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0084 - Er starb an meiner Stelle

0084 - Er starb an meiner Stelle

Titel: 0084 - Er starb an meiner Stelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Er starb an meiner Stelle
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Einbrecher das Material an ein paar Klatschblättern schicken könnte?«
    »Weil er es mir gesagt hat.«
    »Der Einbrecher?«
    »Ja.«
    »Also kennst du ihn?«
    »Nein. Er rief mich an. Natürlich nannte er keinen Namen. Aber er drohte mir sehr deutlich, das Material an Klatschzeitungen zu schicken, wenn ich nicht auf seine Bedingungen einginge.«
    »Und — was für Bedingungen stellte er?«
    »Ich soll bis zum 30. dieses Monats eine Million Dollar an den Verband amerikanischer Kriegsblinder überweisen! Eine Million! Für dje Kriegsblinden!«
    ***
    Ich nahm eine der beiden Zeitungen und wickelte die weißen Handschuhe darin aus. Das kleine Päckchen schob ich in meine Hosentasche. Dann verließ ich leise das Zimmer.
    An der nächsten Tür klopfte ich.
    »Yeah, come in!« rief eine nicht sehr männliche Stimme.
    Ich trat ein. Das Zimmer war ebenso gemütlich eingerichtet wie das, was ich soeben einer flüchtigen Untersuchung unterzogen hatte. Hinten in der Nähe des Fensters lag ein junger Mann auf einer breiten Couch und las. Er wandte nicht einmal den Kopf, so sehr schien ihn die Lektüre zu fesseln.
    »Ja, was gibt es denn?« murmelte er.
    Ich trat näher. Als ich dicht bei ihm stand, stutzte ich. Mir war etwas aufgefallen. Aber ich hütete mich, davon zu sprechen.
    »Nun sagen Sie schon, was los ist«, murmelte der junge Mann und wandte mir langsam den Kopf zu. Als er erkannte, daß er nicht den Butler vor sich hatte, sprang er auf und warf das Buch beiseite. »Was wünschen Sie? Wer sind Sie?«
    Ich ließ mich in einen Sessel fallen und fragte ruhig zurück: »Und wer sind Sie?«
    »Ich heiße Steve Lorrence«, erwiderte er.
    »Ich heiße Jerry Cotton«, sagte ich, wobei ich mir eine kleine Porzellanfigur betrachtete, die auf einem Tischchen stand. Es war eine Diana, und sie hatte den übertrieben graziösen Körper, wie ihn alle Porzellanfiguren haben. Wenn ich den Blick an der Figur vorbeigleiten ließ, sah ich in einen Wandspiegel, in dem ich den jungen Lorrence gut beobachten konnte.
    Er war blaß. Und er war nervös.
    »Ihr Name sagt mir nichts«, stieß er rauh hervor. »Wollen Sie mir nicht erklären, was Sie von mir wollen?«
    »Ich möchte mich ein bißchen mit Ihnen unterhalten«, sagte ich unbestimmt. »Sie sind der Neffe von Mr. Chester Lorrence?«
    »Allerdings.«
    »Wann haben Sie Ihren Onkel zum letztenmal gesehen?«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich fragte, wann Sie Ihren Onkel zum letztenmal gesehen haben! Das ist doch wohl klar genug — oder?«
    Im Spiegel sah ich, wie sein Blick immer wieder zu einem Aschenbecher glitt, der dicht neben der Tür auf einem niedrigen Bücherschrank stand. Es lag etwas Schwarzes darin, das aussah wie verbranntes Papier. Ich ließ mir nicht anmerken, daß ich es entdeckt hatte.
    »Mit welchem Recht stellen Sie diese Frage?«
    »Mit dem Recht eines FBI-Beamten, der sich Mühe gibt, ein Verbrechen aufzuklären.«
    Im Spiegel konnte ich deutlich erkennen, daß er erschrak.
    »FBI? Sie sind ein G-man?«
    Ich nickte gelassen.
    »Ja. Hier ist mein Dientausweis.«
    Ich hielt ihm meinen Ausweis hin. Er warf nur einen kurzen Blick darauf, dann ließ er sich in einen Sessel fallen, der meinem gegenüberstand. Leider geriet er dadurch außerhalb des Blickfeldes im Spiegel. Ich hob den Kopf und sah ihn direkt an.
    »Also? Wann war es?«
    »Gestern abend!«
    »Heute haben Sie ihn noch nicht gesehen?«
    »Nein. Als er frühstückte, schlief ich noch. Ich bin Künstler, wissen Sie, da steht man nicht so früh auf wie die anderen.«
    »Künstler?«
    »Ja. Bildhauer. Ich habe ein kleines Atelier in der 32. Straße Ost.«
    »Können Sie davon leben?«
    »Wovon?«
    »Von Ihren Bildhauerarbeiten?«
    »Nun, ehrlich gesagt, nein.«
    »Wovon leben Sie dann?«
    »Von der Unterstützung meines Onkels. Selbstverständlich werde ich ihm alles zurückzahlen, sobald ich mich erst einmal durchgesetzt habe. Als Anfänger hat man es sehr schwer, das wissen Sie vielleicht.«
    »Und heute mittag haben sie Ihren Onkel auch nicht gesehen?«
    »Nein. Die Mittagsmahlzeit nimmt mein Onkel gewöhnlich in der Nähe der Börse ein.«
    »Wie kommt es, daß Sie jetzt nicht in Ihrem Atelier sind?«
    Er zögerte einen Sekundenbruchteil, bevor er erwiderte: »Ich fühle mich heute nicht zum Arbeiten aufgelegt. Sie wissen ja, als Künstler ist man sehr von seinen Stimmungen abhängig.«
    Ich stand auf.
    »Ja? Das kann ich nicht beurteilen, ich bin kein Künstler. Ich weiß nur, daß alle großen Künstler

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