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008 - Hexenbalg

008 - Hexenbalg

Titel: 008 - Hexenbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gimone Hall
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sie krank und konnte sich nicht rühren? Beth versuchte die Tür zu öffnen – sie war nicht versperrt.
    »Mrs. Richards?« Das Wohnzimmer war leer, auf dem Tisch stand Teegeschirr. In einer Untertasse sah man eine braune Flüssigkeit, ein Zeichen dafür, dass man aus der darauf stehenden Teeschale etwas Tee darauf geschüttet hatte. Beth nahm die Teeschale und betrachtete sie näher. Auch eine ungeübte Wahrsagerin wie Beth konnte das Zeichen – ganz in der Nähe des Henkels – nicht missverstehen.
    Ein Sarg.
    »Mrs. Richards!« Sie lief durchs Haus und machte überall Licht. Alle Räume waren leer.
    Beth holte eine Taschenlampe aus dem Wagen und begann die nähere Umgebung des Hauses abzusuchen. Sie fand ihre Nachbarin an der Hintertreppe. Mrs. Richards saß da, als hätte der Tod sie auf der Flucht ereilt.
    Auf dem Gesicht der Toten ein Ausdruck des Grauens, der Beth bis in die Träume verfolgte. Bis andere, viel schlimmere Dinge dieses Bild verblassen ließen.
    Die Polizei, die auf Beths Anruf hinkam, nahm Tod durch Unfall an. Eine alte Frau war gestürzt und ihren Kopfverletzungen erlegen. Was sich im Gesichtsausdruck der Toten widerspiegelte, wurde von der Polizei unbeachtet gelassen.
    Die nächsten Tage verliefen hektisch, und Beth dachte kaum an das Karussellpferd. Erst später sollte ihr wieder einfallen, welch seltsamer Zufall den Händler mit seinem alten Karussellpferd ausgerechnet zu ihrem Haus geführt hatte.
    Dann kam der Tag von Mrs. Richards Beerdigung. Schon vorher war Beth aufgefallen, dass die Puppe, die Mrs. Richards darstellen sollte, verschwunden war. Vorher hatte Starla die zwei Puppen immer gemeinsam herumgeschleppt, aber seit dem Tod der alten Frau war die eine verschwunden.
    Sie stellte Starla keine Fragen. Als sie nach dem Begräbnis nach Hause kamen, durchsuchte Beth stillschweigend Haus und Garten. Da – unter einem Strauch, in einiger Entfernung vom Haus, lag sie. Der Kopf hing nur mehr lose am Körper. Dunkles, moschusduftendes, getrocknetes Laub, mit dem die Puppe ausgestopft war, quoll heraus.
    Entsetzt lief Beth ins Haus zurück. Sie wollte von dem Kind eine Erklärung verlangen.
    Aber dazu sollte es nie kommen.
    Sie öffnete die Tür zum Kinderzimmer und sah, dass Starla vor dem Pferd stand. Beth hielt den Atem an.
    Mit angestrengtem Gesichtsausdruck, als konzentriere sie ihren ganzen Willen auf etwas, wirkte Starla völlig unkindlich und erschreckte Beth zutiefst.
    »Starla – was machst du da?«
    Missmutig über die Unterbrechung sagte die Kleine: »Ich wünsche mir etwas.«
    »Was denn?«
    »Ich wünsche mir, das Pferd würde lebendig.«
    »Das kann man sich nicht wünschen, Starla.«
    »Doch – du weißt nur nicht wie«, sagte die Kleine in herablassendem Ton. »Effie sagt, wenn man es sich ganz fest wünscht und das Richtige sagt, dann wird es lebendig.«
    »Ach, Effie! Immer nur Effie! Ich habe es satt!«
    Beth fühlte sich matt und abgespannt. Schwindel übermannte sie.
    Als sie sich mit letzter Kraft aus dem Zimmer schleppte, wusste sie nur eines – das sie keine Erklärung mehr für die kaputte Puppe wollte.
    Sie fürchtete eine Erklärung.
     
     
    18
     
     
    »Beth, ich habe sie! Ich habe Effie gefunden!« Jim Sanders teilte es Beth begeistert am Telefon mit. »Beth? Bist du am Apparat, oder hat es dir die Stimme verschlagen?«
    »Jim, ich kann es nicht glauben. Ich dachte schon, sie existiere nicht mehr.«
    Er lachte. »Sie ist wirklich und leibhaftig. Was jetzt, Beth?«
    Beth war verwirrt. Sie hatte diesen Anruf erhofft, aber nicht erwartet. Seit drei Jahren sehnte sie sich nach ihrem Kind und wollte es Effie abspenstig machen, ihr das Geständnis abringen, was für grässliche Dinge sie auf dem Gewissen hatte. Und jetzt war der Augenblick gekommen. Es hing jetzt alles von ihr ab, ob sie mit Effie Kontakt aufnehmen wollte.
    Sie durfte nicht abermals in den alten Fehler verfallen und ihren Glauben an Effies Hexenkünste wieder aufleben lassen. Damit hatte ihre Krankheit begonnen. Nein, sie musste kämpfen und stärker sein als damals in Colwood.
    Aber noch war sie nicht sicher, ob sie sich tatsächlich an Effie heranwagen sollte.
    »Ich weiß nicht. Wir könnten uns heute Abend bei mir darüber unterhalten«, brachte sie schließlich hervor.
    »Sieben Uhr?«
    »Ja, sehr gut.« Nachdem sie aufgelegt hatte, blieb sie lange Zeit regungslos sitzen. Sie sah auf die Uhr – schon fünf. Alle anderen verließen das Büro.
    Beth stand auf. In Marqs Büro brannte noch

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