0082 - Die Horror-Nacht
Vergnügen.
Es gelang Pallenberg, das Mädchen zu überreden, mitzukommen. Lydia warf die Rover-Tür zu und schloß sich Harry und Claus-Dieter an.
Als sie wenig später den prunkvollen Schloßsaal betraten, legte sich dem Mädchen ein schwerer Alpdruck auf die Brust.
Krämer schloß die Tür hinter sich. Für Lydia war das so, als wäre die Falle nun endgültig zugeschnappt.
Mit einemmal kam ihr der Verdacht, daß der Verwalter dieses unheimlichen Schlosses während ihrer Abwesenheit den Rover-Motor sabotiert hatte, damit sie nicht so schnell wieder von hier fortkamen.
Wenn der Mann tatsächlich seine Finger im Spiel gehabt hatte, dann hatten sie von ihm jetzt keine Hilfe zu erwarten.
Harry Pallenberg schritt mutig bis zur Saalmitte. »Hallo! Hallo!« rief er. Seine Stimme hallte gespenstisch durch das stille Schloß.
Knirschende Schritte waren mit einemmal zu vernehmen. Lydia, Harry und Claus-Dieter blickten alle in dieselbe Richtung.
Lydia drängte sich zitternd an Claus-Dieter. Er legte seinen Arm um ihre Schultern und raunte: »Hab keine Angst. Du stehst unter meinem persönlichen Schutz. Niemand darf dir etwas antun.«
Die Schritte wurden lauter.
Und dann schob sich ein massiger schwarzer Schatten über die Wand. Lydia fuhr sich an die bebenden Lippen.
Sie wagte keinen Atemzug mehr zu tun. Gebannt starrte sie auf den Schatten, dem die mächtige Gestalt eines Mannes folgte.
Lydia hatte das Gefühl, Eiswasser würde in diesem Moment durch ihre Adern fließen. Sie sah den Mann, der ihnen entgegentrat, nicht zum erstenmal. Sie erkannte ihn sofort wieder.
Das war der Kerl, der sich im Wirtshaus selbst bedient hatte, als habe er da alle Rechte. Das abstoßende Gesicht würde Lydia wohl nicht so bald wieder vergessen.
Sie erschrak, als sie das böse Feuer in seinen tiefliegenden Augen sah. Von diesem kräftigen Mann war keine Hilfe zu erwarten, das spürte Lydia sofort.
Eher das Gegenteil.
Er schien in ihnen Feinde zu sehen. Bestimmt haßte er sie auch.
Harry Pallenberg räusperte sich verlegen. »Verzeihen Sie, wenn wir hier so einfach eindringen, Sir, aber wir sind von diesem Schloß fasziniert…«
»Ich heiße Sie herzlich willkommen«, sagte der Mann. Es klang wie eine Kriegserklärung.
»Sehr liebenswürdig, Sir.«
»Ich bin Garco, der Verwalter dieses Schlosses.«
»Angenehm. Mein Name ist Harry Pallenberg…« Der Deutsche stellte Lydia und Claus-Dieter vor und sagte, daß sie ein kleines Problem hätten, ihr Wagen würde nicht anspringen.
Garco versprach, zu helfen.
»Aber zuerst müssen Sie essen«, sagte er und wies auf die gedeckte Tafel.
»Sie scheinen uns erwartet zu haben«, sagte Harry Pallenberg.
»Nun ja, als ich Sie vor dem Schloß ankommen sah, legte ich die Gedecke auf. Mein Herr ist zwar schon seit vielen Jahren tot, aber bevor er starb, trug er mir auf, jeden Gast, der auf sein Schloß kommt, reichlich zu bewirten.«
Harry Pallenberg rieb sich erfreut die Hände. »Das hört man gern, und es trifft sich gut, denn ich habe bereits einen Bärenhunger.«
»Das freut mich«, sagte Garco. Sein feindseliger Blick streifte Lydia und Claus-Dieter. »Dann darf ich die Speisen jetzt auftragen.«
»Ich bitte darum«, sagte Harry.
Garco entfernte sich.
»Setzt euch«, sagte Pallenberg. »Nun seid nicht so ängstlich. Nehmt Platz. Ihr könnt diesem einsamen Mann doch keinen Korb geben.«
Krämer schluckte. »Einen Blick hat der. Der geht einem durch und durch.«
»Ich bringe keinen Bissen hinunter«, sagte Lydia leise. »Garco ist unser Feind. Ist euch das nicht aufgefallen?«
»Wenn er das wirklich wäre, würde er uns wohl kaum bewirten«, widersprach Harry Pallenberg. »Ihr müßt bedenken, er lebt seit vielen Jahren allein in diesem Schloß. Die Einsamkeit hat ihn sonderbar gemacht. Aber Gefahr droht uns von ihm bestimmt nicht.«
»Pst!« machte Krämer. »Er kommt.« Sie setzten sich. Garco servierte die Suppe. Harry Pallenberg kostete sie und meinte, sie schmecke ausgezeichnet.
Dann lachte er. »Nun sehen Sie sich einmal die Trauermienen meiner Freunde an, Mr. Garco. Die tun so, als ob das ihre Henkersmahlzeit wäre. Sagen Sie ihnen doch, daß sie auf diesem Schloß nichts zu befürchten haben. Mir glauben sie’s nämlich nicht. Sie haben Angst, weil ein Fluch auf dem Schloß lasten soll.«
Garco schüttelte den Kopf. »Ein dummer Aberglaube. Ein Gerücht, das jeder Grundlage entbehrt. Die Menschen in Swanage sind einfältig. Sie lieben es, sich Geistergeschichten
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