0082 - Die Horror-Nacht
der innen blutrot gefüttert war, reichte bis auf den Marmorboden hinab.
Graf Morloff hatte etwas Majestätisches an sich. Sein Kopf war schmal. Er trug ihn hoch erhoben. Dünne Silberfäden durchzogen sein schwarzes Haar an den Schläfen.
Sein Blick hatte eine starke hypnotische Kraft, der sich Claus-Dieter Krämer kaum noch entziehen konnte.
Der Vampir lächelte grausam.
Dabei schob sich seine harte Oberlippe nach oben. Deutlich waren die langen Zähne des Blutsaugers zu sehen.
In Krämers Brust rumorte sein Herz. Er dachte, jeden Moment müsse ihn der Schlag treffen, so wahnsinnig aufgeregt war er.
Morloff schritt ohne Eile die drei Stufen hinunter, die zum Sarkophag hinaufführten.
Claus-Dieter Krämer hatte in seinem ganzen Leben noch nie so viel Angst gehabt. »Harry! Helft mir!« brüllte er. »Helft mir! Zu Hilfe! Lydia! Harry!«
Niemand schien ihn zu hören.
Der Vampir ließ ein hungriges Fauchen hören. Krämer fuchtelte wild mit den Armen durch die Luft.
»Weg!« schrie er. »Bleib mir vom Leib, du Teufel! Laß mich in Ruhe!«
Der Mund des Vampirs öffnete sich. In seiner panischen Furcht versuchte Krämer, den Vampir zu attackieren.
Er warf sich auf den Untoten. Das Feuerzeug entfiel ihm, es erlosch, aber es wurde dadurch nicht ganz dunkel in der Gruft.
Die unheimliche Aura, die den Vampir umgab, erhellte die Finsternis auf eine rätselhafte Weise.
Krämers Fäuste sausten auf das bleiche Gesicht des Blutsaugers zu. Doch der Blutgraf wich den Hieben blitzschnell aus.
Die Fäuste des Opfers verfehlten ihr Ziel. Und dann packte Graf Morloff zu. Mit einer Hand nur. Eiskalt war sie. Die Finger umschlossen die Kehle des Deutschen.
Augenblicklich bekam Krämer keine Luft mehr.
Sein Gesicht verzerrte sich in wilder Panik. Er versuchte sich von dem schrecklichen Würgegriff des Unheimlichen zu befreien.
Die Atemnot machte ihn hysterisch.
Wie von Sinnen schlug er um sich. Er trat nach dem Vampir, doch Morloff ließ sein Opfer nicht mehr los.
Claus-Dieter Krämer drohten die Sinne zu schwinden.
Nur das nicht! schrie es in ihm, denn ihm war klar, daß er verloren war, wenn er jetzt neuerlich sein Bewußtsein verlor. Aber konnte er das denn noch verhindern?
Er merkte, wie das Gesicht des Blutgrafen vor seinen Augen verschwamm. Er sah, wie dieses bleiche Gesicht sich ihm näherte.
Er erkannte die gefährlichen Vampirzähne, die ihn das Leben kosten würden, wenn nicht noch ein Wunder geschah.
In seiner rasenden Todesangst mobilisierte Claus-Dieter Krämer noch einmal alle seine Kräfte, und es gelang ihm – was er kaum noch für möglich gehalten hätte –, freizukommen.
Der Blutsauger stieß ein ärgerliches Fauchen aus.
Krämer kreiselte herum. Mit langen Sätzen hetzte er durch die Gruft. Der Vampir verlor die Geduld. Seine Blutgier trieb ihn hinter dem Opfer her. Er holte den Deutschen schon nach wenigen Schritten ein.
Sein Faustschlag warf Claus-Dieter Krämer nieder.
Der Mann rutschte zwei Yards über den glatten Marmorboden. Ehe sich Graf Morloff jedoch auf ihn stürzen konnte, gelang es ihm wieder auf die Beine zu kommen und die Flucht fortzusetzen.
Eine Treppe.
Morloff schnitt seinem Opfer den Weg dorthin ab.
»Harry!« brüllte Krämer wieder. »Lydia!«
Mit dämonisch funkelnden Augen näherte sich der Vampir dem Verzweifelten. Zitternd wich Krämer zurück. Er war mit seinen Kräften am Ende.
Graf Morloff trieb ihn mehr und mehr in die Enge.
Das Schicksal des Deutschen schien endgültig besiegelt zu sein…
***
John Sinclair – das Vampirfutter!
Ich kann manchmal zwar ziemlich abgebrüht sein, aber bei diesem Gedanken bekam ich doch die Gänsehaut.
Ich hatte schon oft mit Blutsaugern zu tun. Einmal war es sogar Draculas Neffe Kalurac gewesen, den ich im Zweikampf getötet hatte. Kurz darauf hatte ich in New York eine Auseinandersetzung mit diesen schrecklichen Schattenwesen, und wenig später kämpften Suko und ich in den Everglades von Florida gegen den Vampir Zubin Zagarro. Und dann hatten wir es mit einem Vampir zu tun, der in Hongkong herrschte und sich der Gelbe Satan nannte…
Es war mir immer wieder gelungen, diese gefährlichen Bestien zu besiegen. Doch nun schien es mir an den Kragen zu gehen, denn ich war gefesselt und war somit nicht in der Lage, mich zu verteidigen.
Schaudernd dachte ich daran, was aus mir werden würde.
Graf Morloff würde auch aus mir ein blutrünstiges Schattenwesen machen. Er konnte mir nichts Schrecklicheres als das antun.
Ich,
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