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0078 - Der Todeszug

0078 - Der Todeszug

Titel: 0078 - Der Todeszug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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wegen eines falsch gestellten Signals einen Zusammenstoß zwischen einem Personenzug und einem Güterzug geben können. Die Aufmerksamkeit des Güterzuglokführers vereitelte ihn.«
    Leone war pflichteifrig oft unterwegs gewesen und hatte den Vorfällen jeweils nachgeforscht. Rein zeitlich hätte er Gelegenheit gehabt, Sabotageakte zu verüben.
    »Man glaubte also an Sabotage«, sagte ich. »Von Spuk war nicht die Rede?«
    »Nur am Rande. Zuerst nahm ich das auch nicht ernst. Der Lokrangierer vom Bauxitbergwerk berichtete von einer geisterhaften Gestalt. Streckenarbeiter wollten eine Erscheinung im Tunnel gesehen haben. Zwei Streckenarbeiter gaben an, eine bleiche Hand beobachtet zu haben, wie sie eine Weichenkurbel betätigte. Der Rangierer wurde ausgelacht. Die Streckenarbeiter meldeten ihre Beobachtungen erst gar nicht offiziell.«
    »Wie lange dauert dieser Spuk schon?«
    »Etwa acht Wochen. Das Güterzugunglück und das Auftauchen der Höllenhand gestern abend waren die Höhepunkte.«
    Bis jetzt, fügte ich in Gedanken hinzu. Der Spuk hatte zunächst klein angefangen, dann wurden die höllischen Kräfte immer stärker. Das Ende war klar abzusehen.
    Eine Satanshand, die ganze Züge in die Hölle riß oder zerschmetterte und zertrümmerte.
    »Okay«, sagte ich und trank den letzten Rest meines kalt gewordenen Kaffees. »Dann suchen wir mal die Herren von der Untersuchungskommission auf, die heute im Bahnhofsgebäude tagen. Anschließend fahren wir zu der Stelle, an der sich das Güterzugunglück ereignete.«
    »Es muß doch ersichtlich sein, daß dem Güterzugunglück keine normalen Ursachen zugrunde liegen?« wandte Suko ein. »Daß die Lok und die Waggons von anderen Kräften demoliert wurden, als sie beim Entgleisen entstehen?«
    Gino Leone zuckte nur hilflos die Achseln.
    Wir gingen zu Fuß zum Bahnhof, Gino Leone begleitete uns. Die Herren von der Untersuchungskommision im Versammlungsraum empfingen uns ungnädig. Von übernatürlichen Einwirkungen wollten sie nichts wissen.
    Der Vorsitzende der Kommission tat so etwas als Spinnerei ab. Er verwahrte sich dagegen, daß man extra zwei Experten aus England hergeholt hatte, nämlich Suko und mich.
    »Die Eisenbahndirektion protestiert dagegen!« rief er und schlug mit der Faust auf den Tisch.
    Den Spuk vom Vorabend wollte er mit einer Massenhalluzination und mit Fantasterei erklären. Er behauptete allen Ernstes, das Höllentor sei der Schein der untergehenden Abendsonne gewesen. Die Schienenverformungen erklärte er mit thermischen Einwirkungen oder Erdbewegungen.
    »Was sagst du dazu?« flüsterte Suko mir zu.
    »Gegen Dummheit kämpfen selbst Götter vergebens«, erwiderte ich ebenso leise. »Solange es solche Leute gibt, hat Asmodis ein leichtes Spiel.«
    Der ebenfalls anwesende Carabinieri-Leutnant hielt sich zurück. Was er inoffiziell glaubte, wollte er vor den acht Herren aus Rom und Pescara nicht verlauten lassen.
    Gino Leone kämpfte verzweifelt um sein Recht und wies auf seine Unschuld und seine treue Pflichterfüllung hin.
    »Wir werden Ihnen Ihre Sabotageakte schon noch nachweisen, Leone«, antwortete ihm der Kommissionsvorsitzende, ein Bahndirektor namens Taza aus Pescara. »Meines Erachtens gehören Sie hinter Gitter! Da werden Sie auch in Kürze landen.«
    »So fahren Sie doch mit zu der Stelle, an der der Güterzug entgleiste!« rief Leone verzweifelt. »Sie haben Einblick in die Untersuchungsberichte. Sie kennen die Schilderungen der Personen, die an der Unglücksstelle den zertrümmerten Zug sahen. An Ort und Stelle müssen Sie doch selber sehen, daß übernatürliche Kräfte im Spiel gewesen sein müssen. Die Waggons lagen im ganzen Tal verstreut. Ein Waggon lag dreihundert Meter von den Schienen entfernt am Berghang, ohne daß Spuren zu erkennen waren, wie er dorthin gelangt sein konnte. Das muß Ihnen doch einleuchten, daß so etwas nicht mit natürlichen Dingen zugeht.«
    »Waren Sie überhaupt schon einmal am Unfallort, Signor Taza?« fragte ich.
    Die Unterhaltung wurde teils in Italienisch, teils in Englisch geführt.
    Taza schüttelte den Kopf.
    »Wozu? Unsere Experten haben den Fall untersucht. Ich stütze mich auf ihre Berichte und Ergebnisse.«
    Das war ein starkes Stück, das sagte ich Taza auch. Er wies darauf hin, daß er erst aus Pescara gekommen sei, als die Trümmer schon weggeräumt waren. Aber es seien schließlich genügend andere am Platz gewesen.
    Ich ließ nicht locker. Taza gab schließlich nach und erklärte sich

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