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0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast

0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast

Titel: 0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich überhaupt keine Regung. Doch ich wußte, daß in seinem Innern die Hölle tobte.
    Betreten standen Wills Kollegen herum. Sie schauten auf ihre Fußspitzen, geschockt und entsetzt.
    An der Tür sah ich den Priester. Wie im Krampf hielt er sein Kreuz umklammert.
    Karin Mallmann lag auf den Armen ihres Mannes. Will drehte sich um, so daß er mit dem Gesicht zum Kircheneingang stand. Er holte einmal tief Atem, seine Miene versteinerte förmlich, und dann setzte er sich in Bewegung.
    Er ging vor.
    Langsam, Schritt für Schritt…
    Wir schauten ihm nach. Er blickte weder nach rechts noch nach links, sondern nur geradeaus. Der Kommissar ging wie eine Marionette, und die Absätze seiner Schuhe erzeugten ein hohl klingendes Geräusch auf den Pflastersteinen.
    Er schaute auch den Priester nicht an, als er die Kirche betrat, sondern überschritt die Schwelle und ging dorthin, wo er vor kurzer Zeit noch getraut worden war.
    Wir blieben zusammen mit dem Priester an der Tür stehen. Auch der Pfarrer merkte, daß er innerhalb der Kirche stören würde, und wartete am Eingang.
    Will Mallmann aber schritt mit der Toten weiter. Bis er den Altar erreicht hatte.
    Dort blieb er stehen.
    Sekundenlang verharrte er. Schließlich beugte er seinen Oberkörper vor und legte seine tote Frau vor dem Altar ab. Danach geschah etwas, was uns eine Gänsehaut über den Körper trieb.
    Wills verzweifelter Aufschrei.
    »Karin…!«
    Laut schrie er den Namen hinaus, und schaurig hallte er von den Wänden der Kirche wider.
    »Mein Gott!« flüsterte Jane Collins und schlug beide Hände vor ihr Gesicht.
    Beinahe abrupt drehte sich der Kommissar um. Mir kam es vor, als würde er ein Kapitel in seinem Leben abschließen.
    Er ging den Weg zurück und blieb auf der Schwelle des Portals stehen. Er blickte uns an, der Reihe nach, kein Muskel bewegte sich in seinem Gesicht.
    Wir schwiegen.
    Will Mallmann unterbrach das Schweigen.
    »Gehen wir«, sagte er mit tonloser Stimme. »Ich glaube, wir haben noch etwas zu erledigen…«
    ***
    Der Pfarrer schaute mich an. In seinen Augen las ich Unverständnis, Nichtbegreifen und auch Angst. Für ihn war ebenfalls eine Welt zusammengebrochen.
    Ich konnte es ihm nachfühlen.
    »Sie wollen wirklich gehen?« fragte er mich.
    Ich bejahte.
    »Wie konnte das nur geschehen?« In einer hilflosen Geste hob der Priester beide Schultern. »Ich verstehe das nicht. Bisher habe ich immer geglaubt, das Böse lauere im Unsichtbaren, im geheimen, doch nun…«
    »Eine Erklärung kann ich Ihnen auch nicht geben«, entgegnete ich. »Nehmen Sie es, wie Sie es gesehen haben.«
    »Und was ist mit der Frau? Mit der Toten, meine ich.«
    »Keine Ahnung, aber es wird sich schon eine Möglichkeit finden.«
    »Wie Sie meinen.«
    Ich warf einen Blick nach rechts. Die Kutsche stand nicht mehr dort. Die Pferde waren durchgegangen, als der Schwarze Tod erschien. Ich erinnerte mich daran, ihr schrilles Wiehern gehört zu haben. Sie spürten den Einfluß des Bösen noch stärker als wir Menschen.
    Will Mallmann stand bereits neben einem Wagen. Er gehörte Frank Platten, dem Kollegen. An der Antenne des Ford zitterte noch die weiße Hochzeitsschleife im Wind.
    Will riß sie ab.
    Frank Platten sprach mit ihm, und ich sah, daß Will den Kopf schüttelte, bevor er eine scharfe Erwiderung gab.
    »John!« Bills Stimme hielt mich auf.
    Ich wandte mich um. Weiß wie eine Kinoleinwand war Bills Gesicht. In seinen Augen las ich die Trauer.
    »Was machen wir jetzt?« fragte der Reporter.
    Ich griff zu einer Zigarette und bot dem Reporter auch eine an. Als ich Bill Feuer gab, kam auch Suko.
    »Das war sicherlich erst der Anfang«, meinte mein chinesischer Freund. »Mit diesem heimtückischen Mord wollte er uns einen Schlag versetzen.«
    »Was er auch geschafft hat«, gab ich zu.
    »Jetzt wird er seinen nächsten Plan vorbereiten«, vermutete Bill Conolly.
    »Die Frage ist, wie«, antwortete Suko.
    Ich hielt mich aus dem Gespräch heraus. Erst als die beiden auf ein Wort von mir warteten, sagte ich: »Vielleicht hängt alles mit dem Bus zusammen, denn wenn ich mich näher damit beschäftige, ist es sogar höchstwahrscheinlich.«
    »Mit welchem Bus?«, fragte Bill.
    Ich erzählte ihm, was Jane Collins gesehen hatte.
    »Es ist unwahrscheinlich«, meinte der Reporter.
    »Sollten wir die Worte unmöglich und unwahrscheinlich nicht längst aus unserem Wortschatz gestrichen haben?« fragte ich. Suko und Bill nickten.
    »Und was folgerst du daraus?« erkundigte sich der

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