0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß
gegeben haben —, versuchen geschäftstüchtige Firmen, hier Kobalt zu horten, um es später mit'respektablem Gewinn weiterzuleiten.«
»Und drüben versuchen Firmen solches mit respektablem Gewinn so lange zu verkaufen, wie sich das Geschäft lohnt«, fuhr ich fort.
»Sehr richtig«, nickte Mr. Todd. »Um die Profitspanne noch zu vergrößern, also um die relativ hohen Zollgebühren zu sparen, wird die Ware über die Grenze geschmuggelt. Sie werden mich fragen, warum die Regierungen in bezug auf Kobalt so lange gezögert haben? Weil bis vor einem Jahr weder beiuns noch in Kanada Kobalt in größeren Mengen gefördert wurde. Erst die Entdeckung riesiger Lagerstätten im hohen Norden am Jennings Lake brachten das Wort Kobalt ins Blickfeld der zuständigen Sachbearbeiter. Deshalb haben sich hier im Grenzgebiet dunkle Ehrenmänner eingefunden, zu Gangs zusammengeschlossen, um die Schmuggelei im großen zu betreiben. Im kleinen lohnt es sich nicht.«
Mr. Todds Gesicht bekam einen grimmigen Ausdruck, als er fortfuhr.
»Wir tun, was wir können. Die Beamten sind Tag und Nacht auf den Beinen. Aber sehen Sie sich bitte einmal die Karte hier an, Mr. Cotton, dann werden Sie verstehen, warum es uns nicht gelingt, des Schmuggelunwesens Herr zu werden. Der mit Tausenden von Schlupfwinkeln versehene Südzipfel Kanadas ist von Seen flankiert, und jenseits der Seen gibt es auf unserer Seite genauso viele Schlupfwinkel. Vom Lake Superior über Lake Huron, St. Clair und Erie bis zum Lake Ontario sind es rund vierzehntausend Meilen. Bei klarer Sicht wagen sich die Schmuggel-Gangster natürlich nicht aus ihren Löchern, aber sobald es diesig ist, regnet oder schneit, finden ihre schnellen Boote immer wieder Stellen, durch die sie schlüpfen können. Gewiß haben wir den Befehl, wenn ein verdächtiges Fahrzeug auf dreimaliges Stoppsignal nicht anhält, zu schießen, aber was macht es schon, erwischen wir zwei oder drei Boote in einer Nacht! Zwanzig kommen durch. Aber seit vorgestern haben wir zehn neue Schnellboote. Ich hoffe sehr, den Halunken damit die Hölle so heiß wie nur möglich zu machen.«
»Dann erfolgt der Transport des Kobalts — sagen wir vom Lake Jennings bis nach Windsor — legal.«
»Jawohl, die kanadische Polizei kann nichts dagegen unternehmen, solange das Ausfuhrverbot noch nicht in Kraft getreten ist. Und wir ebenfalls nicht, wenn die Ware ordnungsgemäß verzollt wird. Mich erinnert der Kobalt-Run mit peinlicher Genauigkeit an die Zeiten der Prohibition. Nur mit dem kleinen Unterschied, daß damals alkoholische Getränke von Kanada nach den ›trockengelegten‹ USA geschmuggelt wurden. Es ist die höchste Zeit, daß die Polizei uns zu Hilfe kommt. Besonders die sich hier in Buffalo aufhaltenden Gangster müßten einmal ausgeräuchert werden. Wenn man Ungeziefer vernichten will, muß man die Nester finden und verbrennen.«
»Deshalb hat sich das FBI ja auch eingeschaltet, Mr. Todd«, sagte ich. »Ich bitte Sie, keinem etwas von meinem Besuch bei Ihnen zu erzählen. Jedenfalls nicht, bevor die von Ihnen erwähnten Nester verbrannt sind. Das kann ich Ihnen jetzt schon verraten: Die Nester kennen wir. Der große Schlag wird bald folgen. Und nun möchte ich einmal mit der Mordkommission telefonieren.«
***
Ich mußte laut lachen, als ich den veränderten Phil sah. Sein Gesicht war geschwollen, die Augen kaum zu erkennen. Sonst in seiner Kleidung sehr auf Korrektheit bedacht, trug er jetzt einen fleckigen Anzug. Hemd und Schuhe paßten dazu.
Er wollte auch lachen, als ich ins Zimmer trat, aber es ging nicht so recht. Die ihm von unserem aus New York herübergekommenen Kollegen verabfolgte Spritze hatte das Gesicht derart anschwellen lassen, daß ein Verziehen dés Mundes schwerfiel.
»Hält genau vier Tage und Nächte an«, erklärte der alte Neville und betrachtete mit befriedigter Miene sein Kunstwerk.
Ich schüttelte dem Kontaktmann die Hand. Wir vom Außendienst schätzten ihn. Er gehörte noch zur alten Garde, die sich einst mit den Revolvermännern eines Al Capone, Jake Landsky, Jeff Meyer und Charles Gioe, genannt Kirschnase, herumgeschossen hatte. Wegen seines Alters wurde er jetzt nur noch im Innendienst verwendet. Er besaß das uneingeschränkte Vertrauen unseres Chefs, der wußte, daß er sich auf den Veteranen verlassen konnte. Und uns war er unentbehrlich geworden, weil er zu jeder Stunde bereit war, Hilfestellung zu geben.
»Ihr habt mich immer mitleidig belächelt«, polterte er gleich los,
Weitere Kostenlose Bücher