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0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast

0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast

Titel: 0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich auch die anderen Mitfahrer. Sie hatten begriffen, wie ernst die Lage wirklich war. Die drei Männer machten sich daran, aus dem Wagen zu klettern.
    »Denkt an den Sumpf!« schrie ich. »Nicht berühren!« Ich hockte noch immer im Fond, denn ich wollte den vierten retten.
    Will Mallmann kletterte aus der Seitentür. Er hatte sie aufgedrückt, drehte sich, packte die Regenrinne des Dachs und zog sich hoch.
    Unter dem Wagen schmatzte und blubberte der Sumpf. Es waren widerliche Geräusche.
    Frank Platten folgte Mallmanns Beispiel.
    Nur ich blieb zurück.
    Die Wagentüren standen offen. Ich robbte quer über den Sitz, erreichte die gegenüberliegende Tür und warf einen Blick nach draußen.
    Der Mann steckte bereits bis zum Gürtel im Morast. Er stand eine gräßliche Angst aus. Sein Gesicht war verzerrt, die Augen weit aufgerissen, so daß ich das Weiße sah.
    »Keine Panik!« rief ich ihm zu. »Ich hole Sie raus!«
    Er nickte nur.
    Ich streckte meinen Arm aus, und er kam mir mit dem seinen entgegen.
    Unsere Finger fanden sich, krallten sich ineinander und wurden zu einer Einheit.
    Doch der Schwarze Tod, dieser Teufel, gab nicht auf. Er wollte sein Opfer nicht wieder aus seinen Klauen lassen.
    Plötzlich verwandelte sich das Moor.
    Dämpfe stiegen auf.
    Heiß und brühend.
    Ich schrie, als der Dampf meine Haut traf, und auch der Mann im Schlamm brüllte wie am Spieß.
    Aber ich ließ nicht locker, trotz meiner Schmerzen. Im Gegenteil. Noch weiter beugte ich mich vor. Dabei rutschte das Kreuz aus meinem Hemdenausschnitt, der nicht mehr von den Knöpfen gehalten wurde. Die Kette war so lang, daß mein Kreuz tief fiel und das Moor berührte.
    Augenblicklich hörten die Dämpfe auf.
    Ich hatte wieder Luft.
    Und ich zog.
    Die anderen Männer waren inzwischen auf das Dach geklettert. Wie aus weiter Ferne hörte ich die Stimmen meiner Freunde. Ich wußte nicht, weshalb Suko und Bill nicht eingriffen, doch darüber nachzudenken hatte ich jetzt keine Zeit.
    Wer würde Sieger bleiben? Das Moor oder ich?
    Alle Kraft setzte ich ein – und schaffte es.
    Millimeter für Millimeter zog ich den Mann aus dem gefährlichen Sumpf.
    »Nicht bewegen!« rief ich ihm zu, denn ich wußte, daß ein Strampeln seinerseits die Sache nur noch verschlimmerte. Dann hatte ich es geschafft.
    Der Mann lag halb im Wagen. Die Füße konnte er von selbst aus dem Moor ziehen.
    »Aufs Dach mit Ihnen!«
    Er nickte, drehte sich um und wäre fast wieder abgerutscht, wenn ich nicht zugegriffen hätte.
    Dann aber hatte er das Dach erreicht.
    Ein Schatten verdunkelte die breite Frontscheibe. Ich vernahm einen dröhnenden Ton und sah Kommissar Mallmann. Er war auf die Motorhaube gesprungen. Wahrscheinlich wurde es oben ein wenig zu eng.
    Aber auch ich mußte mich beeilen.
    Da sackte der Wagen weg.
    Plötzlich quoll der braungraue Schlamm durch die offenstehende Tür in das Innere des Fahrzeugs und breitete sich sofort aus. Ich kroch zur anderen Seite und wand mich rücklings durch die Tür, wobei ich meine Arme ausstreckte und die Regenrinne mit den Fingern zu fassen bekam.
    Die Füße zog ich nach. Meine Hacken rutschten über das Polster, ein Klimmzug, und ich befand mich bereits mit dem Kinn in Höhe des Dachs.
    Hilfreiche Hände streckten sich mir entgegen. Sie brachten mich in Sicherheit.
    In vorläufige.
    Ich schaute mich um.
    Gut sah es nicht aus. Die gesamte Wegbreite wurde durch den Schlamm eingenommen. Normalerweise keine Distanz, aber dann sah ich etwas, was mir die Haare zu Berge stehen ließ.
    Suko und Bill Conolly sowie die anderen Männer waren ebenfalls aus den Wagen gestiegen. Sie wollten uns zu Hilfe eilen, doch sie kamen nur zwei, höchstens drei Schritte weit.
    Eine magische Sperre hielt sie auf.
    Eigentlich war es zum Lachen, wie sie immer wieder liefen, dann aber von der unsichtbaren Wand zurückgeschleudert wurden.
    Von außen durften wir also keine Hilfe erwarten.
    Es sah böse aus.
    Der Wagen sackte tiefer. Unter uns gurgelte und schmatzte der magische Sumpf. Ich suchte fieberhaft nach einem Ausweg, doch es war klar, daß es keinen gab. Die unsichtbare Wand würde uns ebenso aufhalten wie meine Freunde.
    Zum erstenmal meldete sich Will Mallmann wieder.
    »Wir müssen weg!« rief er. »Ich will diesen verdammten Dämon haben, der meine Frau umgebracht hat!«
    Will wollte tatsächlich springen.
    »Nein, nicht!« schrie ich.
    Er wandte sich um, und ich sah die wilde Entschlossenheit in seinen Augen leuchten. Wie konnte ich ihn nur

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