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008 - Hexenbalg

008 - Hexenbalg

Titel: 008 - Hexenbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gimone Hall
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Und als Starla Effies Puppen hatte, interessierten sie die Puppen, die Beth ihr gekauft hatte, nicht mehr, Puppen mit rosigen Wangen, Schlafaugen und Haar, das sich kämmen ließ. Sie spielte nur mehr mit Effies Puppen, die diese aus Stoffresten gebastelt hatte. Eine der Puppen mit schwarzen Knopfaugen und Haaren aus schwarzem Garn war Beth. Die andere sollte ihre Nachbarin, Mrs. Richards, darstellen.
    Vor dem Küchenfenster unter einem Baum setzte Starla die Puppen zum Tee zusammen. »Mrs. Richards, essen Sie den Kuchen. Mami, geh schlafen!«
    Sicher, daran war nichts Unheimliches. Nur Starlas gebieterischer Ton klang so merkwürdig.
    Und immer war Effie dabei und klapperte mit ihren Stricknadeln.
    »Effie, ist es jetzt zum Stricken nicht zu heiß?« fragte Beth einmal.
    Die Kinderfrau hob das grobe, schweigsame Gesicht von der Handarbeit und sagte nur: »Der nächste Winter kommt bestimmt.« Düster. Was auch Effie sagte, man konnte es mit dem Wort düster umschreiben.
    Vielleicht war es in jenen Sommertagen, dass Beths Krankheit in ein fortgeschrittenes Stadium trat. Zum ersten Mal zeigten sich physische Symptome. Beth litt unter Schwindelanfällen. Sie hatte Ohrensausen, Farben verwandelten sich zu Grautönen. Sie musste beim Treppensteigen am Geländer Halt suchen. Ihre Augen reagierten äußerst empfindlich auf die helle Nachmittagssonne, so dass sie stundenlang, von Kopfschmerzen geplagt, hinter heruntergelassenen Jalousien im Schlafzimmer liegen musste.
    Und plötzlich tauchten in Starlas Geschichten immer häufiger Andeutungen von einem schwarzen Pferd auf.
     
     
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    »Das schwarze Pferd lebt in den Wäldern und ist mein Spielgefährte. Auf einen Pfiff kommt es gelaufen, stellt sich neben einen großen Stein – dann kann ich leicht aufsteigen. Und wenn es läuft, dann kann nicht einmal der Wind es einholen.«
    Solche Phantastereien Starlas hörte selbst Peter höchst ungern, riefen sie doch die Erinnerungen an den Tod seiner Kusine wach.
    Beth machte einen Vorschlag: »Schenken wir ihr doch ein echtes Pferd. Dann wird sie diesen ganzen Unsinn vergessen.«
    »Nein, Beth, sie ist noch zu klein.«
    »Ach was – ein lammfrommes Ponny.«
    Er schüttelte den Kopf, und Beth ließ das Thema fallen.
    Bald darauf machte sie wieder einen Besuch bei der alten Mrs. Richards. Starla und die zwei Puppen begleiteten sie.
    Die alte Dame war höchst belustigt, als sie sich in einer der Puppen wieder erkannte. »Lass mich mal deine Kinder näher ansehen, Kleines«, bat sie. Nur widerstrebend überließ ihr Starla ihre Lieblinge.
    »So, so – also Effie hat die Puppen gemacht!« Mrs. Richards hob eine Puppe ans Gesicht und roch daran. »Hm – seltsam. Beth, womit sind die Puppen ausgestopft?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Wir sollten nachsehen …«
    Mit einem Schrei sprang Starla auf und rettete die Puppen vor dem drohenden Schicksal. Beide Frauen mussten lachen, aber Mrs. Richards sagte: »Beth, Sie müssen demnächst allein wiederkommen, damit wir uns richtig aussprechen können.«
    Als Beth am nächsten Tag einen Spaziergang in den Wald unternahm, machte sie eine merkwürdige Entdeckung. Sie war in Gedanken versunken dahingeschlendert und dabei, ohne es zu merken, zu jener Buche gekommen, mit der soviel Unheil verknüpft war. Aber diesmal sah Beth den Baum an als das, was er wirklich war – eine Buche, wenn auch mit einem ungewöhnlich geformten Zeichen in der Rinde. Verwundert fragte sie sich, was ihr früher daran so unheimlich vorgekommen war.
    Beim Weitergehen stolperte Beth und sah, dass es eine Schnur war, die, um den Baum gebunden, über den Weg gespannt war. Sie folgte der Schnur und kam auf eine kleine Lichtung. Was sie dort entdeckte, war merkwürdig und unheimlich zugleich.
    Die Schnur bildete die Umgrenzung bestimmter Flächen, die miteinander eine Art Muster ergaben, wobei die Schnur von in die Erde getriebenen Pflöcken festgehalten wurde. Der ganze Bereich wurde auf diese Weise in fünfseitige Flächen von verschiedener Größe geteilt. Eine dieser Flächen, die in der Mitte lag, wurde durch eine in einem Steinhaufen steckende abgerissene Sonnenblume besonders gekennzeichnet.
    Diese Anlage konnte nicht das Werk eines spielenden Kindes sein. Es steckte zuviel Planung und Arbeit dahinter. Im Inneren eines jeden Pentagramms war ein Stein-Dreieck ausgelegt. Und vor dem Sonnenblumenaltar – Altar war das Wort, das Beth dafür einfiel – sah sie jetzt etwas, das sie vorhin nicht bemerkt hatte: aus

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