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0078 - Im Geisterreich der Wikinger

0078 - Im Geisterreich der Wikinger

Titel: 0078 - Im Geisterreich der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Reifen mittlerweile eingesunken, und sie mußten Schwerstarbeit leisten. Aber es gelang ihnen in verhältnismäßig kurzer Zeit, den Rädern festen Halt zu geben.
    Jean Marre setzte sich ans Steuer. Der erste Versuch, den Traktor flottzumachen, mißlang. Der zweite ebenfalls und auch noch der dritte. Aber die Männer gaben nicht auf. Zu Fuß würden sie viel zu lange brauchen, um ihr Ziel zu erreichen.
    Und sie schafften es. Beim vierten Versuch rutschte der Trecker nicht wieder ab. Ganz langsam schoben sich die Räder aus dem Morast hinaus. Und kurz darauf – die anderen waren auf den Anhänger gesprungen – machte sich Jean Marre auf die Rückfahrt.
    Bald waren sie aus dem sumpfigen Wiesengelände heraus. Der Fischer konnte die ganze Kraft, die in der Maschine des Traktors steckte, auf die Erde bringen. Zwar ging sowohl am Trecker selbst, als auch am Anhänger einiges zu Bruch – der unebene Boden war nicht ideal als Rennstrecke – aber darauf nahmen sie keine Rücksicht. Jede Sekunde war ihnen unendlich kostbar.
    Dennoch gab es unterwegs einen Aufenthalt.
    Unter einem Baum sahen sie einen Mann sitzen.
    Col!
    Jean Marre bremste scharf. Ruckend kamen Zugmaschine und Anhänger zum Stehen.
    Fast lässig löste sich Col von seinem Baum und kletterte geschmeidig auf den Wagen.
    Sie alle sahen ihn entgeistert an.
    »Wo, zum Teufel, kommen Sie denn her?« blaffte Roger Legrand.
    Der Mann lächelte. Er sah aus, wie aus dem Ei gepellt. Kein Schmutz klebte an seinem Maßanzug. »Oh«, sagte er leichthin, »ich muß mich wohl bei Ihnen für meine Feigheit entschuldigen. Als ich dieses Ungeheuer, diesen riesigen Wolf sah, hat mich die Panik übermannt. Ich bin gelaufen und gelaufen, bis ich nicht mehr konnte. Können Sie mir noch einmal verzeihen?«
    »Komisch!« knurrte der Wasserskilehrer. »Kein Mensch hat Sie laufen sehen. Oder?«
    Lejeune und Marre schüttelten den Kopf. Zamorra enthielt sich jeder Äußerung. Er dachte nach.
    »Noch eins ist verdammt komisch«, meinte der Viehhändler. »Ihr Anzug! Sind Sie zwischendurch in einer chemischen Reinigung gewesen? Gucken Sie uns mal an! Wir sind von oben bis unten mit Dreck beschmiert. Und Sie?«
    »Und ich nicht?« fragte Col lächelnd zurück.
    Zamorra zuckte mit keiner Wimper, als er sah, daß Cols Anzug von einer Sekunde zur anderen so schmutzig wurde wie die Kleidung der ihrigen. Verkrusteter und frischer Schlamm nistete jetzt am Stoff, als sei er schon immer da gewesen. Lejeune, Legrand und Marre prallten regelrecht zurück.
    »Das gibt’s doch gar nicht«, murmelte Lejeune verstört. »Ich habe doch mit eigenen Augen gesehen…« Er brach ab, zuckte hilflos die Achseln.
    Zamorra schaltete sich ein. »Jean, Sie sollten weiterfahren«, forderte er den Fischer auf. »Wir verlieren hier nur unsere kostbare Zeit.«
    Der Einheimische nickte, ließ den Trecker wieder anrollen. Niemand sagte mehr ein Wort, als das Gefährt auf geradem Wege St. Briand entgegenholperte. Marre konnte sein Ziel nicht verfehlen.
    Der Feuerschein über dem Ort war ein zweifelsfreier Wegweiser.
    Düster betrachtete Professor Zamorra den Himmel. Das erwartete Unwetter war ausgeblieben. Die Abenddämmerung brach langsam herein. Dennoch war deutlich zu erkennen, daß die dunklen Wolken wieder aufs Meer hinauszogen. Wenn wirklich Wikinger nach St. Briand gekommen waren, dann schienen sie mit dem Wetter im Bunde gewesen zu sein. Erst waren sie vom Wind begünstigt worden, als sie sich der Küste näherten. Und nun wehte der Wind in umgekehrter Richtung. Ideale Voraussetzungen für ein schnelles Absetzmanöver.
    Zamorras Sorgen wuchsen ins Unermeßliche. Hoffentlich kamen sie nicht zu spät. Hoffentlich konnten sie noch etwas tun.
    Aber je näher sie St. Briand kamen, umso trügerischer wurden alle Hoffnungen. Mindestens der halbe Ort stand in hellen Flammen.
    Kein Lebenszeichen war zu entdecken. Wie es aussah, war St. Briand ein toter, brennender Ort.
    Und dann stießen sie auf die ersten Toten. Kurz vor den Häusern sahen sie einen umgestürzten Peugeot. Marre hielt den Trecker an.
    Die Männer sprangen vom Wagen, eilten auf den verunglückten Pkw zu.
    Zwei Männer lagen daneben. Zamorra erkannte sie – Touristen aus dem Belle-Ile. Der schlimme Verdacht, den sie hegten, bestätigte sich. Die beiden Männer waren ermordet worden. Mit großen Messern. Oder mit Schwertern.
    Sie konnten nichts mehr für die Toten tun.
    »Weiter!« rief der Professor und sprang wieder auf den Anhänger.
    »Machen Sie

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