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0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß

0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß

Titel: 0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir hetzten den Kobalt-Boß
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klemm Streichhölzer rein! Los, kippe deinen Whisky runter und komm mit!«
    In der Nähe parkte die Limousine, die mich schon einmal zu Tom the Mex gebracht hatte. Ich stieg mit den beiden ein, der wortkarge Bill steuerte. Von meinem Beschatter war nichts mehr zu sehen.
    Wohl war es schon hell, aber ein Mischmasch von Regen und Schnee behinderte die Sicht; Wir fuhren mit Nebelscheinwerfern. Der Spätherbst gab seine Abschiedsvorstellung, der Winter meldete sich zu Wort.
    Als ich mich umdrehte, bemerkte ich in der Hand des hinten sitzenden Tobby eine Pistole. Mir wurde komisch: Hatte Tom the Mex Lunte gerochen?
    Die Kerle zu fragen, unterließ ich.
    Sie hätten mir doch nicht die Wahrheit gesagt.
    Die Fahrt endete vor einem Einfamilienhaus an der Peripherie der Stadt.
    Ohne daß einer meiner Begleiter zu klingeln brauchte, sprang die Tür auf. Ich wurde in einen teppichbelegten Korridor gestoßen.
    »Bringt ihn zu mir!« hörte ich die bekannte Stimme aus einer offenstehenden Tür.
    Ich traute meinen Augen nicht. Tom the Mex lag in einem Bett, das er Pompadour Ehre gemacht hätte. Er hatte den Oberkörper aufgerichtet, mehrere Kissen im Kreuz, und trug einen schwarzseidenen Schlafanzug mit goldenen Husarenschnüren. Sein schwarzes Haar verbarg sich unter einer Frisierhaube. Neben dem Bett stand ein Teewagen. Tom the Mex frühstückte.
    »Wartet in der Küche auf weitere Befehle!« sagte er zu Bill und Tobby, die sich auch gehorsam zurückzogen.
    Tom the Mex verzehrte gelassen sein fingerdick mit Butter und Gelee bestrichenes Hörnchen, leerte in kleinen Schlucken die hauchzarte Teetasse, reinigte die Hände mit einer Serviette und steckte sich eine Zigarette an. Jetzt erst schien er mich zu sehen.
    »Warum bist du aus Kanada zurückgekommen?« fragte er gefährlich sanft.
    Ich erzählte von der Trinkerei im Goldenen Anker in Windsor, von der Festnahme der Beteiligten und von meiner Ausweisung. Ich hätte erst einige Stunden in Joes Inn schlafen wollen, dann hätte ich aus freien Stücken versucht, den Boß ausfindig zu machen, um ihm mitzuteilen, was geschehen sei.
    »Mit der Verhaftung und Ausweisung stimmt’s«, sagte Tom the Mex. »Ich bin bereits im Bilde. Aber ich zweifle sehr daran, ob der Schub über die Grenze mit rechten Dingen zugegangen ist.«
    »Wie soll ich das verstehen, Boß?«
    »Du bist Spitzel.« Diese drei Worte hörten sich an wie das Pfeifen einer Haselnußrute.
    »Unsinn«, verteidigte ich mich, »wie kommst du bloß auf diese Idee?«
    »Das ist keine Idee — das ist bewiesen. Warst du in der vergangenen Nacht zwischen drei und vier Uhr in der Cataract Bar? Ja oder nein?«
    »Allerdings, aber…«
    »Kein Aber! Du hast zwei Elihu-Leute groggy geschlagen. Stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Du bist dann mit Fluffy Elihu hinter einem Lagerschuppen verschwunden. Stimmt’s?«
    »Stimmt.« Diesmal grinste ich dabei. Der Mann im schwarzseidenen Schlafanzug zog die Brauen in die Höhe. »Warum grinst du?« fragte er.
    »Weil dein Späher hoffentlich so diskret war, nicht zuzugucken.«
    »Willst du etwa behaupten, mit dem Frauenzimmer nur herumgeschmust zu haben?«
    »Jawohl, Boß«, log ich dreist. »Von meiner Arbeit mit ihren Boys war Fluffy so beeindruckt, daß sie mich zu einer kleinen Nachtpromenade einlud.«
    »Und warum warst du in der Cataract Bar?«
    »Diese Frage hättest du zuerst stellen müssen«, tadelte ich sanft, »denn sie gibt Aufschluß darüber, daß dein Verdacht Ich sei Spitzel der Elihu-Konkurrenz, I ilsch ist. Außerdem müßte dir dein Verstand sagen, daß mich zwei Elihu-Leute nicht hätten umlegen wollen, wenn ich ihr Spitzel wäre.«
    »Dann rede!«
    »Es war ein blöder Zufall, Boß«, begann ich. »Ein Pkw-Fahrer hatte mich an der Grenze diesseits der Brücke über die Fälle mitgenommen und in Buffalo ausgeladen. Ich befand mich auf dem Wege zu Joes Inn, als mich zwei Kerle fragten, ob ich noch einen mit ihnen trinken wollte. Ich hatte keine Lust und war schon im Begriff, weiterzugehen, als einer das Wort Cataract Bar fallen ließ. Sofort schaltete es bei mir: Da verkehren doch die Leute der Elihu-Gang, vielleicht kannst du etwas Wichtiges erfahren, was den Boß interessiert! Und ich ging mit.«
    »Warum wollten dich denn die zwei umlegen?«
    »Sie hielten mich genau für das, was du auch — leider — annimmst: für einen Spitzel. Als sie von mir einen gehörigen Denkzettel bekommen hatten, tauchte Fluffy auf. So einen hätte sie noch nicht erlebt. Na ja, mehr möchte ich

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