0080 - In den Höhlen der Druuf
aufmerksam geworden. Der Spruch sah nach einer Routinesendung aus, die ein Raumschiff - wahrscheinlich ein Springerschiff - namens LAMIRA XII an einen Ort oder einen Mann namens Ynliss aufgegeben hatte. Merkwürdig allein daran war der Standort der LAMIRA XH: Goshun.
Goshun hieß nämlich der See, an dessen Ufer die irdische Hauptstadt Terrania lag, und es war wenig wahrscheinlich, daß es irgendwo in der Galaxis einen zweiten Ort gab, der, noch dazu in einer anderen Sprache, genau den gleichen Namen hatte. Die terranischen Patrouillenschiffe hatten sich also auf den Weg gemacht, um den Sender zu finden, von dem aus der eigenartige Funkspruch abgestrahlt worden war. Die Funkpeilung hatte ergeben, daß das dem Sender am nächsten stehende irdische Schiff immer noch über fünftausend Lichtjahre von ihm entfernt war. Da sich der Sender nach dem aufsehenerregenden Spruch nur noch ein einziges Mal, und zwar mit einer arkonidischen Kodesendung, gemeldet hatte, war es für die Terraner schwierig, ja beinahe unmöglich gewesen, das Schiff ausfindig zu machen. Sie hatten die Suche nach mehreren Tagen aufgegeben und waren an ihre Standorte zurückgekehrt. Die Sache geriet allmählich in Vergessenheit.
Jetzt, nach Ellerts Bericht, gewann sie erneut an Bedeutung. Deringhouse war nahezu sicher, daß einer der vier Gefangenen es gewesen war, der den Goshun-Spruch aufgegeben hatte. Er hatte ihn so formuliert, weil er damit rechnen mußte, daß auf jede weniger beiläufig klingende Sendung sofort eine Reihe von arkonidischen Schiffen herbeieilen würde, um sich die Sache aus der Nähe anzusehen.
Den Gefangenen mußte es also gelungen sein, sich an Bord des arkonidischen Schiffes in den Besitz eines Telekomsenders zu bringen. Welch eine Enttäuschung mußte es aber für die Gefangenen gewesen sein, als dann statt des erwarteten terranischen Schiffes ein Druuf-Schiff auftauchte und sie somit vom Regen in die Traufe gerieten!
Die Druuf hatten sie nach Roland gebracht. Ellert hatte davon erfahren, wenn er auch nicht wußte, um wen es sich handelte, und die Gefangenen selbst hatten einen Gravitationsgenerator in Betrieb gesetzt, um auf diese unbeholfene Weise den Stützpunkt Hades über ihre Lage in Kenntnis zu setzen.
Die Tatsache, daß sie einen solchen Versuch überhaupt unternommen hatten, bewies, daß sie von der Existenz des Stützpunktes Hades wußten. Denn niemand hätte angenommen, er könne mit einem G-Generator Signale geben, die durch die Überlappungsfront hinaus bis ins Einstein-Universum gelangten und dort irgendwo von einem terranischen Schiff aufgefangen wurden. Das Wissen um die Existenz des Stützpunktes Hades aber schränkte den Kreis der Leute, um die es sich bei den vier Gefangenen handeln konnte, erheblich ein. Hades war ein Projekt der höchsten Geheimhaltungsklasse. Zur Zeit gab es in der terranischen Flotte nicht mehr als tausend Männer, die über Hades Bescheid wußten.
Conrad Deringhouse war überzeugt davon, daß es sich bei den Gefangenen um die vier Männer handelte, von denen man wußte, daß sie sich bis zuletzt auf Gray Beast aufgehalten hatten, um in letzter Minute zur wartenden Flotte zu stoßen, die damals einen Angriff auf Arkon vorbereitet hatte: Fellmer Lloyd, Atlan, Reginald Bull und Perry Rhodan!
Es kostete Deringhouse Mühe, die Beherrschung zu wahren. Ernst Ellert wußte, daß die Gefangenen auf Roland untergebracht waren. Kannte er auch die genaue Lage ihres Gefängnisses? Er fragte Rous danach. Ellert antwortete prompt, durch Marcel Rous Mund: „Auf dem Methanplaneten gibt es einen unterirdischen Stützpunkt, der in der Hauptsache gefährlichen Experimenten dient, die anderswo nicht durchgeführt werden können. Natürlich kann ich Ihnen die Lage angeben. Ich war selbst oft dort." Er machte eine Pause. „Allerdings muß ich dazu erst umdenken", fuhr er fort. „Die Druuf-Maße sind anders als die Ihren. Warten Sie - definieren wir den Nordpol! Der Nordpol ist das Achsenende, über dem stehend Sie den Planeten sich nach links drehen sehen, wie die Erde auch. Ist das klar?"
Deringhouse versuchte, sich das vorzustellen. „Ja, das ist klar", antwortete er.
„Gut. Der Stützpunkt liegt also auf der nördlichen Halbkugel. Etwa in halber Breite, also auf rund fünfundvierzig Grad nördlicher Breite, wie Sie sagen würden. Auch klar?"
„Natürlich."
„Weiter. Die Länge ist natürlich schwerer festzulegen, weil der Bezugspunkt willkürlich gewählt ist. Sie werden jedoch einen
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