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0079 - Das Gespensterschiff

0079 - Das Gespensterschiff

Titel: 0079 - Das Gespensterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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geworden sein.
    »Das Ende ist schnell erzählt«, meinte Mat Sarp. Seine Stimme hatte sich zu einem heiseren Flüstern gesenkt. »Zwei Tage später fischte mich ein Amüsierdampfer aus der See und brachte mich hierher zurück nach Nassau. Das Amputieren hatte der Hai besser besorgt als die Knochensäge eines Arztes aus der chirurgischen Abteilung. Doch am Wundbrand wäre ich beinahe krepiert. Als mein Bein ausgeheilt war, streckten sie mich in eine psychiatrische Klinik und entließen mich erst wieder, als ich denen vorspielte, meine Geschichte mit Käptn Hawk und der CARIBBEAN QUEEN wäre erstunken und erlogen. Diese verdammten Kleingeister! Ich mußte ihnen sagen, daß unsere SURTAIN in einen Taifun geraten sei, und daß ich mir alles andere eingebildet hätte. Aber ich hab mir das nicht eingebildet! Bei allen Teufeln dieser Welt — ich weiß genau, was ich damals sagte und was ich heute immer noch behaupte: Ich bin auf einem Gespensterschiff gewesen.«
    »Und was macht dich so sicher?« fragte Zamorra. »Warum willst du ausschließen, daß du deine Informationen nicht doch nur dem Fieber vom Wundbrand verdankst?«
    Mat Sarp kicherte freudlos. Auch diesmal ließ Zamorra es zu, daß der Mann sich aus der Flasche bediente. Seine Finger zitterten wie Espenlaub. Er verschluckte sich.
    »Und ob ich das weiß, daß ich nicht gesponnen habe«, ächzte der Einbeinige. »Hier in Nassau gibt es ein wunderbares Schiffahrts-Museum. Sie haben auch eine Menge uralter Bücher hier, und in denen habe ich ein wenig herumgeblättert. Weil ich oft genug in Mittelamerika zu tun hatte, konnte ich auch Spanisch. Ich habe die alten Texte entziffert. Die CARIBBEAN QUEEN und einen Käpt’n Hawk hat es wirklich einmal gegeben. Allerdings vor knapp 300 Jahren.«
    Zamorra schwieg. Er hätte jetzt selbst einen Drink gebraucht, und er bestellte sich auch einen. Der Mischling hinter der Theke brachte einen Daiquiri, mit Soda gespritzt. Und auch dieses Glas war frisch poliert. Professor Zamorra hatte schon eine Zeche gemacht, die es dem Mann hinter dem Tresen erlauben würde, sein Etablissement für einen ganzen Tag zu schließen und trotzdem nicht draufzuzahlen.
    Der Professor nippte trotzdem nur an seinem Long-Drink.
    »Was hast du in diesem Museum erfahren?«
    »Alles, was ich wissen mußte, um mir selbst bestätigen zu können, daß ich tatsächlich nicht verrückt bin. Für mich war das ungeheuer wichtig. Wissen Sie, wie man mich hier schon nennt?« Er lachte bitter. »Käptn Hawk, II., nennen sie mich hier im Hafen. Sie sind durch die Bank idiotische Ignoranten und Besserwisser. Die sehen noch nicht einmal das eigene Brett vor ihrem Hirn.«
    »Was weißt du über diesen Käpt’n Hawk?«
    »Er war anfangs ein Pirat der englischen Königin«, erklärte Mat Sarp. »Er ist im Jahre 1688 von Plymouth aus in See gestochen. Sein offizieller Auftrag lautete, jedes Schiff einer anderen Nation zu kapern und die Beute heim ins Reich zu bringen. Ein paar Jahre tat er das auch, doch dann muß ihm aufgefallen sein, daß er auf eigene Rechnung wesentlich mehr kassieren konnte. Er sagte sich von der Krone los und arbeitete ab 1697 ausschließlich auf eigene Faust und eigene Rechnung. Er überfiel nicht mehr nur die Schiffe fremder Nationen sondern auch die der Engländer. Käptn Hawk wurde von sämtlichen Schiffen der Karibik gejagt.
    Aber das Tollste kommt noch. Am 4. März 1708 wurde seine CARIBBEAN QUEEN von drei spanischen Schiffen aufgebracht und geentert. Es waren die PUNTA, die SARAGOSSA und die BEL SOL. Käptn Hawk wurde samt seinem Schiff nach Porto Caguas gebracht. Costa Rica gehörte damals zeitweise den Spaniern. Käptn Hawk sollte bei der Festung San Miguel hingerichtet werden. Zusammen mit dem Rest seiner Mannschaft.
    Die Hinrichtung sollte im Hafen und an Deck der CARIBBEAN QUEEN stattfinden. Zeitgenössischen Berichten zufolge hat Käptn Alexander nur gelacht, als der Henker sein Beil schwang und die Männer seiner Mannschaft einen nach dem anderen köpfte. Die Planken des Zweimastschoners sollen knöcheltief mit Blut bedeckt gewesen sein.
    Käptn Hawk kam als letzter an die Reihe. »Mich schützt der Fluch eines Priesters«, sollen seine letzten Worte gewesen sein. »Mich bringt ihr niemals um. Ich bin verurteilt, die Meere bis zum Jüngsten Tag zu durchkreuzen.« Dann legte er seinen Kopf auf den Richtblock. Der Scharfrichter schlug zu. Der Überlieferung nach hat er drei Beile stumpf gemacht. Der Kopf von Alexander Hawk ließ sich

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