008 - Die Pest frass alle
öffnen. Im
Keller brannte ein schwaches Licht. Es gab zwei Räume, die mit Gittern versehen
waren und aussahen wie verlassene Käfige. Ihnen gegenüber befand sich eine
verschlossene Tür. In Augenhöhe war ein faustgroßes Loch herausgeschnitten und
eine kleine Scheibe eingesetzt worden. Diese Arbeit mußte erst vor wenigen
Stunden abgeschlossen worden sein. Die Schnittstellen im Holz waren frisch.
»Haben Sie
sich auch alles genau überlegt, Fox?« fragte X-RAY-3. »Wäre es nicht besser,
wenn Sie mich beim Kampf gegen die Seuche unterstützen würden anstatt sich
gegen mich zu stellen?«
»Ich habe
Ihnen doch gesagt, daß es besser ist, mich mit Ihrem Gefasel in Ruhe zu lassen.
Ich weiß, was ich will!«
Larry fragte
sich, ob diese veränderte Haltung nicht ebenfalls auf die Pest zürückzuführen
sei.
Liz Mason war
wahnsinnig geworden, auch Harry Stowe. Nun bewies Fox, daß er offenbar nicht
mehr richtig denken konnte.
Besessenheit
oder Wahnsinn? Wo war hier der Unterschied?
Bei Liz Mason
allein verstand er noch den Irrsinn. Der plötzliche Schrecken hatte ihren Geist
umnachtet. Aber das konnte man von diesen beiden Männern nicht behaupten. Klar
und logisch verfolgten sie ihren Weg.
»Machen Sie
die Tür auf!« befahl Fox.
Larry Brent
öffnete. Leise quietschend schwang die Tür nach innen. Im gleichen Augenblick
wurde er mit voller Wucht in den Rücken gestoßen. Er verlor das Gleichgewicht,
taumelte in die Dunkelheit, und ehe er sich versah, knallte die Tür hinter ihm
wieder zu.
Von innen gab
es keine Klinke!
Als Larrys
Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten und Fox’ höhnisches Lachen draußen
verklungen war, sah er, daß in dem kahlen Keller außer ihm noch jemand war.
Dieser Jemand
war nur ein Viertel so groß wie er - und kroch schnaufend und nach Luft japsend
wie ein schweres Reptil auf ihn zu...
●
Mike
Haiverton warf einen Blick nach hinten.
So eine
hübsche Fracht wie heute hatte er schon lange nicht mehr gehabt.
Vier junge
Mädchen und zwei Burschen hatten eine Fahrt in die Geisterstadt gebucht. Sie
waren fremd hier und wollten, wie so viele Amerikaner, eine echte Stadt aus der
wilden Zeit kennenlernen.
Haiverton
hatte sich zu diesem Zweck vor ein paar Jahren eine alte Kutsche gekauft und
vier Pferde. Wie in der wilden Zeit die Postkutscher ihre Fracht von einer
Stadt zur anderen transportierten, so war er zweimal wöchentlich auf dem Weg
Tuba - Little Stonefield, auf beiden Seiten der klapprigen und ächzenden
Kutsche waren selbstgeschriebene Plakate befestigt, die auf Haivertons
Liniendienst hinwiesen. Mit diesem Geschäft ließen sich zwar keine Reichtümer
ansammeln, aber man schlug sich recht und schlecht damit durch. Jedenfalls war
dieser selbständige Job mehr wert als alles andere, was Haiverton in den Jahre
zuvor getan hatte. Da war er Kellner, Tellerwäscher, Zeitungsträger und Cowboy
auf einer Ranch gewesen.
Mit dem
bunten Hemd, den Bluejeans und dem abgegriffenen, breitrandigen Hut auf dem
Kopf sah Haiverton selbst aus wie eine mumifizierte Westerngestalt. Seine
Gestalt war faltig und runzlig, die blauen, scharfblickenden Augen auf den Weg
gerichtet, die sehnigen, pergamentenen Hände hielten die Zügel fest.
Das Angebot
an die Touristen in Tuba, daß die Fahrt zweimal wöchentlich durchgeführt wurde,
schien von den Interessenten aber nicht mal so ernst genommen zu werden. Es war
mehr als einmal der Fall, daß der Vierspänner vor einer Kneipe stand und der
Besitzer das verdiente Geld in goldgelben Whisky verwandelte. Dann aber packte
Haiverton wieder mal die Arbeitswut, und er wartete, bis genügend Fahrgäste
zusammen waren. Meistens machte er sich mit der Kutsche am späten Nachmittag
erst auf den Weg, um der Hitze auszuweichen.
Doch heute
wieder war es ein Sonderfall, daß er während der Mittagszeit fuhr.
Die Gruppe
war an ihn herangetreten mit der Bitte, sie umgehend nach Little Stonefield zu
bringen. Die vier Mädchen und beiden Jungen schienen einen besonderen Zweck
dort zu verfolgen.
Der Anführer,
ein sommersprossiger Hüne von fast zwei Metern, hatte Haiverton zu verstehen
gegeben, daß sie für eine große Firma einige Fernsehwerbespots drehen wollten.
Als Hintergrund hatte er sich eine echte Geisterstadt vorgestellt. Wo einstmals
Goldsucher, Abenteurer, Revolvermänner und Salondamen herummarschierten, wo der
Boden sich mit Blut vollgesaugt hatte, wo Indianer brutal und sinnlos
hingemordet worden waren - das schien der richtige
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