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0079 - Das Gespensterschiff

0079 - Das Gespensterschiff

Titel: 0079 - Das Gespensterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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nicht vom Rumpf trennen. Dafür verspottete er die Soldaten und die Schergen des damaligen Stadthalters mit den unflätigsten Ausdrücken.
    Dann entriß er dem Scharfrichter das letzte Beil und richtete unter den spanischen Honoratioren ein fürchterliches Blutbad an. Die Köpfe der Hingerichteten begannen über das Deck zu rollen und vereinigten sich wieder mit den Rümpfen ihrer ehemaligen Träger zu einem Ganzen. Die Crew des Satans warf den Rest der Fremden über Bord und setzte die Segel.
    Die Kanonen aus der Festung konnten der CARIBBEAN QUEEN nichts anhaben. Die Kugeln schlugen riesige Bögen um das Schiff und versackten wirkungslos im Meer. Danach getraute sich niemand mehr, die Verfolgung aufzunehmen.
    Seither kreuzt das Gespenster-Schiff durch die Karibik.«
    Professor Zamorra hatte seinen Daiquiri ausgetrunken. Er wußte — nur die allerwenigsten Geschichtsschreiber hatten die Historie wissentlich verfälscht. Wenn diese Begebenheit schon in alten Folianten auftauchte, dann mußte sie sich so oder so ähnlich auch zugetragen haben, selbst wenn man die überschweifende Phantasie einem unglaublichen Ereignis gegenüber noch in Abrechnung stellte Ein ganzes Korn Wahrheit mußte an der Geschichte sein. Nichts sprach dagegen. Alles dafür.
    »Wo ist die SURTAIN untergegangen?« wollte Professor Zamorra plötzlich wissen.
    Mat Sarp überlegte nur kurz.
    »Genau kann ich das nicht sagen. Mit Navigation hatte ich kaum etwas zu tun. Aber es müßte ungefähr 25 Grad nördliche, 81 Grad westliche Breite gewesen sein. In der Nähe der Bimini-Islands.«
    Diese Position hatte in etwa auch der Funker der SEA-BELL in seinem letzten Notruf durchgegeben.
    Es mußte einen Zusammenhang zwischen der Erzählung dieses einbeinigen Matrosen und dem Verschwinden der Yacht geben. Professor Zamorra kannte ihn noch nicht, doch offensichtlich konnte dieser ominöse Käptn Hawk nicht an allen beliebigen Orten aktiv werden. Ein Bann mußte ihn festhalten, mußte seinen gespenstischen Tatendrang geographisch eingrenzen.
    »Weißt du auch etwas über diesen Fluch?« fragte Zamorra prompt.
    »Gelesen habe ich nichts darüber«, antwortete Mat Sarp. »Bis auf das, was ich Ihnen schon erzählt habe. Aber ein paar Legenden haben sich erhalten. Seemannsgarn, würden die Skipper im Hafen hier sagen.«
    »Erzählen Sie mir die, von der Sie glauben, daß sie der Wahrheit noch am nächsten kommen könnte.«
    Professor Zamorra war unwillkürlich zum »Sie« übergewechselt. Vielleicht — ja sehr wahrscheinlich sogar — hatte Mat Sarp ihm in seinen Nachforschungen mehr geholfen, als er es sich unten beim Gebäude der Hafenbehörde noch zu erträumen gewagt hatte.
    Der Mann sah ihn an. Lange und forschend. Nichts mehr von glasigen Augen. Sein Blick war klar.
    »Sie wollen doch hoffentlich nicht in diese Gegend?« Kam es schließlich gepreßt. »Es wäre schade um Leute, die mir zwei Bottles besten Rums bezahlen.«
    »Die Legende«, sagte Zamorra und schaute gleichzeitig auf die Armbanduhr. Es war beinahe Mittag geworden. Das Lokal hatte sich bis auf zwei Tische und ein Drittel der Theke gefüllt. Er hatte es nicht einmal bemerkt.
    »Wie Sie wollen«, meinte Mat Sarp. »Ich hätte Sie gerne wieder von Ihrem Wahnsinns-Unternehmen abgebracht. Aber die Legende können Sie natürlich haben. Käptn Hawk hat irgendeine spanische Galeone gekapert. Den Namen weiß ich nicht mehr. Aber an Bord hatte sich ein spanischer Priester gefunden. Ein Ordenspriester. Angeblich ein Franziskaner. Und seine Kutte und ihn selber hab’ ich ja auch an der Rahe baumeln sehen, als sie mich auf die QUEEN geschleppt hatten. Der Priester soll ein ziemlich heiliger Mann gewesen sein. Mit viel Macht in Spanien und wohl auch bei seinem Gott. Er hat Käptn Hawk noch Minuten vor seinem Tod verflucht. Angeblich. Er solle für immer als Untoter die Karibik durchkreuzen. Er solle nicht die Gnade bekommen, auch nur vor seinen Schöpfer treten zu dürfen. Was weiß ich, was der Padre genau gesagt haben soll. Ich fürchte nur, daß sein Spruch eine Wirkung gehabt hat, die er bestimmt nicht beabsichtigt hatte. Käptn Hawk beschränkt sich nicht darauf, nur nicht endgültig tot zu werden. Der Padre hat ihm offenbar sein blutiges Handwerk nicht verboten.«
    »Und wo wurde diese spanische Galeone von Käptn Hawks Meute aufgebracht?«
    Mat Sarp grinste dünn.
    »Ungefähr da, wo auch die SURTAIN gesunken ist. Und die SEA-BELL. Und vermutlich noch ein paar weitere Schiffe.«
    ***
    Das Feuer

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