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0078 - Im Geisterreich der Wikinger

0078 - Im Geisterreich der Wikinger

Titel: 0078 - Im Geisterreich der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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gleichzeitig ein höllisches Feuer loderte.
    Dann war es vorbei. Abrupt hatte die Qual ein Ende.
    Verblüfft stellte Bill Fleming fest, daß die Barriere verschwunden war. Er befand sich in einer völlig neuen Umgebung. Das einzige Vertraute war Charlotte Rodin, die neben ihm stand. Das Mädchen hatte allem Anschein nach ebenfalls den Schritt durch die Nebelwand gewagt.
    »O Gott!« hörte er sie sagen. Und dieser Ausruf war nur zu berechtigt.
    Sie standen am Rand einer Ortschaft. St. Briand vermutlich.
    Und St. Briand war ein Ort des unermeßlichen Grauens.
    Die Tatsache, daß hier nicht Nacht herrschte, sondern die Abenddämmerung gerade erst angebrochen war, ließ das Schreckliche um so eindringlicher vor Augen treten.
    Fast alle Häuser standen in hellen Flammen. Der Himmel war rot und schwarz zugleich. Feuer und Asche, die der Wind nach oben wirbelte.
    Wohin das Auge blickte – Tote. Dazu ausgebrannte Autowracks, zerschlagener Hausrat, herumliegende antiquierte Waffen – Lanzen, Pfeile, Streitäxte…
    Furchtbares, Unfaßbares mußte hier geschehen sein.
    Wie betäubt gingen Bill Fleming und Charlotte Rodin auf die Häuser zu, erreichten die Straße, die in den Ort hineinführte.
    Sie achteten kaum darauf, daß sie sich in Gefahr brachten, von ausgebrannten, herabstürzenden Gebäudeteilen getroffen zu werden. Sie schritten dahin wie in einem Traum, einem gräßlichen Alptraum, aus dem sie nicht erwachen konnten, obgleich sie es mit aller Macht wollten.
    Tod und Verderben überall… Kein lebendes Wesen.
    Schluchzend stieß Charlotte Namen hervor, wenn sie die Toten erkannte, die ihren traurigen Weg säumten.
    »Pierre, Monsieur Argent, Nadine…«
    Bill kannte die Menschen nicht, aber er konnte ihren Schmerz verstehen. Charlotte war hier in St. Briand zu Hause. Die meisten Toten waren gute Bekannte gewesen, Freunde… Es mußte entsetzlich für das Mädchen sein, sie so zu sehen. Viel entsetzlicher als für ihn, den Fremden aus New York.
    Dann aber wurde auch Bill bis ins Mark getroffen. Er sah etwas, was sein Herz fast stehenbleiben ließ.
    Professor Zamorras schwarze Citroën-Limousine, in der er selbst bereits des öfteren gesessen hatte! Der Wagen sah schwer mitgenommen aus, war anscheinend gegen eine Straßenlaterne geprallt.
    Bill lief. Und er lief noch schneller, als er auf dem Vordersitz des Wagens einen blonden Haarschopf erkannte, der unbeweglich auf der Nackenstütze lag.
    Nicole trug ihre Haare oft blond! Mit einem schier unerträglichen Würgen in der Kehle erreichte der Amerikaner den Citroën, blickte mit furchtgeweiteten Augen hinein.
    Es war nicht Nicole. Es war ein Mädchen mit einem schwarzen Kleid und einer weißen Schürze.
    Charlotte Rodin war jetzt wieder neben ihm.
    »Lucille!« stöhnte sie. »Sie war eine meiner besten Freundinnen. Und nun… auch tot. Alle sind tot! Roger …«
    Bill griff tröstend nach ihrem Arm.
    »Beruhigen Sie sich, Charlotte. Wir wissen nicht, ob sie alle ermordet worden sind. Vielleicht gelang es einigen zu fliehen. Haben Sie Ihren Verlobten schon gesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Aber in ihrem Gesicht war keine Hoffnung.
    »Na, sehen Sie«, sprach ihr der Historiker Mut zu, obgleich ihm selbst gar nicht danach zumute war. »Wir wollen die Hoffnung nicht…«
    Er fuhr herum. Ein Geräusch in seinem Rücken hatte ihn gewarnt.
    In einem Hauseingang ganz in der Nähe erschien ein Mann. Der erste lebende Mensch, den sie in diesem Ort des Todes zu Gesicht bekamen.
    Ein Geistlicher. In den Augen des Mannes funkelte der Wahnsinn.
    Blut floß ihm aus einer klaffenden Stirnwunde.
    »Charlotte!« stieß er mit bebenden Lippen hervor. »Der Teufel war hier! Bete, auf daß er nicht wiederkommt!«
    Er fiel auf die Knie und faltete die Hände. Sein Blick glitt zum blutroten, ascheverhangenen Himmel.
    ***
    Sie arbeiteten wie die Wahnsinnigen. Mit Händen, denen die Sorge zusätzliche Kräfte verlieh, brachen sie armdicke Äste von den Bäumen.
    Sie alle hatten Angehörige in St. Briand. Und sie wurden nur von einem einzigen Wunsch beherrscht: schnell zurück. Selbst Claude Lejeune, der chronische Meckerer, legte sich mit aller Macht ins Zeug.
    Dann wateten sie zurück zu dem steckengebliebenen Trecker. Jeder von ihnen war schwer mit Holz beladen. Nur Jean Marre hatte die Hände anfänglich frei. Auf ihn wartete eine schwere Last ganz anderer Art: Sein toter Bruder.
    Am Fahrzeug angekommen, unterlegten sie die Räder der Zugmaschine mit den Holzpflöcken. Tief waren die

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