0082 - Wir liquidierten die Erpresser-AG
aufgefallen, dass ich während der ganzen Unterredung vor seinem Schreibtisch gestanden hatte. Als ich mich setzte, sagte Mr. High:
»Er soll alles stehen und liegen lassen und sofort zu mir kommen.« Er horchte einen Moment auf das aufgeregte Geschnatter, das aus dem Hörer drang. Dann sagte er energisch: »Tut mir Leid, Miller. Ich brauche ihn für eine andere Sache, Dringlichkeitsstufe eins. Ich stelle Ihnen einen anderen Mann zur Verfügung.«
Phil und ich hatten uns in den letzten Tagen mit allerlei Kleinkram abgeben müssen. Mein Freund würde froh sein, endlich wieder einmal an eine große Sache heranzukommen.
Wenig später trabte Phil an. Wir begrüßten uns, und er zog sich ebenfalls einen Stuhl heran und lauschte gespannt den erklärenden Worten unseres Chefs.
»Zunächst die Facts«, sagt der Chef. »Die drei Frauen haben Bankkonten bei der First National Bank. Die Konten stammen in allen drei Fällen aus Lebensversicherungen, die die Männer ihren Frauen hinterlassen haben. Wenn es nur bei dem ersten Fall geblieben wäre, hätte man annehmen können, dass es sich um eine fingierte Geschichte handelte. Ich erinnere Sie an den Fall in Boston. Da war eine Frau wie Leonora Kenton das Opfer. Sie war aber auch gleichzeitig die Erpresserin. Sie brauchte Geld, wollte und durfte auf gerichtlichen Beschluss ihr eigenes Geld jedoch nicht von der Bank abheben. Hingegen wusste sie, dass die steinreiche Großmutter bezahlen würde, die vernarrt in den kleinen Enkel war. Man hat den wahren Sachverhalt herausgefunden. Es war nicht weiter schwer. Aber hier scheidet diese Möglichkeit aus. Wir brauchen in dieser Richtung keine Erhebungen zu machen. Ich habe inzwischen Anweisung gegeben, an den Telefonapparaten der betreffenden drei Frauen eine kleine Veränderung vorzunehmen. Jedes Telefongespräch kann von jetzt an von uns mitgehört werden. Außerdem wird es auf Band aufgenommen. Die Damen brauchen nur, wenn das Telefon anschlägt, einen kleinen Hebel unter dem Telefonti'sch umzustellen, bevor sie den Hörer abnehmen. Die drei Frauen wurden gestern im Laufe des Tages von dem oder von den Erpressern angerufen. Wir konnten nur feststellen, dass von Telefonautomaten aus gesprochen wurde. Keine brauchbare Spur also. Die bereits angelegten Akten über die Fälle habe ich euch in euer Office hinüberbringen lassen. Aber, wie gesagt, die Fälle gleichen sich aufs Haar. Alles, war ihr daraus entnehmen könnt, sind die Namen und Adressen der Opfer. Mehr nicht. Ich wünsche euch viel Erfolg, Phil und Jerry.«
Damit waren wir entlassen. An der Tür drehte sich Phil noch einmal um. »Die Konten sind bei der First National Bank, Chef. Bei derselben Filiale?«
Mr. High überlegte nur kurz.
»No, bei verschiedenen Filialen.«
»Danke, Chef.«, sagte Phil. Dann gingen wir.
***
Phil war zum Verwaltungsgebäude der First National Bank gefahren. Währenddessen telefonierte ich mit dem Leiter der Mordkommission, der den Fall Peggy Sterling bearbeitete. Ich erfuhr, dass alles getan worden war, was getan werden musste und konnte. Es war nichts außer Acht gelassen worden. So viel wurde mir bald klar.
Fußabdrücke, die im Vorgarten gefunden wurden, stammten einwandfrei von dem Gärtner. Die Fingerabdrücke an der Vorgartentür waren von den Mietern. Die Obduktion der Leiche hatte ergeben, dass Peggy Sterling aus etwa zehn Meter Entfernung erschossen wurde. Man hatte sie an der Haustür gefunden. Der Mörder hatte den Vorgarten nicht betreten. Er musste rechts oder links der Gartentür auf der Straße gestanden haben. Links von der Tür befand sich ein Zeitungskiosk. Der weiße Farbanstrich daran fing an abzubröckeln. Wenn sich der Mörder dagegen 'gelehnt hatte, befanden sich vielleicht winzige Farbteilchen an seiner Kleidung. Die Kollegen von der Mordkommission hatten also eine Probe von der Farbe an dem Kiosk entnommen. Sollte der Mörder bald gefasst werden, konnte man, sofern sich an seiner Kleidung Farbreste befanden, diese mit denen des Kiosks vergleichen. Der Mörder würde natürlich behaupten, die Farbteilchen stammten von seinem Fenster.
Dann würde man auch davon eine Probe entnehmen. Die Farbe auf seinem Fensterbrett würde nicht genauso oxydiert sein wie die an dem Kiosk, selbst wenn es der Zufall wollte, dass beide Farben von derselben Herstellerfirma bezogen wurden. Man kann natürlich trotzdem keine schlüssigen Beweise erhalten, aber sie können immerhin einen Hinweis geben.
Hatte der Täter jedoch rechts von
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