0078 - Thoras Opfergang
sage ich es dem Chef? Ich bin auf dem Weg nach Gray Beast und von Rhodan beauftragt, auf der Venus Zwischenstation zu machen, um mit Ihnen zu sprechen, Villnoess ..."
General Conrad Deringhouse sprang auf und ging erregt im Zimmer auf und ab. Er, der kaltblütig in jeden gefährlichen Einsatz flog, fürchtete sich vor dem Augenblick, in dem er seinem Chef gegenübertrat mit der Aufgabe, ihn darüber zu unterrichten, daß es für seine Frau keine Hoffnung mehr gab.
Deringhouse hatte aus nächster Nähe miterlebt, wie die fast unwirklich schöne Arkonidin Thora und Perry Rhodan, der Baumeister der Dritten Macht und Schöpfer des Solaren Imperiums, sich menschlich immer nähergekommen waren, um schließlich ein Paar zu werden, das in dieser Verbindung das höchste Glück fand, das zwei Menschen mit ihren Herzen halten können.
Doch während Perry Rhodan durch das Physiotron auf dem geheimnisumwitterten Kunstplaneten Wanderer die lebensverlängernde Zelldusche erhielt und nicht mehr alterte, setzte dieser Prozeß bei Thora plötzlich ein und konnte durch terranische und aralonische Seren und Medikamente nur noch kurzfristig aufgehalten werden.
Rhodan hatte alles, was in seiner Macht lag, aufgeboten, um Thora vor dem furchtbaren Schicksal zu bewahren, an seiner Seite zur alten Frau zu werden, während er selbst der ewig junge, vitale Mann blieb.
Keines der Mittel, die Thora im Laufe der Zeit einnahm, hatte lang anhaltende Wirkung besessen, jedes neue Präparat setzte viel früher in seiner Wirkung aus, als es die Mediziner erwartet hatten. Immer deutlicher zeichnete sich ab, daß Thoras Körper alle Aktiva mobilisierte, um gegen diese Präparate anzukämpfen. Ihre Natur wehrte sich gegen diesen Eingriff!
Und dann, vor drei Monaten, wurde Thora über Nacht buchstäblich zur alten Frau! Sie hatte es festgestellt, bevor sie Perry am frühen Morgen begegnete. Sie hatte es ihm gesagt, während sie am Frühstückstisch zusammensaßen. Sie hatte ihn dabei angelächelt, und ihre Hand war über die seine mit einer unbeschreiblich zarten, von beglückender Liebe getragenen Geste geglitten.
Zwei Tränen standen in ihren Augenwinkeln, aber ihr Mund lächelte. Und als sie dann sein Gesicht in ihre Hände nahm, ihren Mann aus ihren großen, wunderbaren Augen ansah, sagte sie: „Perry, ich darf nicht weinen, dann wäre ich undankbar. Bei dir habe ich doch mein Glück gefunden, und daran will ich jetzt immer denken, wie glücklich du mich gemacht hast in all diesen Jahren."
Und dann nahm sie Abschied von ihm.
Noch am selben Tag brachte ein Schiff sie zur Venus, wo Thora ihren Bungalow Arkon in zweitausend Meter Höhe, am Fuße des Valta-Gebirges, aufsuchte.
Seit diesem Tag war ein Vierteljahr vergangen, und aus der rapid alternden Thora war eine tödlich erkrankte Frau geworden.
Vor vierundzwanzig Stunden Venuszeit hatte die letzte Blutuntersuchung dieses niederschmetternde Ergebnis erbracht.
Und jetzt lief General Deringhouse erregt im Arbeitszimmer des Chefarztes Villnoess auf und ab, die Hände hinter dem Rücken, und der kaltblütige General fürchtete sich, seinem Chef und Thoras Mann sagen zu müssen: „Perry Rhodan, deine Frau muß sterben!"
„Doktor ..." Deringhouse war vor Villnoess stehengeblieben, „Rhodan ist auch nur ein Mensch, kein Monument, kein lebloses Etwas ... Wie soll ich es ihm sagen? Geben Sie mir doch einen Rat!"
„Er weiß es", sagte Villnoess, „er hat gestern auch mit Professor Manoli gesprochen ..."
„Er weiß es ..." warf Deringhouse erregt dazwischen. „Ja, er weiß es. Aber ... verdammt noch mal, Doktor ... können Sie sich nicht vorstellen, daß Rhodan diese Tatsache nicht wahrhaben will? Er ist ihr Mann! Thora ist seine Frau. Er liebt sie... es hätte Ihnen einmal vergönnt sein müssen mitzuerleben, in welcher Harmonie beide gelebt haben! Thora ... ja, Thora, die Arkonidin, sie, die einstmals stolze, hochmütige, abweisende Fürstin aus einem uralten arkonidischen Herrschergeschlecht ... sie ist die gute Seele des Solaren Imperiums gewesen!
Ich rede jetzt keine Phrasen oder spreche mit falschem Pathos, ich sage nur das, was die wenigsten gewußt haben: Thora hat unseren Chef geführt, nicht mit Vorschriften, noch weniger mit Vorhaltungen oder Vorwürfen. Sie hat Rhodan damit geführt, indem sie seine Frau war und er das Glück, das er sich erträumte, bei ihr fand.
Und das soll jetzt alles zu Ende sein? Gerade jetzt, wo das Schicksal unseres winzigen Systems auf des Messers
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