Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
008 - Hexenbalg

008 - Hexenbalg

Titel: 008 - Hexenbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gimone Hall
Vom Netzwerk:
Draht zurechtgebogene Figuren, drei an der Zahl: Mann, Frau, Kind. Eine Familie inmitten dieser geheimnisvollen Anlage!
    Welchem Zweck sollte das alles dienen?
    Ein Ritus! Als ihr dieses Wort einfiel, war es mit ihrer Ruhe vorbei. Sie wurde von ähnlichen Gefühlen übermannt wie damals, vor Jahren, als sie das Zeichen in der Baumrinde entdeckt hatte. Auf einmal klang ihr das Rauschen der Wipfel und Büsche unheimlich in den Ohren. Sie drehte sich um und fing zu laufen an und lief, bis sie das Haus erreicht hatte.
    Dort stand ein alter klappriger Lieferwagen vor der Tür, um den sich Peter, Starla, Effie, ja sogar die Katze drängten. Damit nahm eine ganze Kette von Ereignissen ihren Anfang, und das Geheimnis um die Anlage im Wald wurde dadurch aus Beths Gedächtnis völlig verdrängt.
    Starla lief ihr entgegen. »Mami! Sieh mal, was Papi mir gekauft hat!«
    »Na, da bin ich aber neugierig.«
    Die Ladefläche war mit einer Plane verdeckt. Der Fahrer des Wagens, ein kleinwüchsiger und dunkler Mann, sah aus wie ein Zigeuner und war sichtlich zufrieden mit sich selbst. Er schlug die Plane zurück.
    Einen kurzen Augenblick wirkte das Pferd ganz echt. Starlas Gefährte hatte Gestalt angenommen. Beth wich erschrocken einen Schritt zurück.
    Peter lachte sie aus. »Hast du jemals eine so klassischdiabolische Visage gesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Peter, du hast das Pferd doch nicht etwa gekauft?« Ja, er hatte es gekauft und hörte nicht auf ihre Proteste.
    »Starla gefällt es – das zählt für mich. Außerdem habe ich es sehr günstig bekommen, wenn man bedenkt, dass es ein richtiges altes Stück ist. Du wirst sehen, ein neuer Anstrich wird Wunder wirken.«
    Der Fahrer half ihm, das Pferd hinauf ins Kinderzimmer zu tragen, wo es an einer von der Decke herabreichenden Messingstange befestigt wurde. Wie Effie und die getigerte Katze fügte es sich bruchlos in die unheimliche Atmosphäre des Hauses ein.
    Beth versuchte ihren Widerwillen niederzukämpfen, war sich aber bewusst, dass es erfolglos sein würde. In Wahrheit kochte sie vor Wut und konnte es kaum erwarten, bis Starla im Bett lag.
    »Du wolltest doch, dass ich ein richtiges Pferd für Starla kaufe«, verteidigte sich Peter gegen ihre Vorwürfe.
    »Es ist eben kein richtiges Pferd!«
    »Aber ja. Man kann es sehen und anfassen. Außerdem ist es ungefährlich – also ein idealer Kompromiss.«
    »Starla wird sich damit nicht zufrieden geben. Sie will etwas Lebendiges.«
    »Sie kann so tun, als wäre es lebendig.«
    »Du machst es dir leicht! Du willst kein richtiges Pony, weil du Angst hast, sie könnte herunterfallen. Peter, du kannst sie nicht unter einen Glassturz setzen. Hier, in diesem einsamen Haus und in Gesellschaft von Effie, kann sie sich nicht normal entwickeln. Liebling, ich möchte in die Stadt ziehen, damit sie Spielgefährten bekommt.«
    Peter war so perplex, dass er kein Wort sagte und sie überrascht anstarrte. Beth war über sich selbst erstaunt, dass sie so ganz spontan diese Bitte geäußert hatte. »Bitte, Peter …«
    »Beth, es ist unser Haus. Meine Familie ist seit Generationen hier verwurzelt.«
    »Dann reiß die Wurzeln endlich aus, samt allen Geistern und Schuldgefühlen! Ich möchte ein Haus, das so neu ist, dass es nach frischem Holz riecht. Und mit Nachbarn, mit denen man über den Zaun hinweg schwatzen kann.«
    »Beth, ich begreife dich nicht. Das alles wegen eines Spielzeugs! Du brauchst ein wenig Abwechslung, das ist alles. Warum fährst du nicht mal nach New York und besuchst deine alten Freunde?«
    »Das würde dir so passen! Damit du mit Effie und Starla endlich allein sein kannst. Du möchtest mich loswerden …«
    Sie lief an ihm vorbei hinaus auf die Veranda. Später würde sie sich wegen ihres Wutausbruches entschuldigen, aber im Augenblick ertrug sie das Haus nicht mehr. Sie ging in die Garage und ließ den Wagen an. Am besten, sie legte Distanz zwischen sich und die Ereignisse.
    Während der Fahrt beruhigte sie sich. Sie hatte keine Ahnung, wohin sie eigentlich wollte. Mit einemmal fühlte sie sich erleichtert und befreit und sehnte sich danach, mit jemandem zu sprechen.
    Eben kam sie zu Mrs. Richards Haus, und es fiel ihr die Einladung der Frau ein, sie solle wiederkommen, damit sie ungestört miteinander reden könnten.
    Beth hatte das Gefühl, dass Mrs. Richards ihr über die Puppen und Effie etwas zu sagen hatte. Sie hielt an.
    Auf ihr Klopfen antwortete niemand. War die alte Dame schon zu Bett gegangen? Oder war

Weitere Kostenlose Bücher