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0078 - Der Todeszug

0078 - Der Todeszug

Titel: 0078 - Der Todeszug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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zur Seite wie ein Weltmeister. Mit diesem Sprung übertraf ich meine Bestleistungen in der Collegezeit glatt. In letzter Sekunde, denn die Höllenhand packte zu und erfaßte das Krad.
    Suko und ich spurteten auseinander, damit die Hand uns nicht beide auf einmal fassen sollte. Ich umklammerte die leergeschossene Beretta, das Kreuz baumelte an meinem Hals. Suko hielt meinen Einsatzkoffer noch in der Hand.
    Wir rannten wie die Sprinter: Suko den Berghang hinauf, ich am Bahndamm entlang. Im Laufen warf ich einen Blick zurück und sah die riesige Höllenhand genau über mir.
    Ich katapultierte mich mit einem gewaltigen Sprung vorwärts, machte die Hechtrolle und stand gleich wieder auf den Beinen. Mit donnerndem Getöse hieb die Höllenhand neben den Bahndamm, daß die Schottersteine flogen und der Boden zitterte.
    Ich weiß nicht, in welcher Zeit Sie fünfzig Meter schaffen, lieber Leser. Ich brauchte für die nächsten fünfzig gewiß nicht mehr als sechs Sekunden. Damit war ich aus der Reichweite der Höllenhand, die ich am Vorabend erkannt hatte.
    Die riesige Hand faßte nach Suko, der am steilen Hang naturgemäß langsamer sein mußte als ich. So wie man über einen Tisch wischend eine Fliege fängt, so wollte die riesige Hand Suko schnappen.
    Aber er hatte schon den Kamm erreicht, warf sich zu Boden und rollte sich weiter. Die Höllenhand fegte über ihn hinweg und radierte ein paar Felsen und Sträucher fort. Dann war auch Suko außerhalb ihrer Reichweite.
    Die Höllenhand an dem glühenden Strang zog sich zum Tunnel hin zurück. Ein dämonisches Geheule und Verwünschungen ertönten. Abscheuliche Flüche und Obszönitäten direkt aus der Hölle.
    Die anderen Männer waren entgegen meinem Befehl näher gelaufen und standen jetzt entsetzt und keuchend da. Die riesige Hand aber packte das arg verbogene Motorrad samt Beiwagen und schleuderte es wie ein Geschoß nach mir.
    Ich sprang zur Seite weg. Das Motorrad krachte drei Meter neben mir auf den Boden, ein Stück Blech flog mir knapp am Kopf vorbei. Ich faßte wieder mein Kreuz, lud die Beretta nach und rief Bannsprüche.
    Auch vom Hang oben, wo Suko in einer Bodenmulde kauerte, ertönten Beschwörungen der Weißen Magie und Bannsprüche. Die Höllenhand ballte sich zur Faust. Dann packte sie ein paar Felsbrocken, die in der Nähe des Tunneleinganges lagen, und begann damit ein Bombardement.
    »Deckung!« schrie ich den Männern zu.
    Sie warfen sich auf den Bauch wie bei einem Fliegerangriff. Die tonnenschweren Steine zischten durch die Luft, trafen donnernd auf und kollerten weiter. Ein Mann war getroffen worden.
    Er schrie und stöhnte.
    Ich rief die Namen der vier Erzengel und die stärksten Bannsprüche, die ich kannte. Suko folgte meinem Beispiel. Das Kreuz in meiner Hand war so heiß, daß es mich eigentlich hätte verbrennen müssen, was aber nicht geschah.
    Es strahlte und gleißte, es sendete Strahlen. Allmählich setzten sie der Höllenhand doch zu, bereiteten ihr Schmerzen und Unbehagen. Das Bombardement hörte auf. Asmodis Donnerstimme ertönte.
    »Bald bist du an der Reihe, John Sinclair!«
    Damit verschwand die Höllenhand in der roten, von Schwefeldämpfen umgebenen Glut. Wir konnten aufatmen.
    Ich erhob mich. Suko kam den Berghang herunter. Auch die anderen Männer standen auf, bis auf ein Mitglied der Untersuchungskommission. Ein Stein hatte dem Mann das linke Bein zerschmettert. Stöhnend saß er am Boden.
    Wir versammelten uns bei ihm. Wir versorgten sein Bein, so gut es möglich war, und banden es ab, denn es blutete heftig. Gino Leones Motorrad war nur noch ein Schrotthaufen. Aber die Bahngleise hatte Asmodis diesmal nicht zerstört.
    Das freute uns nicht sonderlich, denn es bewies nur, daß der Höllenfürst seine besonderen Pläne hatte. Er wollte sich seine Opfer holen. Wann, das konnten wir noch nicht absehen, aber gewiß in nicht allzu ferner Zukunft.
    Der Bahndirektor Taza war zutiefst erschüttert.
    »Niemals hätte ich so etwas für möglich gehalten«, stammelte er immer wieder. »Es ist unfaßbar. Das darf es nicht geben, es ist ungeheuerlich.«
    Sukos und meine Kleider waren versengt, aber es glimmte kein Funke mehr daran. Die angesengten Haare würde ich mir allerdings sehr kurz stutzen lassen müssen. Unsere Gesichter waren vom Rauch des Höllenfeuers geschwärzt, doch wir waren unversehrt geblieben.
    Bis auf ein paar Schrammen, die Suko sich zuzog, als er über den Felsen rollte.
    »Der Geist hat Sie und Suko in die Falle locken

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