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0079 - Das Gespensterschiff

0079 - Das Gespensterschiff

Titel: 0079 - Das Gespensterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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wäre es Limonade. Mit dem Handrücken wischte er sich den Mund ab.
    »Das war so«, fing er an. »So heruntergekommen wie ich jetzt bin, war ich vor drei Jahren noch nicht. Von der CARIBBEAN QUEEN und den Schauermärchen, die darüber im Umlauf sind, hatte ich natürlich auch gehört und sie so wenig ernst genommen wie alle anderen Skipper hier in der Gegend. Ich bin damals auf der SURTAIN als Zweiter Offizier mitgefahren. Kein besonderes Schiff. Ein Frachter, der hauptsächlich Bananen von Guatemala nach New Orleans schipperte. Eine Strecke von gerade vier Tagen, wenn wir nicht in einen Sturm gerieten. Die Heuer war miserabel, und wie auf allen Booten zwischen Mittelamerika und den Staaten haben auch wir geschmuggelt. Wenn ein Schiff der Coast Guard auftauchte, mußten wir kleinere Umwege machen. Einer dieser Umwege trieb uns in die Gegend der Bimini-Islands. Es war schon Nacht geworden. Eine mondhelle Nacht. Ich erinnere mich daran, als wär’s gestern gewesen. Da tauchte plötzlich ein uralter Zweimastschoner britischer Bauart neben unserer SURTAIN auf. Wir hatten ein wenig gefeiert, weil wir der Coast-Guard ein Schnippchen schlagen konnten. Und dann wurden wir von diesem verrückten Schiff her mit Kanonenkugeln angegriffen. Uralten Dingern. Aber die trafen vielleicht, kann ich Ihnen sagen. Die schossen uns die SURTAIN unter dem Hintern weg. Bevor wir überhaupt richtig kapiert hatten, was da los war, sackte unser Kahn schon ab. Und jetzt bekommen Sie die reine Wahrheit zu hören, Sir. Mein zweites Bein soll mir auf der Stelle abfallen, wenn’s nicht stimmt! Aber auf diesem Segelschiff waren keine Menschen. Keine richtigen. Lauter Skelette liefen da herum. Sie hatten Waffen wie in den Seeräuberfilmen. Alte Musketen, Beile und Nackenbrecher. Säbel natürlich auch. Die Gestalten kamen herüber zur untergehenden SURTAIN und griffen sich, was noch an Leuten übrig geblieben war. Viele waren es nicht mehr. Die meisten hatten sich ein Beiboot gekappt und ruderten davon. Eine Kugel von der CARIBBEAN QUEEN holte sie ein. Wuff! Und keine Kameraden mehr. Mich und noch zwei andere haben sie auf die Planken des Schoners geschleppt. Als sie mich an einem Mast festbinden wollten, drehte ich durch. Ich bin auf die losgegangen, wie sie vorher auf uns. Einen brachte ich über Bord, doch dann waren sie mit einem Mal alle über mir. Ich hab gekotzt, was ich im Magen hatte. Vor lauter Angst habe ich mir noch in die Hosen gemacht, und da banden sie mich fest. Dabei habe ich auch ihren Käptn gesehen. Diesen Hawk. Alexander Hawk hieß er früher mit vollem Namen. Aber das kommt später noch. Auf einem alten Kupferstich habe ich ihn wiedererkannt. Dann, kam das mit dem Kielholen. Ich war halb besinnungslos vor Angst. Sie hatten mir die Stricke um Handgelenke und Beine gebunden, um mich unter dem Rumpf des Schoners durchzuziehen. Ein Hai hatte nur darauf gewartet. Zum Glück biß er auch die Fesselung durch, so daß ich beim Auftauchen die Arme wieder bewegen konnte. Dann hatte ich ein zweites Mal höllisches Schwein. Beim Auftauchen befand ich mich gerade neben einigen Wrackteilen von der SURTAIN. An denen konnte ich mich festklammern und auch noch hinaufkriechen. Die von der CARIBBEAN QUEEN haben sich nicht mehr um mich gekümmert. Nur ihr schepperndes Gelächter habe ich noch gehört, und ich höre es heute noch, wenn ich nicht viel genug zum Saufen bekomme.«
    Zamorra hatte Mat Sarp kein einziges Mal unterbrochen, und er ließ es auch geschehen, daß Sarp nun wie ein Verdurstender nach der Rumflasche griff und sie an die Lippen setzte, ohne ein Glas zu benützen. Der Einbeinige trank in gierigen Zügen.
    »Heavens, hat das jetzt gut getan«, schnappte er. »Sie brauchen mir die Flasche nicht wegzunehmen, Sir. Sie bekommen den Rest meiner Geschichte auch noch. Ich bin nicht betrunken. Nur ein wenig betäubt. Ich schaff’s schon seit einem Jahr nicht mehr, mich zu betrinken.«
    »Kommen Sie zu einem Ende«, sagte Zamorra. Um seinen Hals brannte das silberne Amulett. Es gab ihm ein Zeichen. Sein Gegenüber hatte ihn nicht mit einer einzigen Silbe belogen. Er mußte mit Wesen aus dem Zwischenreich körperlichen Kontakt gehabt haben, denn sonst hätte das Amulett nicht auf seine Schwingungen angesprochen. Das Amulett reagierte empfindlicher als ein Seismograph auf die Ausstrahlungen der Menschen und der Dämonen. Aus diesem ominösen Käptn Hawk mußte ein sehr starker Dämon oder ein von einem sehr starken Dämon Besessener

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