0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß
haben.«
»Woher nehmen?« fragte ich. »Wie kannst du im voraus wissen: der ist polizeifromm, der andere hält es mit Gangstern?«
»Ich werde nach Einbruch der Dunkelheit aus einer öffentlichen Fernspreehstelle mit dem Chef sprechen und ihn bitten, uns Mr. Neville einige Tage hierzulassen. Mr. Neville mietet sich in einer gut beleumdeten Privatpension ein Zimmer mit Telefonanschluß. Auf diese Weise besteht nicht nur Kontakt zwischen uns beiden, sondern auch zwischen uns und dem Chef in New York und dem Polizeichef in Buffalo.«
»Der Gedanke ist gut«, sagte ich, »aber ich hoffe sehr, nicht nach Windsor geschickt zu werden, weil ich brennend gern feststellen möchte, ob wir Camille Croughs und sein Liebchen Helen Baran erwischt haben.«
»Das überlaß getrost mir«, meinte Phil. »Mit einem Kürbiskopf und in dieser Aufmachung erkennen mich beide bestimmt nicht wieder.«
***
Ich verließ das Gebäude aber nicht durch den Haupteingang, sondern kletterte über etliche Mauern und Gerümpelhaufen, um in den Nachbarhof zu gelangen. Von dort ging ich einfach durch die Hintertür hinein und zur Vordertür hinaus.
Vor einem Schaufenster mit Damenkonfektion blieb ich stehen. Und was sah mein Spiegelbild? Auf der anderen Straßenseite stand ein Kerl, der auffälliges Interesse an meiner Person offenbarte. Ich erkannte ihn sofort wieder. In der Cataract Bar hatte er an dem Tresen gestanden.
Ich schlenderte über die Fahrbahn, und als ich in seine Nähe kam, steckte ich eine Zigarette in den Mund und tat so, als suchte ich nach Streichhölzern.
Ich tippte ihm auf die Schulter. »Haben Sie Feuer?« fragte ich.
Er wurde bis über beide Ohren rot und knipste sein Feuerzeug an. Ich hielt ihm die Packung hin.
»Gute Marke«, grinste ich. »Anstatt Räuber und Gendarm zu spielen, können wir ja auch zusammen weitergehen.«
Er wußte nicht recht, was er sagen sollte, bekam aber ein »Na schön« heraus. Es hörte sich mehr nach einem Knurren an.
»Wohl Befehl vom Boß, genauer von seiner Schwester?« grinste ich ihn an.
»Das ist doch Blödsinn! Wenn ich will, schlage ich dir ein Schnippchen nach dem anderen.«
»Das wirst du gefälligst bleibenlassen! Ich soll aufpassen, daß du nicht abhaust.«
»Noch andere Befehle?«
»Was du treibst und so.«
»Richte der Miß aus, ich dächte gar nicht ans Abhauen! Dafür bin ich viel zu sehr erpicht auf Dollars. Einen wohlgemeinten Rat gebe ich dir: Komm mir ja nicht nach in Joes Inn! Wenn dich die Leute von Tom the Mex sehen, prügeln sie dich windelweich.«
»Hinein soll ich auch gar nicht, nur draußen warten. Und wenn du wieder rauskommst, dir nachgehen.«
Da hatte Fluffy ja einen intelligenten Burschen zu meiner Beschattung ausgesucht, dachte ich belustigt und nahm mir vor, ihn abzuhängen.
Als wir auf die Hauptstraße kamen, sagte ich, er möchte einen Augenblick warten, ich wollte mir schnell bei Woolworth ein Paar Schnürsenkel kaufen. Ich ging durch eine der beiden Drehtüren einmal ganz herum, bis ich wieder draußen war. Wie erwartet, war mein Beschatter mir gefolgt. Während er in der Tür war, leerte ich schnell die Zigarettenpackung in meine Tasche, knüllte die Packung zu einem Keil, bückte mich und klemmte sie unter einen Türflügel.
Der Kerl trommelte wütend gegen das Glas und beschimpfte mich. Die anderen Leute benutzten brav die andere Drehtür und amüsierten sich über meinen Trick. Vermutlich dachten sie, ich würde von einem Detektiv verfolgt.
Als ich Joes Inn betrat, sah ich Bill und Tobby. Genau wie sonst tranken sie Kaffee. Sie machten finstere Gesichter.
»Das sind ja schöne Geschichten mit dir«, begrüßte mich der muntere kleine Tobby und klapperte mit den Augendeckeln. »Was ist denn eigentlich los?« Ich setzte mich zu ihnen. Old Joe brachte mit unaufgefordert einen Whisky. Er wußte, was ich gerne mochte.
Weil ziemlich viele Gäste da waren, mußten wir uns leise unterhalten.
»Hat Shorty, der Zwerg, denn noch nichts dem Boß gemeldet?« tat ich erstaunt.
»Anscheinend nicht, sonst hätte der Boß was davon gesagt«, meinte Tobby, der auch jetzt wieder die Unterhaltung mit mir führte, während sich der mundfaule Bill ausschließlich mit seinem Kaffee beschäftigte. »Der Boß hat wohl von anderer Seite erfahren, daß du wieder aufgekreuzt bist. Er will dich sprechen — sofort. Deshalb sitzen wir hier und warten auf dich.«
»Kann ich nicht erst noch einige Stunden schlafen?« fragte ich. »Mir fallen die Augen zu.«
»Dann
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