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0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß

0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß

Titel: 0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir hetzten den Kobalt-Boß
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sein.
    Der Briefkasten war nichts weiter als ein locker sitzender Backstein in der Hinterfront eines Stapelschuppens. Man mußte erst an Gerümpel vorbei, Unkraut wucherte kniehoch. Die Stelle war sehr gut gewählt, weil auch am Tage sich so leicht keiner hierher verirrte.
    Auf dem Rückweg blieb Fluffy stehen. »Wenn es stimmt, daß du bei der Polizei und dann Privatdetektiv warst, und zwar in New York, mußt du doch die Spitzel vom FBI kennen«, sagte sie. Der Tonfall ihrer Stimme war noch träger als sonst, so, als wollte sie unter keinen Umständen verraten, wie sehr ihr an meiner Antwort lag.
    Ich spielte mit.
    »Gott ja«, meinte ich achselzuckend, »die Burschen sind mir zum Teil bekannt. Aber ich bin schon fast drei Jahre von der Polizei weg. Sie dürfen nicht vergessen, daß in New York etwa zweitausend G-men herumlaufen. Die genaue Zahl wird geheimgehalten. Machen Sie mich nicht bange, Miß Fluffy — Sie haben vorhin selbst erfahren, daß ich normalerweise keine Angst kenne —, sollte aber etwa einer von den FBI-Schnüfflern hier aufgekreuzt sein, muß ich es mir wirklich überlegen, ob ich mich nicht nach einem anderen Job, und das woanders, umsehe.«
    »Du bleibst!« Sie stampfte mit dem Fuß auf und zischte: »Ich lasse dich von meinen Leuten beobachten, merke dir das! Solltest du wirklich verschwinden wollen, wirst du auch verschwinden, aber auf eine andere Weise, wie du dir denkst. Glaubst du Narr, nachdem du eine Menge weißt, ließe ich dich laufen?«
    »Regen Sie sich nicht auf, Miß«, sagte ich, »ich werde schon bei der Stange bleiben. Wo sonst hätte ich die Chance, einen Haufen Dollar zu verdienen?«
    »Na, also«, schnaubte sie. »Und was die FBI-Schnüffler betrifft, so war tatsächlich einer hier. Aber er ist wieder nach New York geflogen, wie ich herausbekommen habe. Vermutlich war er geschickt worden wegen der Schießerei während der Beerdigung von Red O’Leary. Wir brauchen demnach von dieser Seite nichts mehr zu befürchten. Übrigens hieß er Phil Decker. Ist er dir früher mal Über den Weg gelaufen?«
    »Gänzlich unbekannt. Wie sah er denn aus?«
    »Etwas kleiner als du, blond, markierte den smarten Business man mit Homburg, schweinslederner Aktentasche, redete wie ein Buch und hatte gar nichts von einem Schnüffler an sich.«
    »Das sind die gefährlichsten«, meinte ich. »Ist er auch tatsächlich wieder nach New York geflogen?«
    »Wenn ich es sagte, stimmts. Reden wir nicht mehr davon. Wo wohnst du hier?«
    »Natürlich wieder bei Old Joe in der Percy Street.«
    »Weiß Tom the Mex schon von deiner Ausweisung?«
    »Ich kam ja erst vor drei Stunden hier an.«
    »Als Anhalter?«
    »Ja, Miß, mit einem Geschäftsmann von hier. Ein freundlicher älterer Mann. Den Namen hat er mir nicht gesagt.«
    »So, hier müssen wir uns trennen. Damit uns kein Unbefugter zusammen sieht. Etwas merke dir, Jim: Auf keinen Fall in der Cataract Bar verkehren, auch nicht bei meinem Bruder und mir auftauchen!«
    »Ich weiß ja gar nicht, wo Sie und Ihr Bruder wohnen.«
    »Dort, wo du anrufen sollst. Geh jetzt um das Lagerhaus herum, ich halte mich links!«
    Ich wartete noch einige Minuten, steckte eine Zigarette an und überdachte meine neue Lage. Ich hatte Zeit. Bis zum Tagesgrauen dauerte es nicht mehr allzulange, und so früh am Morgen wollte ich Joe und seine bessere Hälfte nicht aus den Federn schellen. Ich freute mich auf ihre erstaunten Gesichter, wenn sie mich schon so bald wiedersahen.
    Auf Umwegen und mehrere Haken schlagend, für den Fall, einer der Elihu-Gangster versuchte mir zu folgen, näherte ich mich einem abseits stehenden großen Gebäude: dem Zollamt. Wie überall im Hafengebiet ging es auch hier die Nacht durch.
    Mein Ausweis, den ich aus dem um die Wade geschnallten Etui holte, öffnete mir alle Türen. Und bald saß ich dem Nachtdienstleiter des Zollfahndungsdienstes, einem Oberinspektor, gegenüber. Er war schon an die Fünfzig, hatte ein gescheites Gesicht und hieß Todd.
    »Gewiß«, sagte er, als ich mit dem, was ich wissen wollte, fertig war, »sowohl Ein- als auch Ausfuhr von spaltbarem Material sind verboten. Zum Beispiel Uran, Pechblende und so weiter. Ein- und Ausfuhr unterstehen der staatlichen Kontrolle. Bei uns in den USA und in Kanada. Leider gehört Kobalt nicht dazu —noch nicht, Mr. Cotton. Da in beiden Ländern ein dementsprechendes Gesetz bevorsteht — Sie wissen ja, daß so etwas längere Zeit in Anspruch nimmt, bis sämtliche Gremien ihre Zustimmung

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