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0079 - Das Gespensterschiff

0079 - Das Gespensterschiff

Titel: 0079 - Das Gespensterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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auf »Desert-Island« brannte lichterloh. Kapitän Wess Wilson sorgte dafür, daß ständig schwarzer Qualm hochstieg, indem er mit seiner Mütze immer wieder Seewasser über die Feuerstelle schüttelte und Holz und Blätter so damit tränkte.
    Bill und Nicole beobachteten den Himmel und warteten, daß Flugzeuge auftauchten, während Wess Wilson und die anderen sich die Augen nach Schiffen ausschauten.
    Weder die eine Gruppe noch die andere war erfolgreich.
    Es war Mittag geworden, der Brennstoff-Vorrat bis auf ein paar Überbleibsel zusammengeschrumpft.
    Und immer noch keine Rettung in Sicht.
    Die fünf Überlebenden der SEA-BELL waren durchgeschwitzt und abgekämpft. Wess Wilson entschied, daß man eine Pause machen würde, weil sich Hitze und harte Arbeit nicht vertrugen. Keiner der Gestrandeten war körperlich so durchtrainiert, daß er noch sehr lange hätte durchhalten können. Die Nähe des hell lodernden Feuers und der beißende, schwarze Qualm hatten ein übriges getan.
    Erschöpft ließ Bill sich neben Nicole zwischen hartes Dünengras sinken. Er legte sich auf den Rücken, um in den Himmel zu starren und auf ein Flugzeug zu hoffen. Bill Fleming hoffte vergeblich.
    Roual Carpentier kam mit einigen Kokosnüssen vorbei. Zwei davon ließ er neben Nicole und Bill in den weißen Sand fallen.
    »Ihr müßt euch einen Stein suchen und sie damit öffnen«, sagte er, und da wußte Bill, daß Wilsons Vorschlag, notfalls ein Floß zu bauen, nichts anderes als eine fromme Lüge gewesen war; wie das meiste andere auch, das er an diesem Vormittag von sich gegeben hatte. Sie hatten ja keine Werkzeuge, um Bäume zu fällen. Der Vorrat Kokosnüsse würde auch nicht ewig ausreichen.
    Da dachte auch Bill an seinen Freund Professor Zamorra.
    »Er müßte bereits in Nassau sein«, meinte er plötzlich, und Nicole brauchte nicht zu fragen, von wem Bill sprach.
    »Er wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen, damit er uns findet«, antwortete sie. »Ich denke schon die ganze Zeit intensiv an ihn. Vielleicht hilft ihm das, uns zu orten.«
    Nicole wußte nicht alles über Professor Zamorras silbernes Amulett. Doch sie wußte soviel, daß Zamorra es manchmal dazu benützte, Gedankenströme und Empfindungen auszumachen, weil das geheimnisvolle Medaillon wie ein mentaler Verstärker zu wirken schien. Was sie nicht wußte, war, über welche Entfernungen hinweg das Amulett auf diese Weise wirksam wurde.
    »Vielleicht«, brummte Bill Fleming. Als der geborene Skeptiker war er keineswegs so überzeugt. Er vertraute mehr auf den Notruf, den Carpentier noch hatte absetzen können. Andererseits — warum hatten sie dann noch keine Suchflugzeuge und Schiffe gesichtet? Hatte dieses Höllenschiff sie soweit von ihrem ursprünglichen Standort abgeschleppt?
    Bill hämmerte mit einem Stein auf einer Kokosnuß herum. Er hatte die Form eines steinzeitlichen Faustkeils. Als er die harte Schale durchbrochen hatte, reichte er die Nuß an Nicole weiter.
    »Trink vorsichtig«, sagte er dabei.
    »Wilson macht zwar auf Optimismus, aber mich täuscht er nicht. Wenn auf dieser verdammten Insel ganze dreißig Kokosnüsse zu finden sind, dann ist das schon viel. Und regnen wird es zu dieser Jahreszeit mit Sicherheit auch nicht.«
    »Zamorra wird kommen«, sagte Nicole und trank mit kleinen Schlucken. Die Kokosmilch war brühwarm und schmeckte schal. »Bestimmt hat er sich schon auf den Weg gemacht.«
    Ihre Augen suchten den Horizont ab, und der sah überall gleich aus. Dort wo Himmel und Wasser aufeinanderstießen, konnte man die Erdkrümmung erkennen.
    Und zwei Masten, die unvermutet aus den Fluten tauchten…
    Nicole wollte schon jubeln, doch ihr Schrei gefror ihr auf den Lippen, als sie das Schiff schon nach Sekunden wiedererkannte. Es schien über das Meer zu fliegen.
    Keiner der Überlebenden der SEA-BELL zählte die Sekunden, die Minuten, die die CARIBBEAN QUEEN nur brauchte, um sich ihrer kleinen Insel zu nähern. Als sie in eine winzige Bucht einlief, blieb das Deck des Gespensterschiffes leer. Wie ausgestorben wirkte es.
    Der Schoner sah aus wie ein gehobenes Wrack, das sich aus unerklärlichen Gründen über Wasser hielt. Die Seitenwände waren von Schalentieren und Algen übersät, die sie in der Dämmerung nicht mehr bemerkt hatten. Die Takelage hing teilweise in Fetzen wie das zerrissene Netz einer gigantischen Spinne.
    Und obwohl die CARIBBEAN QUEEN sich jetzt nicht mehr bewegte, standen die Segel gebläht, flatterte die Totenkopf-Fahne lautlos

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