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0082a - Amoklauf in der Todeszelle

0082a - Amoklauf in der Todeszelle

Titel: 0082a - Amoklauf in der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amoklauf in der Todeszelle
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hatten, und ich auf meine Uhr blickte, die bereits halb elf anzeigte, sagte der Bürgermeister:
    »Ich habe nicht an die Schonung gedacht. Wir haben noch eine Dreiviertelstunde vor uns.«
    »Macht nichts«, sagte ich gegen mein Gefühl. »Wir haben ja Zeit.«
    Das hatten wir. Aber ich fühlte allmählich eine bleierne Müdigkeit in meinen Gliedern hochkriechen. Bald fiel es mir schwer, die Augen offenzuhalten. Ich zündete mir eine Zigarette an, aber das half auch nicht viel.
    Und dann krachte auf einmal der Schuß.
    Er dröhnte laut durch den stillen Wald, fast wie ein Kanonenschuß. Erschrocken blieben wir alle stehen. Schlagartig war meine Müdigkeit wie weggeweht. Der Bürgermeister zeigte nach links.
    »Das kam von da drüben!«
    »Ja«, erwiderte ich. »Alle Mann stehenbleiben! Durchsagen! Bürgermeister, ich laufe hinüber und sehe nach! Sorgen Sie dafür, daß alle Leute stehenbleiben. Wenn sich der Schuß versehentlich gelöst haben sollte, dürfen wir deswegen nicht unsere Kette abbrechen.«
    »Das leuchtet mir ein«, nickte der Mann. »Okay, Sir! Ich sorge dafür, daß alle auf ihrem Platz bleiben.«
    »Wenn wir ihn wirklich aufgestöbert haben, lasse ich von Mann zu Mann durchsagen, was getan werden soll.«
    Er rief etwas Zustimmendes, aber ich war schon unterwegs. An jeden Mann, an dem ich vorbeistolperte, richtete ich die hastige Aufforderung, seinen Standort vorläufig nicht zu verlassen.
    Ich fiel ein paarmal über Wurzeln oder herumliegende, trockne Äste, kratzte mir das Gesicht auf an spitzen, abgebrochenen Ästen, die von den Bäumen wegragten und von mir in der Dunkelheit nicht früh genug erkannt wurden, aber ich kam ziemlich schnell vorwärts. Meine Taschenlampe zeigte mir halbwegs die größten Unebenheiten im Boden, so daß ich wenigstens nicht Gefahr lief, plötzlich in den Ausgang einer Fuchshöhle zu treten und mir den Fuß zu verstauchen.
    Entfernungen lassen sich in der Dunkelheit schwer schätzen, aber ich glaube, es muß fast eine Viertelmeile gewesen sein, die ich nach links zu laufen hatte, bis ich endlich an der richtigen Stelle ankam. Ich merkte es ziemlich früh daran, daß alle Männer hier ihre Taschenlampen ausgeschaltet hatten, um kein Ziel zu bieten.
    »Hallo, Phil!« rief ich halblaut in die Finsternis hinein, denn nach meiner Schätzung mußte er hier irgendwo in dieser Gegend sein.
    Seine Stimme antwortete mir überraschend nahe.
    »Hier, Jerry! Komm hierher! Vorsichtig, hier liegt ’ne Menge Unterholz herum! Hierher!«
    Er wiederholte seine richtungsweisenden Rufe, bis ich ihn erreicht hatte. Wir duckten uns zusammen neben einem Baum nieder.
    »Wir haben den Jeep gesehen«, raunte mein Freund. »Höchstens zwanzig Yard weiter den Hang hinauf.«
    »Habt ihr den Mann auch gesehen?«
    »Nein. Ich jedenfalls nicht. Ich gab nur Kommando, daß alle in Deckung gehen und erst einmal liegenbleiben sollen. Ich wollte nichts unternehmen ohne dich und Lindquist und Regner. Ich denke, daß wir vier vollauf genug sind, um die Geschichte zu regeln.«
    »Ja, das ist auch meine Überzeugung. Wo sind denn die beiden Kollegen aus Brackstown?«
    »Sie sind beide weiter links von mir. Du bist ja auf der äußersten rechten Flanke gegangen. Ich habe durchsagen lassen, daß sie hier herüberkommen sollen. Hoffentlich sind sie bald da.«
    »Es hilft nichts, Phil, die Taschenlampen müssen wieder eingeschaltet werden. Sonst schleicht sich der Kerl im Schutze der Dunkelheit womöglich durch unsere Reihe, und wir haben das Nachsehen.«
    »Du hast recht«, sagte Phil und rief laut: »In Deckung bleiben! Aber Licht machen! Damit er nicht zwischen uns hindurchkriechen kann!«
    Geisterhaft flammten die dünnen Lichtstrahlen der Taschenlampen auf. Es sah aus, als ob lange, gerade Gespensterarme durch die Finsternis griffen und hin und her huschten. Ich nahm meine eigene Lampe und ließ den Schein in die Richtung huschen, in der wir sonst weitergegangen wären, also bergauf.
    »Ein bißchen weiter rechts«, sagte Phil. Ich veränderte die Richtung. Und da stand der Jeep tatsächlich. Er wandte uns die rechte Breitseite zu, stand also mit dem Heck nach links.
    »Ob es da oben einen Weg gibt?« murmelte ich.
    »Wahrscheinlich wohl«, erwiderte Phil. »Kannst du Morgory sehen?«
    »Nein. Er wird wohl hinter dem Jeep in De—«
    Wir warfen uns flach auf den Boden und drückten die Köpfe eng auf den Nadelteppich. Hell peitschte der Schuß eines Karabiners durch die tiefe Stille. Die Kugel sirrte einen

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