0078 - Die Straße zum Schafott
mich mit meiner eigenen Pistole niedergeschlagen hatte.
Ein Mosaiksteinchen fügte sich zum anderen. Das Bild gewann an Farbe. Sämtliche Fälle bekamen ein wenig Klarheit und zeigten auch immer deutlicher, an welchen Fäden sie zusammenhingen.
Ich besprach alles mit Phil. Mister High war dabei und hörte sich unsere Berichte aufmerksam an.
»Das Netz wird immer enger«, sagte Mister High. »Und immer öfter taucht der Name Celham-Gang auf. Ehrlich gesagt, Jerry, ich war anfangs nicht so sehr von der Unschuld dieses Mister Corren überzeugt. Aber jetzt bin ich soweit. Jack Corren scheint wirklich nicht der Mörder von Cendly und Ollegan gewesen zu sein. Wenn man nur wüsste, warum er dann aber dieses idiotische Geständnis abgelegt hat!«
Ich grinste. Mit ehrlichem Genuss ließ ich meine Katze aus dem Sack.
»Ich habe vorhin beim Untersuchungsgefängnis angerufen«, sagte ich gedehnt. »Corren hatte nämlich am zweiten Tag seiner Verhaftung Besuch. Bis zu diesem Zeitpunkt bestritt er energisch seine Schuld. Aber nach dem Besuch rückte er auf einmal damit heraus, er sei es gewesen.«
»Davon weiß ich ja noch gar nichts!«, rief Mister High.
»Bisher wurde diesem Umstand auch zu wenig Bedeutung beigemessen. Aber mir fiel die Sache auf, als ich hörte, dass Mrs. Corren ein Baby erwartet.«
»Wieso? Was hat das mit dem Besuch zu tun?«, erkundigte sich Phil.
»Ich denke allerhand«, sagte ich ernst. »Der Gefängnisbeamte beschrieb mir den Mann, der sich als Correns Bruder ausgegeben hat. Wir wissen, dass Jack Corren ein Farbiger ist. Also musste auch sein angeblicher Bruder ein Farbiger sein. Nun, das ist mit ein bisschen Bühnenschminke ja weiß Gott nicht allzu schwierig. Aber hören Sie sich einmal die sonstige Beschreibung an, die der Gefängnisbeamte von dem angeblichen Bruder gab: Es war ein kleiner, untersetzter Farbiger, sagte er mir wörtlich. ›Er hatte sehr rohe Gesichtszüge, fast brutal eigentlich. Und eigentümlich war die Form seiner Augenbrauen. Sie waren nämlich gerade wie ein Bleistift…‹ - So sagte der Gefängnisbeamte, der Correns angeblichen Bruder nach einer telefonischen Rückfrage bei der Stadtpolizei einließ.«
»Aber das passt ja genau auf Bill Celham!«, riefen Mister High und Phil wie aus einem Mund.
»Eben«, nickte ich. »Und nach allem, was wir über Celham inzwischen erfahren haben, darf man ihm durchaus Zutrauen, dass er auch vor der Folterung 56 einer werdenden Mutter nicht zurückschrecken würde. Wenn er Corren dies angedroht hat, für den Fall, dass Corren die beiden Morde nicht auf sich nähme, dann ist wohl verständlich warum Jack Corren vor dem Gericht weinend seine Schuld beteuerte.«
Wir schwiegen erschüttert. Erst nach einer langen Pause sagte Mister High leise: »In der Tat. Das erklärt sein Geständnis.«
Und Phil setzte so leise hinzu, dass man ihn kaum verstehen konnte: »Wenn mir dieser Celham mit einer Maschinenpistole gegenüb erstünde, ich würde nicht auf ihn schießen. Den legen wir uns auf Eis. Der geht zum elektrischen Stuhl.«
***
Bis nachts um drei Uhr geschah nichts. Vor allem gelang es uns einfach nicht, den neuen Aufenthaltsort der Celham-Gang herauszufinden.
Aber um drei Uhr schrillte in meinem Office das Telefon. Phil und ich lagen auf Feldbetten und wollten drei oder vier Stunden schlafen. Um nicht mit der Hin- und Herfahrt zu unseren Wohnungen Zeit zu verlieren, hatten wir uns für die Feldbetten entschieden.
Phil lag näher am Telefon und hatte deshalb den Hörer schnell in der Hand.
»Decker«, sagte er verschlafen.
Er lauschte eine halbe Minute, dann rief er: »Wir kommen sofort!«
Er sprang bereits auf. Ich tat es ihm nach, bevor ich überhaupt wusste, was los war. Während wir beide schon blitzartig in unsere Jacken fuhren, rief er mir zu: »Schießerei im Wohnhaus Correns! Vermutlich Überfall durch die Celham-Gang. Im Haus sind nur zwei Beamte der Stadtpolizei, und von denen ist einer bereits verwundet.«
Well, wir flogen, das können Sie mir glauben. Die Hemden knöpften wir im Lift zu und die Schuhbänder kamen dran, als wir bereits im Jaguar saßen. Ich ließ die Sirene heulen und steuerte mit der ganzen Kaltblütigkeit, zu der man bei Neunzig-Meilen-Tempo gezwungen ist.
Phil sah unterdessen bereits unsere beiden Pistolen nach.
»Okay«, sagte er nach einer Weile und schob mir meine Kanone vorsichtig ins Schulterhalfter.
Wir brauchten nur ein paar Minuten bis zur Ecke der Third Avenue Bridge. Trotzdem waren die
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