0078 - Der Todeszug
die Brille wieder ab. Er wollte seinen Augen nicht trauen.
»Da-da-das ist doch nicht möglich!« stammelte er.
Ich hatte den Einsatzkoffer in der Hand.
»Los, aufs Motorrad, Suko!« rief ich. »Den Geist wollen wir uns diesmal näher ansehen!« Ich wendete mich an die andern. »Sie bleiben zurück, es könnte gefährlich werden!«
Der Leutnant, der Carabiniere, Gino Leone, sein Stellvertreter und die vier Männer von der Untersuchungskommission antworteten nicht. Suko hatte bereits die Schlüssel aus der Tasche gezogen und sprang auf die Moto Guzzi 850 GTL. Er schob den Ständer weg und trat kräftig auf den Kickstarter.
Der Motor dröhnte los.
Ich kletterte in den mit einer niederen Windschutzscheibe versehenen Beiwagen. Suko beschleunigte, das die Steine unter den Reifen wegspritzten.
Im Nu hatten wir die Entfernung zurückgelegt. Der Geist floh nicht, er schien uns zu erwarten. Denn jetzt gestikulierte er nicht mehr.
Wenige Meter vorm Tunnel hielt Suko an und bockte die Maschine auf. Ich stieg aus dem Beiwagen, Suko saß ab, und ich reichte ihm den Einsatzkoffer. Langsam näherten wir uns dem Geist.
Ein Hauch eisiger, unirdischer Kälte schlug uns entgegen. Die dunklen Augen im Kopf des weißen Schemens musterten uns. Ich kann es nicht genau erklären, aber irgendwie spürten wir die tiefe Traurigkeit, die Verzweiflung und den Kummer, die dieser Geist empfand.
Es war zwar eine unnatürliche, aber keine böse und dämonische Ausstrahlung, die von ihm ausging. Zwei Meter vor ihm blieben wir stehen. Meine rechte Hand lag an dem silbernen Kreuz an meinem Hals.
»Wer bist du?« fragte ich.
»Frascati«, antwortete ein leises Wispern. »Die arme Seele des verblendeten Frascati. Geht nicht mehr durch den Tunnel. Die Höllenhand droht!«
Der Geist hatte noch nicht richtig ausgesprochen, als es im Tunnel hinter ihm düster zu glühen begann. Er bemerkte es, denn er wandte den Kopf. Sein bleiches, in den Konturen kaum zu erkennendes Gesicht zuckte und verzerrte sich.
Er schwenkte den blutigen Armstumpf.
»Asmodis und seine Diener!« wisperte er. »Flieht!«
Das Gespenst huschte wie ein Nebelstreif zur Wand des Tunnels und verschwand von einer Sekunde zur andern. Suko und ich wechselten einen Blick. Ich zog die Beretta und das Kreuz und hob beides.
»Nimm Weihwasser und die Gnostische Gemme aus dem Koffer und wirf!« forderte ich Suko auf.
Er öffnete den Koffer. Nach Schwefel stinkender Rauch strömte uns aus dem Tunnel entgegen. Nur fünf Meter vor uns war der rote Schein, der sich immer mehr ausbreitete. Ein Tor zur Hölle entstand. Gelbe und grüne Dämpfe waberten heraus, eine Hitze wie aus einem Hochofen strahlte uns entgegen.
Ein Grollen ertönte. Unheimliche Laute erschollen, so als schrien Dämonen in der Ferne.
»Michael! Gabriel! Raffael! Uriel!« rief ich, daß es im Tunnel hallte und hielt das Kreuz hoch.
Es vibrierte, es erwärmte sich, und Strahlenbündel schossen hervor. Meine Beretta krachte und spuckte Mündungsfeuer und Patronen aus geweihtem Silber. Suko intonierte mit seiner Baßbaritonstimme eine Beschwörung, um den Satan zu vertreiben.
Er schleuderte die Gnostische Gemme und die Weihwasserphiole in den roten Schein hinein, der nun den gesamten Tunnel ausfüllte. Doch alles half nichts, die Mächte der Hölle waren stärker.
Asmodis hatte sich gegen unsere Attacken gewappnet.
Ein satanisches Gelächter dröhnte, ein Schwall von Glut und höllischem Gestank schlug aus dem Tunnel. Feuerzungen leckten uns entgegen und faßten nach uns, ein Brausen ertönte.
Und aus dem Dimensionstor griff die Höllenhand.
»Sinclair, du Wurm!« dröhnte Asmodis donnernde Stimme. »Jetzt zerquetsche ich dich und Suko wie Läuse!«
»Zurück, Suko!« schrie ich. »Nichts wie weg von hier, sonst sind wir verloren!«
Unsere Kleider glimmten und qualmten bereits. Unsere Haare wurden versengt. Wir konnten nicht standhalten, es wäre Selbstmord gewesen und hätte uns ein weit schlimmeres Los beschert als einem normalen Selbstmörder.
Wir spurteten zum Motorrad. Suko sprang auf die Moto Guzzi, deren Schlüssel noch steckte, und wollte sie starten. Ich klammerte mich am Beiwagen fest und feuerte die letzten beiden Kugeln aus der Beretta auf die riesige Höllenhand.
Biiaauuu! Biiaauuu! Zwei Querschläger jaulten davon. Der Höllenhand schadeten die Kugeln nicht. Sie öffnete sich und wollte uns packen.
Die Moto Guzzi sprang nicht an!
»Runter!« schrie Suko und hechtete vom Motorrad weg.
Ich sprang
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