0078 - Die Straße zum Schafott
von Correns Wohnhaus über das Ehepaar Cendly umzuhören. Jede Kleinigkeit konnte von Belang sein.
Und der zehnte schließlich würde sich die Finger wund telefonieren. Jedes einzelne Polizeirevier in dem großen New York sollte er anrufen, nach den Celham-Boys fragen und ihren genauen Aufenthaltsort erkunden. Denn das Home, das in unseren Akten für die Bande angegeben war, entpuppte sich als bereits vor Monaten von der Bande geräumt, wie ein rasches Telefongespräch mit einem unserer Verbindungsleute ergab, die zufällig in der Nähe wohnten.
Auf diese Weise hatten sich unsere Anstrengungen verzehnfacht. Jetzt waren wir imstande, gleichzeitig an mehreren Fäden zu ziehen. Und einer davon musste doch wohl zu dem erhofften Erfolg führen!
Wir losten aus, wer von uns zuerst die Telefonwache in unserem Office übernehmen sollte. Ich hatte Pech und war an der Reihe.
Mürrisch setzte ich mich an meinem Drehstuhl zurecht, zog das Telefon in Reichweite und machte es mir so bequem wie möglich. Ich gab Phil den Wagenschlüssel und sah ihm betrübt nach. Er wollte sich in dem Haus umhören, in dessen Hinterhof man Joe Celham zu Tode geschlagen hatte.
Als er gegangen war, sah ich auf die Uhr.
Zwölf Uhr dreißig mittags. Es fehlten nur noch ein paar Minuten.
Von Jack Correns letzter Frist waren schon wieder sechs Stunden verstrichen. Ihm blieben jetzt noch neununddreißig Stunden…
***
Ich hatte mit Phil vereinbart, dass wir uns alle sechs Stunden im Innen- und Außendienst ablösen wollten. Bis halb sieben abends war ich also dazu verdammt, im Office neben dem Telefon zu hocken.
Da wir die ganze Nacht vorher kein Auge zugemacht hatten, holte ich mir ein Feldbett aus dem Bereitschaftsdienst, baute es neben meinem Schreibtisch auf, zog das Telefon heran und legte mich hin. Wenn der Schlaf in der letzten Zeit so knapp war und man weiß schon vorher, dass es in der nächsten Zeit nicht viel besser damit bestellt sein wird, soll man jede freie Minute dazu ausnutzen.
Ich hatte mich kaum hingelegt, da war ich auch schon eingeschlafen. Die Auskunft unten wusste Bescheid, dass nur Leute zu mir durften, die etwas zu den Fällen aussagen konnten, die wir jetzt bearbeiteten. So war ich vor Störungen sicher, die nichts mit unserer Sache zu tun hatten.
Der erste Anruf kam gegen drei Uhr. Unser Verbindungsmann zur Mordkommission gab die ersten Ergebnisse der Ermittlungen durch.
»Zunächst die Todeszeit«, sagte er. »Ich habe zusammen mit dem Doc der Mordkommission gerechnet. Er sagte, es sei schwierig, den Zeitraum genau einzugrenzen, aber jedenfalls seien schon einige Tage vergangen, seit das Mädchen ermordet wurde. Wenn er sich nicht irrt, ist das Mädchen bereits tot gewesen, als Joe Celham zusammengeschlagen wurde.«
»So lange schon?«
»Ja. Dass die Leiche noch so frisch erscheint, liegt nach der Ansicht des Docs daran, dass sie lange Zeit in einem gekühlten Raum gelegen haben muss. Er nimmt an, dass es der Kühlraum eines Schlachthofes oder so etwas Ähnliches gewesen sein könnte.«
»Hm«, knurrte ich verschlafen. »Das ist ja eine tolle Geschichte.«
»Ja, das kann man wohl sagen. Der Tod trat einwandfrei durch die beiden mit einem Messer ausgeführten Stiche in den Rücken ein. Vermutlich war aber erst der zweite Stich tödlich.«
»Hat män die Mordwaffe?«
»No. Sie steckte nicht im Körper und wurde auch nicht in der Umgebung gefunden. Es steht aber fest, dass der Fundort der Leiche auch nicht der Tatort war. Die Leiche ist vermutlich erst vor Kurzen in den Schuppen gebracht worden.«
Ich notierte mir alles.
»Wem gehört der Schuppen eigentlich?«, fragte ich dann.
»Jack Corren«, lautete die Antwort.
Mir fiel beinahe der Bleistift aus der Hand.
»Aber das will nicht viel besagen«, fuhr unser Mann fort. »An der Rückseite des Schuppens sind ein paar Bretter unten gelöst, sodass man sie halb zur Seite schieben kann. Wahrscheinlich ist dieser Weg benutzt worden, als man die Leiche in den Schuppen brachte. Der Schlüssel zu der Bude hing bei Mrs. Corren schön ordentlich am Schlüsselbrett.«
Ich notierte auch diesen Punkt.
»Noch etwas?«, fragte ich.
»No, das ist alles bis jetzt.«
»Gut, danke. Rufen Sie mich wieder an, wenn die Mordkommission weitere Ergebnisse erzielt.«
»Ja, natürlich.«
Wir hängten auf. Ich rauchte eine Zigarette, dachte noch einmal alles durch - und schlief dann weiter. Es war das Einzige, was ich im Augenblick tun konnte.
Der nächste Anruf kam zwanzig
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