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0079 - Der Tyrann von Venedig

0079 - Der Tyrann von Venedig

Titel: 0079 - Der Tyrann von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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Anweisungen erhalten.
    Eine Wolldecke senkte sich auf meinen Kopf. Aus und vorbei! Ich war den Sendboten des Schwarzen Dogen wehrlos ausgeliefert!
    ***
    »Wo John nur so lange bleibt!« Jane sah sich unruhig in der Hotelbar um. »Hallo, Suko, wärst du so nett, mir einen Moment zuzuhören?«
    »Suko, Jane möchte etwas von dir.« Shao stieß ihren Freund leicht an, damit er endlich aufmerksam wurde. Verständnislos sah eine blonde Privatdetektivin an.
    »Findest du nicht«, fragte Suko, »daß John schon lange weg ist?«
    Jane grinste ihm unverhohlen ins Gesicht. »Du bist unbezahlbar!« Sie glitt vom Hocker. »Ich sehe einmal nach. Wenn ich in einer Woche noch nicht zurück bin, sucht mich!«
    »Ist gut«, murmelte Suko, runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Meinst du nicht, daß Jane sich in letzter Zeit merkwürdig benimmt?« fragte er seine Freundin.
    »Du benimmst dich merkwürdig«, stellte Shao mit einem strahlenden Lächeln fest. »Aber ich mag das an dir!«
    Mehr hörte Jane Collins nicht. Die Sorge um mich trieb sie an. Hastig durchquerte sie die Halle, in der nichts von mir und der jungen Witwe zu sehen war.
    »Wohin ist Mr. Sinclair gegangen?« rief sie dem Angestellten an der Rezeption zu. Der junge Mann in der grauen Uniform deutete nach draußen.
    Jane trat ins Freie. Da drüben, die schwarzgekleidete Gestalt!
    »Signora Sina!« Jane winkte der jungen Witwe zu.
    Die Frau wirbelte herum. Für einen Moment sah Jane ihr entsetztes Gesicht, dann ergriff sie auch schon die Flucht.
    Ehe Jane sie einholte, war sie in dem Menschengewirr des Hauptweges untergetaucht. Einheimische und Touristen drängten sich auf der schmalen Straße, obwohl es bereits auf Mitternacht zuging.
    Verwirrt kehrte Jane um. Was war nur geschehen? Wieso floh Francesca Sina vor ihr? Sie mußte doch wissen, daß ihr keine Gefahr drohte!
    Vor allem aber wo war John? Jane tippte gleich darauf, daß ich gekidnappt worden war und daß Signora Sina beteiligt war. Hätte ich nämlich einen Dämon oder Verbrecher verfolgt, wäre die Witwe bestimmt in das Hotel gekommen, um es zu melden!
    Als Jane die Halle betreten wollte, kamen ihr Suko und Shao entgegen. Es hatte ihnen also doch zu lange gedauert. Jane berichtete knapp, was sie beobachtet hatte.
    »Wir müssen John suchen!« entschied Suko und schickte Shao auf ihr Zimmer. Er wollte sie keiner Gefahr aussetzen.
    Sie ließen sich ein Taxi kommen. »Ich ziehe eine normale Stadt vor«, murmelte Suko unzufrieden, als das Boot Fahrt aufnahm und auf den Markusplatz zuhielt. »Dort kann man selbst in ein Auto steigen und losfahren!«
    Jane sagte nichts. Sie hatten keine Anhaltspunkte, wo sie suchen sollten. Deshalb hielt sie nach allem Ungewöhnlichen Ausschau. Von Zeit zu Zeit rief sie dem Fahrer ihres Bootes zu, daß er den Kurs ändern sollte.
    Vom Canal Grande zweigten zahlreiche Seitenkanäle ab. Vorausgesetzt, ich war überhaupt auf dem Wasser entführt worden, konnten die Kidnapper schon über alle Berge oder besser, über alle Wellen sein.
    »Fahren wir den Weg, den die Gondeln heute abend genommen haben«, schlug Suko vor.
    Jane war sofort einverstanden. In der Nähe des Arsenals hatten sie genau so viele oder wenige Chancen wie anderswo sonst. Sie gab dem Fahrer die nötigen Anweisungen und spannte sich, als das Taxiboot in den einen unbeleuchteten Kanal einbog.
    »Hast du das gesehen?« fragte Suko leise.
    Jane musterte ihn irritiert und schüttelte den Kopf.
    »An der Einmündung hing eines der üblichen Verkehrsschilder.« Suko sah sich unbehaglich um. »Und zwar Hinfahrt verboten, wie bei einer Einbahn! Warum fährt er dann doch hier herein?«
    »Man sagt den Italienern doch nach, daß sie es nicht so genau mit den Verkehrsregeln halten«, meinte Jane.
    Suko warf einen Blick nach vorne, wo der Fahrer aufrecht am Lenkrad stand. Im nächsten Moment stieß Suko eine Verwünschung aus.
    Der Fahrer drehte sich um. Er grinste ihnen höhnisch entgegen.
    Jane stieß einen Schrei aus.
    Nicht wegen des höhnischen Grinsens, sondern weil der Mann keine Augen besaß!
    ***
    Schon längst hatte ich die Orientierung verloren. Rein gefühlsmäßig hätte ich darauf getippt, daß ich mich in der Nähe des Arsenals, des militärischen Stützpunktes in Venedig, befand. Die Stadt zog sich jedoch noch weit ausladend in die Lagune hinein, und ich wußte nicht, mit welcher Geschwindigkeit mich meine Entführer durch die Kanäle schaukelten. Es war nämlich nichts mehr zu hören, kein Ruderschlag,

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