trotzdem hielt ich den Gangster fest.
Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung riß sich Cassidy los, sprang auf die Füße und zog mit einer glatten, gleitenden Bewegung ein Messer. Wie er das mit der linken Hand machte, ließ darauf schließen, daß er Beidhänder war.
Es gab ein schnappendes Geräusch, als der Stahl aus dem Heft fuhr.
Ich ging zurück.
Cassidy lachte. Aus der Wunde an seinem rechten Arm pulsierte das Blut und wurde vom Stoff des Jacketts aufgesaugt. Natürlich hätte ich schießen können, aber ich wollte ihn nicht mit einer Kugel stoppen, sondern mit den Fäusten. Zudem hätte ich die Waffe erst noch hervorholen müssen, und das nahm Zeit in Anspruch.
Der Kerl vor mir wollte mich umbringen. Sein Gesicht war verzerrt. Die rechte Hälfte lag im Schatten, die linke wurde noch soeben vom Schein der Notbeleuchtung gestreift und ließ es zu einer regelrechten Fratze erstarren.
Ja, Cassidy haßte mich.
Ich stieß beim Zurückgehen gegen einen Ständer mit Kleidungsstücken. Es waren Bademäntel.
Da fuhr die Messerhand nach vorn.
Ich hatte den Stoß bereits geahnt und reagierte dementsprechend. Noch ein rascher Schritt zurück, ein schneller Griff, und ich hielt einen der Bademäntel in der Hand.
Das Messer ratschte durch den Stoff, wurde aber sofort wieder zurückgezogen.
Clint Cassidy lachte irr.
Ich aber wickelte mir den Mantel gedankenschnell um den rechten Arm, damit ich seine Messerstöße abfangen konnte.
Und wieder kam die Klinge. Diesmal zog er sie von oben nach unten. Ich tauchte zur Seite und ließ meinen linken Fuß vorschnellen. Die Spitze traf meinen Gegner an der Hüfte.
Cassidy knickte zusammen. »Hund!« zischte er und vollführte mit dem Messerarm eine kreisende Bewegung.
Ich hatte meinen rechten Arm ein wenig zu weit vorgestreckt. Wieder sauste die Klinge durch den Stoff, traf meine Hand jedoch nicht.
Langsam wurde ich es leid. Ich hatte keine Lust, mich mit diesem Kerl im Kampf aufzureiben. Eiskalt wartete ich den nächsten Messerstoß ab, lief dann hinein, riß meine
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