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0078 - Die Straße zum Schafott

0078 - Die Straße zum Schafott

Titel: 0078 - Die Straße zum Schafott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Straße zum Schafott
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lauschte eine Weile. Dann legte er auf und sah mich ernst an.
    »Man hat gerade das Urteil gegen Corren verkündet«, sagte er langsam.
    Wir erstarrten mitten in unseren Bewegungen. Phil hielt die Flamme des Feuerzeugs vor die Zigarette, ohne zu ziehen.
    »Und?«, fragte ich, und meine Stimme klang ein wenig belegt.
    »Tod durch Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl«, sagte Anderson. »Corren sagte nichts dazu. Er weinte nur…«
    ***
    Wir fuhren mit den Akten Corren, soweit sie nicht dem Gericht übergeben worden waren, zurück zum Distriktbüro. Als wir mein Office betraten, rief uns ein Kollege an, dessen Zimmer gegenüberlag.
    »Jerry! Da ist eine Dame, die dich sprechen möchte! Ich habe sie solange bei mir warten lassen.«
    »Okay, schick’ sie rüber«, brummte ich missgestimmt, denn ich brannte darauf, mich mit dem Fall Corren zu beschäftigen. Eine Ablenkung passte mir gar nicht.
    Es klopfte.
    »Ja, herein!«, rief ich.
    Wir sahen beide zur Tür. Eine blutjunge Frau von vielleicht zwanzig Jahren kam herein. Sie hatte die bronzene Hautfarbe einer Inderin und das rassige Gesicht einer Spanierin. Ihre Kleidung war einfach und geschmackvoll.
    »Guten Tag«, sagte sie schüchtern. »Ich wollte Mister Cotton sprechen.«
    »Das bin ich«, sagte ich und stand auf. Ich ging ihr entgegen und rückte den Stuhl vor meinem Schreibtisch zurecht. »Wollen Sie hier Platz nehmen, Miss - ?«
    »Ich bin Jack Correns Frau«, sagte sie schlicht.
    Phil ließ seinen Bleistift fallen. Ich starrte sie verdutzt an. Sie setze sich und presste die Hände in ihren Schoß.
    »Verzeihen Sie, dass ich Sie auf halte«, sagte sie scheu. »Aber ich habe soviel von Ihnen gelesen, Mister Cotton. Ich dachte, Sie würden mich nicht abweisen, wenn ich Sie um Hilfe bitte…Hilfe für meinen Mann…«
    Ich nickte Phil kurz zu. Er verschwand und holte Kaffee aus der Kantine. Als er zurückkam, stellte ich ihn vor und sagte dann: »Mrs. Corren! Wenn Sie sich diese Akten hier genau ansehen, werden Sie bemerken, dass der Name Ihres Mannes darauf steht. Wir haben uns diese Akten gerade von der Stadtpolizei geholt. Im Einvernehmen mit unserem Chef dürfen wir uns heute mit dieser Sache beschäftigen. Nur heute! Wenn wir uns bis heute Abend nicht neue Anhaltspunkte zusammengetragen haben, die so schwerwiegend sind, dass das FBI sich offiziell einschalten kann, werden wir die Akten an die Stadtpolizei zurückgeben müssen…«
    Ich schwieg, denn die Folgerungen, die sich dann ergaben, wollte und konnte ich einfach nicht aussprechen.
    Sie verstand mich auch so.
    »Wenn Sie die Akten zurückgeben müssten«, sagte sie leise, »dann würde es bedeuten, dass mein Mann am Freitag früh hingerichtet würde, nicht wahr?«
    »Freitag schon?«, rief ich entsetzt. »Du lieber Himmel, warum hat man den Termin für die Hinrichtung denn so unheimlich nahegerückt? Heute ist doch schon Dienstag!«
    Sie presste die Lippen fest aufeinander und unterdrückte ein aufkommendes Weinen. Erst nach einer kurzen Weile sagte sie: »Jack hatte erklärt, dass er kein Gnadengesuch und keine Revision beantragen werde…Damit kann die Hinrichtung nicht mehr aufgeschoben werden…«
    Ich lehnte mich in meinen Sessel zurück. Wenn wir schon unter Zeitdruck standen, dann blieb keine Zeit für Gefühle und Stimmungen. Mit Gefühlen konnten wir Corren nicht heraushauen.
    »Sie sind natürlich überzeugt, dass es Ihr Mann nicht war, obgleich er selbst immer wieder behauptet, die beiden Männer erschossen zu haben?«
    Sie hob den Kopf und sagte: »Er war es nicht. Darüber gibt es gar keine Diskussion.«
    »Ich gebe zu«, sagte ich, »dass mir sein Geständnis auch sehr fragwürdig erscheint, aber mein persönlicher Eindruck ist in diesem Fall ebenso unwichtig wie etwa der Ihre, entschuldigen Sie. Wir müssen Tatsachen finden! Beweise dafür, dass er es nicht gewesen sein kann, oder Beweise dafür, dass es ein anderer war! Harte, jeder Kritik standhaltende Beweise brauchen wir!«
    Sie nickte nur.
    Wir unterhielten uns über eine Stunde lang mit ihr. Leider kam überhaupt nichts dabei heraus. Der Angelpunkt der ganzen Sache, der uns mit einem Schlag alles erklärt hätte, wurde nicht einmal erwähnt.
    Ich bat sie, nach Hause zu fahren. Wir würden am Abend noch einmal bei ihr vorbeikommen. Inzwischen wollten wir alles tun, was in unseren Kräften stand, um neues Material zusammenzutragen, damit wir wenigstens erst einmal ausreichende Gründe hatten, den Fall wenigstens noch zu behalten.
    Mit

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