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008 - Hexenbalg

008 - Hexenbalg

Titel: 008 - Hexenbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gimone Hall
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Licht, und sie trat ohne besonderen Grund ein.
    »Du willst wohl Überstunden machen?« Marq freute sich sichtlich über ihr Kommen.
    »Ja.«
    »Wegen Linda Hillburton, wie ich mir denken kann.«
    »Ach, es ist nicht so schlimm. Linda und ich kommen recht gut miteinander aus.«
    Er war erleichtert. Der liebe Marq – charmant und elegant, wie eh und je. Genau richtig für ihre momentane Stimmung. Sie wollte den heutigen Abend mit Marq verbringen und alles andere vergessen.
    »Marq, gehen wir zusammen Kaffe trinken?«
    Sie gingen in das Lokal auf der anderen Straßenseite. Auf dem Weg fasste Beth einen Entschluss. Sie wollte in Gesellschaft von Marq so lange sitzen bleiben, bis es für die Verabredung mit Jim zu spät war.
    Marq schien von Gedanken an die Vergangenheit bewegt. Unter dem Tisch fasste er nach ihrer Hand, und sie entzog sie ihm nicht.
    »Erinnerst du dich, als wir das erste Mal hierher kamen, Beth?«
    Sie nickte. »Ich war noch so grün und unerfahren und hatte Angst.«
    Er widersprach. »Du warst wunderschön. Ich war es, der Angst hatte.«
    »Marq, du Schmeichler! Und dabei wirst du nicht mal rot.«
    »Kannst du dich an damals erinnern, als ich vor Verlegenheit kaum ein Wort herausbrachte?«
    »Und wie!« Ihr Leben wäre anders verlaufen, wenn er damals wirklich ernste Absichten geäußert hätte.
    »Was hat Karen damals von den Erwartungen gesagt, die du an das Leben stellst? Geranien vor dem Fenster und hausgemachte Obstkuchen?«
    »Ja, genau.«
    »Das war es. Davor hatte ich Angst. Ist das nicht seltsam?«
    »Nein, keineswegs. Wenn man daran denkt, was dem Mann widerfuhr, der mich beim Wort nahm!« Sie lächelte voll Verbitterung.
    »Daran denke ich niemals. Es ist mir völlig unbegreiflich.«
    »Mir auch.« In ihren Gedanken war Beth nicht mehr bei Marq und ihrer gemeinsamen Zeit. Ihre Spannung wuchs mit jeder Minute. Sie ließ die große Wanduhr mit den schwarzen Zeigern nicht aus den Augen.
    Sie dachte jetzt an einen anderen Mann, an Jim Sanders, der ähnlich an seinem Leben litt wie sie.
    »Du bedeutest mir immer noch sehr viel.« Sie hörte kaum hin, was Marq sagte. Die Zeit raste und entfernte Beth immer mehr von der Erinnerung an ihre erste Liebe. Die Zeit drängte sie vielmehr in eine Welt voller Dämonen, Hexen und voller Kinder mit seltsam schwarzen Augen.
    »Beth, was ist denn?«
    Ihre Hände umklammerten krampfhaft die Tischkante. Ich bin wieder die Verliererin! Und sie wusste genau, was sie verlor. Logik, Realität, Kontakt mit der geordneten Welt von Zeit und Raum.
    »Marq, ich muss gehen.« Sie sprang so hastig auf, dass sie mit dem Knie gegen den Tisch stieß. Erst draußen auf dem Gehsteig, als sie verzweifelt ein Taxi suchte, wurden ihre Gedanken klarer. Seltsam, dass ausgerechnet heute Marq, ihr ehemaliger Verehrer, ihr beinahe einen Antrag gemacht hätte.
    Endlich kam ein Taxi. Die Fahrt war endlos. Es war schon nach sieben, aber Jim würde warten. Er musste warten.
    Atemlos kam sie vor der Wohnungstür an. Ein Blick in Karens Gesicht genügte, und Beth wusste alles. »Du hast es ihm gesagt!«
    »Ja, ich hatte keine andere Wahl. Er wusste nichts – nur dass du krank warst und dass Effie während deiner Krankheit mit dem Kind verschwand.«
    »Du hieltest es für deine Pflicht, ihm alles zu sagen!« Beth schrie diese Worte hinaus.
    »Ja. Alles. Dass du deinen Mann getötet hast und in einer Anstalt warst. Ich musste es ihm sagen, damit er weiß, warum du Effie suchst.«
    »Mein Leben geht dich gar nichts an!«
    Karen stand auf und fasste sie an den Schultern. »Beth, hör auf mich! Möchtest du zurück in die Anstalt?«
    »Wo ist er? Wann ist er weg?«
    »Er ging vor zehn Minuten.«
    Sie fühlte, dass Karen log. Beth stieß sie weg und lief hinaus. Gleich darauf war sie unten auf der Straße. Sie lief in die Richtung, die er eingeschlagen haben musste, und sah bald seine Gestalt vor sich. Er war ein Stück zu Fuß gegangen und hatte nicht vor der Haustür auf ein Taxi gewartet, um einer Begegnung mit ihr auszuweichen. Atemlos holte sie ihn ein.
    »Jim!« Er drehte sich um, und sie sah, wie peinlich er berührt war. Nein, sie konnte nicht erwarten, dass er sie noch als normalen Menschen behandelte.
    »Jim – sag doch etwas!«
    »Beth, ich kann nicht!«
    »Ich habe Peter nicht getötet!« Ihre Stimme wurde vom Wind davongetragen. Die Passanten drehten sich nach ihr um. Sie konnte sich nicht beruhigen: »Es war Effie. Sie wollte unser Baby und uns aus dem Weg haben. Sie hat alles

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