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0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß

0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß

Titel: 0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir hetzten den Kobalt-Boß
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sich zusammen. Ich ließ ihn fallen.
    Bis jetzt war noch keiner aus der Bar den beiden Messerhelden zu Hilfe gekommen. Das Rumpeln von Stühlen, Stöhnen und Trampeln konnten sie nicht überhört haben. Komisch, dachte ich, warum stürmen sie nicht herein?
    Ich zog meine Pistole aus der Hosentasche, entsicherte, nahm derart Rückendeckung, daß ich sowohl die beiden am Boden Liegenden als auch die Tür im Schußfeld hatte, und wartete. Das Schiebefensterehen aus Milchglas öffnete sich einen Spalt breit, zwei Augen blickten herein, sahen eine auf sie gerichtete Pistolenmündung. Das Fensterchen klappte schnell wieder zu.
    Jetzt kommen sie bestimmt, dachte ich. Aber nichts dergleichen geschah. Schnell beförderte ich noch die beiden herumliegenden Messer mit zwei Fußtritten unter die Anrichte.
    Endlich öffnete sich die Tür. Ich erwartete eine mit Gebrüll hereinstürmende Bande von Gangstern — aber es war eine Frau. Und zwar allein. Keine Pistole sah ich in ihrer Hand, auch kein Messer, sondern eine Zigarette.
    Sie war drei oder vier Zentimeter größer als ich, hatte etwas Männliches an sich und schien auf ihr Äußeres keinen Wert zu legen. Ihr blondes Haar zeigte an den Wurzeln dunkle Naturfarbe und hatte eine Schere nötig. Ihre Oberlippe war an der einen Seite höher mit Lippenstift bemalt als an der anderen. Sie trug unter einer geöffnete Pelzjacke ein Kleid, das an der einen Seite offenstand, weil sie versäumt hatte, die Druckknöpfe zu schließen.
    »Meine Hochachtung«, sagte sie und zeigte mit der Zigarette auf die beiden am Boden liegenden Burschen, die im Begriff waren, langsam wieder zu sich zu kommen. »Wie ich sehe, verstehst du was von Jiu-Jitsu.« Ihre Stimme war von aufreizender Trägheit.
    »Meine Spezialität«, erwiderte ich. »Habe ich das Vergnügen, mit der Besitzerin dieses Etablissements zu sprechen?«
    »Nein, ich bin hier nur Gast.«
    Sie versetzte den Messerhelden einen Fußtritt und befahl: »Los, aufstehen! Und dann raus mit euch!«
    Die beiden gehorchten ohne Widerworte.
    ***
    Jetzt wußte ich, wen ich vor mir hatte: Fluffy Elihu, die Schwester des Gangsterbosses Mac mit der Hasenscharte, von dem Mr. High vermutete, er sei in Wirklichkeit der gesuchte »Kobalt-Boß« Camille Croughs. Leider besaßen wir im Archiv in New York kein Foto von Helen Baran, der Geliebten Croughs. Ich nahm mir vor, den Chef beim nächsten Telefongespräch zu veranlassen, Fotos und Fingerabdrücke aus Brüssel kommen zu lassen.
    »Setz dich!« befahl sie und angelte mit dem Fuß für sich selbst einen Stuhl. »Du gehörst seit wenigen Tagen zu den Leuten von Tom Robles«, begann sie, »wurdest von Bill und Tobby nach Windsor geschleust, um dort bei Harry McCoy, dem Zwerg, zu arbeiten. Warum, zum Teufel, bis du plötzlich wieder hier?«
    »Ich gab im Goldenen Anker in Windsor meinen Einstand, die Boys waren blau, machten Krach, die Cops tauchten auf und nahmen uns alle mit zur Wache. Noch in der gleichen Nacht schob man mich als unerwünscht über die Grenze ab. Sehen Sie, Madam, deshalb bin ich wieder in Buffalo.«
    »Ich bin nicht verheiratet. Nenn mich Fluffy!«
    »Okay, Miß Fluffy.« Ich grinste und verbeugte mich.
    »Du kennst mich also? Wieso?«
    »Ich bitte Sie, Miß — ich gehörte noch keine zwei Stunden zum Verein, da erzählten mir die Kollegen schon von Ihnen. Sie wären sehr geschäftstüchtig und unterstützten Ihren Bruder bestens. Ohne Sie hätte er die Verbindung mit drüben nicht so bald bekommen.«
    Wie ich innerlich schmunzelnd feststellte, schien meine faustdick aufgetragene Lobhudelei anzukommen. Mochte dieses Mannweib auch keinen Wert auf ihr Äußeres legen, für Schmeicheleien war sie empfänglich.
    »Darf ich mir eine Frage erlauben, Miß Fluffy?«
    »Raus damit!«
    »Warum wollten mit Ihre Leute eigentlich die Kehle durchschneiden?«
    »Zwei erkannten dich auf der Straße und lotsten dich hierher. Zwischen uns und Tom the Mex herrscht Feindschaft. Wir haben ihm zweimal die Hand geboten, er will nicht. Und da du zu unseren Gegner gehörst, solltest du zuerst gekitzelt und dann gezwungen werden, Über die Konkurrenz zu reden. Ich kam in die Bar, während man glaubte, die beiden würden dich in die Zange nehmen. Aber umgekehrt war es der Fall. So ein Mann erweckt mein Interesse. Und deshalb sitze ich hier und unterhalte mich mit dir. Oder glaubst du, ich täte so etwas mit anderen, die weiter nichts sind als hirnlose Killer?«
    »Ich weiß die Ehre zu schätzen, Miß Fluffy«,

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