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0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast

0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast

Titel: 0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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von Karin Mallmann angezogen, wie sie da lag, das Gesicht blaß und schon vom Tode gezeichnet.
    Das weiße Brautkleid war blutüberströmt, und der Lebenssaft rann weiter aus ihrem Körper.
    Diese Minuten zählte ich mit zu den schlimmsten meines Lebens, und ich konnte mir vorstellen, was in dem Kommissar vorging.
    Wir schwiegen.
    Es war unnatürlich still geworden. Nur der Wind spielte mit den herabgefallenen Blättern und trieb sie raschelnd über den Boden. Will weinte.
    Jetzt kam der Schock, jetzt konnte er sich nicht mehr beherrschen. Naß rann es an seinen Wangen entlang. Karin Mallmann sah es. Sie hob den Blick, schaute in Wills Gesicht, und noch einmal sammelte sie alle Kraft.
    Ihre Hände bewegten sich, glitten über das Kleid, hinterließen eine rote Spur und fanden Wills Finger. Zitternd hielten sie sie fest. Ein Sonnenstrahl fiel schräg auf die sterbende Frau, traf den goldenen Ring an ihrem Finger und ließ ihn aufblitzen.
    Ihre Lippen bewegten sich und formten ein einziges Wort. »Will…« Es war nur ein Hauch, aber jeder von uns hörte ihn, und es gab wohl keinen, dem es nicht kalt den Rücken hinabrann.
    »Karin!«
    Der Kommissar antwortete. Ich bemerkte, wie schwer es ihm fiel.
    Ein tiefer Atemzug, dann sprach Karin weiter, obwohl es ihr ungeheuer schwerfiel. »Ich – ich möchte dir sagen – wie – wie sehr ich dich liebe, Will. Ich – ich kann nicht – glücklich – ich wollte mit dir glücklich werden…«
    Der vom Schicksal so schwer gezeichnete Kommissar schüttelte den Kopf. »Nicht sprechen, Liebling«, erwiderte er rauh. »Es wird alles wieder gut. Wir bringen dich zu einem Arzt. Er – er wird dir helfen. Bitte…«
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über das leichenblasse Gesicht der Sterbenden. »Nein, Will, du hast es gut gemeint, aber ich weiß, daß ich nicht mehr viel Zeit habe. Der Tod – er – er steht schon neben mir. Er will mich packen. Ich will – ich will dir nur noch sagen, wie schön es mit dir war – bitte, Will, bitte – vergiß mich nicht. Ich – ich liebe dich doch so. Ich habe dich immer geliebt, Will. Vergiß mich nicht – versprichst du mir das?«
    »Ja.«
    »Dann ist es gut.« Wieder erschien das Lächeln auf ihrem Gesicht. »Und bitte – nimm mir den Ring ab. Nimm ihn, und behalte ihn als ein Andenken. Immer wenn du ihn anschaust, denke an mich. Darum möchte ich dich bitten…«
    Will Mallmann nickte. Sprechen konnte er nicht. Die Tränen unterdrückten seine Stimme.
    Noch einmal hob Karin den Blick. »Dann ist es gut, Will – dann kann ich ruhig sterben. Es – es war so schön mit…«
    Ein letzter, gequälter, verzweifelter Atemzug, der mir durch und durch ging. Karin Mallmann bäumte sich auf, kämpfte gegen den Tod an, doch er blieb Sieger.
    In Will Mallmanns Armen starb seine junge Frau.
    Plötzlich lag sie still. Auf ihrem Gesicht blieb das winzige Lächeln.
    Niemand von uns sprach ein Wort.
    Ich hörte die Frauen weinen, und auch ich mußte mich beherrschen. Gleichzeitig machte sich etwas in mir breit, was ich nur mit Wut, Zorn und Trotz umschreiben kann. Ich wußte, wer für den Tod dieser Frau verantwortlich war.
    Und diesen Dämon würde ich packen.
    Das stand fest.
    Ich hob den Blick, schaute über Will und die Tote hinweg. Dabei sah ich Suko ins Gesicht.
    In seinen Augen las ich einen furchtbaren Schwur.
    Ich wußte, woran Suko dachte, und mich beschäftigten in diesen Augenblicken die gleichen Gedanken.
    In meinem Rücken hörte ich Wills Kollegen sprechen. Ich verstand aber nicht, was sie sagten.
    Will Mallmann hob seine Hand. Zart strichen seine Finger über die Stirn, fanden die Augenlider und drückten sie behutsam zu. Es war eine letzte abschiednehmende Geste, zusammen mit der, wie er ihr den Ring vom Finger zog und sich selbst ansteckte.
    Will sprach nicht, er weinte auch nicht mehr. Er starrte nur noch in das Gesicht seiner toten Frau, als wollte er dieses Bild aufsaugen, um es nie mehr in seinem Leben zu vergessen.
    Dann stand er auf.
    Ich folgte seinem Beispiel.
    Will Mallmann hob seine tote Frau hoch. Ich wollte ihm dabei helfen, doch er wies mich mit einer schroffen Bewegung ab. Ich trat zur Seite und blieb neben Jane Collins stehen, die ebenso wie Sheila Conolly ihren Kopf gesenkt hatte und zu Boden starrte. Die Schultern der beiden Frauen zuckten, und auch in Shaos Augen schimmerte die Feuchtigkeit.
    Bill Conolly sah seltsam blaß aus. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, seine Mundwinkel zuckten.
    In Sukos Gesicht sah

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