0078 - Der Todeszug
Vormittag bei dem Unfall gegen den Kopf erhalten hatte, brummte ihm wieder der Schädel.
Er wollte noch etwas durch die frische Luft spazieren. Kurz erwog er, sich den silbernen Dolch aus dem Einsatzkoffer zu holen. Aber dann sagte er sich, daß er die Gnostische Gemme einstecken hatte und daß diese wohl genügte.
Er verließ das Hotel durch die Hintertür, ging über den Hof und gelangte durch die Ausfahrt auf die Straße. Am Marktplatz vorbei spazierte er durch das kleine Städtchen. Einmal hatte er das Gefühl, daß ihm jemand folgte, aber als er sich umdrehte, erblickte er niemanden.
Bald hatte Suko Celano verlassen. Er schlenderte ein Stück durch die Felder und Weinberge, bis seine Kopfschmerzen nachzulassen begannen. Tief atmete er die frische, gute Luft ein.
Das Mond- und Sternenlicht lag bleich auf den Bergen. Nur wenige Wolken verdüsterten den Nachthimmel. Suko gähnte. Ihm wurde es kühl, denn er hatte nur einen Rollkragenpullover übergezogen, und so kehrte er wieder um.
Jetzt würde er tief und fest schlafen können, dachte er. Vor der Stadt lag ein kleines Gehöft, das Suko passieren mußte.
Der Hofhund kläffte, als er vorbeikam. Aus dem Schatten des Kirschbaums bei der kleinen Scheune löste sich ein Mann.
Er hatte hinter dem Baum verborgen gewartet. Es war der Tätowierte aus dem Schankraum.
Er stellte sich Suko in den Weg, hielt ihm eine Zigarette hin, grinste ihn an und fragte: »Hast du mal Feuer, Zitrone?«
»Nein«, antwortete Suko, »nur Zunder.«
Seine Sinne waren wachsam und angespannt. Er dachte sich, daß der schmalzlockige Paolo nicht weit sein konnte. Da hörte er auch schon ein leises Geräusch hinter sich. Paolo, der hinterm niederen Haus verborgen gelauert hatte, eilte herbei und schwang einen Totschläger.
Aber da war er bei Suko an den Falschen geraten. Der hünenhafte Chinese wirbelte herum. Ein Karatekampfschrei gellte von seinen Lippen, und sein rechter Fuß schnellte zu einem Karatetritt hoch.
Er trat Paolo den Totschläger aus der Hand. Als der Mafioso unter die Jacke griff, traf ihn Sukos Faust. Er flog rückwärts als ob er ein Ding von Bud Spencer eingefangen hätte, und blieb im Weggraben liegen.
Der Tätowierte hatte ein Stilett gezogen.
»Dir ziehe ich die Schale ab, Zitrone!« drohte er, fintierte und wechselte das Messer von einer Hand in die andere.
Suko wartete ruhig ab. Dabei lauschte er und spähte mit Seitenblicken nach weiteren Gegnern. Aber es ließ sich keiner mehr blicken. Suko atmete auf. Vor dem Tätowierten und seinem Stilett hatte er keine Angst.
Blitzschnell griff der Messerstecher an. Aber Suko blockte den Stich ab, indem er die Messerhand am Gelenk mit überkreuzten Unterarmen abfing. Er hebelte herum, das Messer flog fort.
Der Tätowierte stieß einen Fluch aus und versuchte einen gemeinen Tritt. Dafür fing er sich weitere Prügel ein.
Suko hatte noch nicht einmal einen Schweißtropfen vergossen.
Der Hofhund bellte wie toll, aber in dem Bauernhaus regte sich nichts. Sukos Blick fiel auf den Misthaufen in der Nähe. Er rieb sich die Hände. Flüchtig durchsuchte er die Taschen der beiden Kerle nach Waffen und fand bei dem Tätowierten einen Schlagring, bei dem Schmalzlockigen eine Bernardelli Kaliber 6,35.
Beides nahm er an sich. Dann packte er die Kerle am Kragen, schleifte sie über den Hof zu dem Misthaufen und warf sie schwungvoll darauf.
»Da gehört ihr hin, ihr Lumpen«, sagte der Chinese befriedigt und wandte sich ab.
Der Tätowierte war bereits wieder bei sich. Er drohte Suko mit der Faust.
»Verdammter Gelber, dafür sollst du bezahlen!«
Er verstummte rasch, denn ihm wurde bewußt, daß er zuviel verraten hatte.
Aber Suko sagte nur über die Schulter zu ihm: »Bleib da liegen und halt deine Klappe! Sonst ramme ich dich so ein, daß man dich ausgraben muß, verstanden?«
Der Mafioso schwieg. Suko ging davon, schnell, aber nicht so schnell, daß es wie eine Flucht ausgesehen hätte. Er dachte nach. Die Mafiosi hatten ihn also nicht von ungefähr angesprochen und ihm auch nicht aus eigenem Antrieb aufgelauert. Sie mußten irgendwie erfahren haben, daß er das Hotel noch einmal verlassen hatte, und waren ihm gefolgt.
Die Gegenseite handelte schnell. Da nicht anzunehmen war, daß Asmodis sich der Mafia bediente, mußten noch andere beteiligt sein. Suko sah schlimme Zeiten für mich und sich vor sich. Denn zwischen Asmodis und der Mafia konnten wir zermahlen werden wie Getreidekörner zwischen zwei Steinen.
***
»Ich
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