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0084 - Er starb an meiner Stelle

0084 - Er starb an meiner Stelle

Titel: 0084 - Er starb an meiner Stelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Er starb an meiner Stelle
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wird. Inzwischen würde ich nämlich an deiner Stelle zwei Mann vom Spurensicherungsdienst hinauf in das Zimmer des Neffen schicken.«
    »Warum?«
    »Gleich rechts von der Tür, durch die man das Zimmer betritt, steht ein kleiner Bücherschrank. Und auf dem steht ein Aschenbecher. Darin liegt Papier, das höchstens vor einer Viertelstunde erst verbrannt worden ist. Als ich in das Zimmer kam, stieg noch ein winziges Rauchfähnchen auf.«
    Allan nickte begeistert.
    »Das ist großartig. Mit gewissen Chemikalien gelingt es unseren Chemikern häufig, verbranntes Papier wieder zu glätten und zwischen Glasplatten zu bringen. Danach machen die Laborhengste sogar die Schrift wieder irgendwie sichtbar. Und wenn etwas verbrannt wird, kurz nachdem ein Mord passierte, dann dürfte es die Mühe lohnen. Ich sage sofort meinen Leuten Bescheid.«
    Er wollte sich schon umdrehen und zurück in die Diele gehen. Ich hielt ihn am Ärmel fest und gab ihm das Päckchen aus meiner Hosentasche.
    »Was ist da drin?«
    »Ein Paar weiße Handschuhe. Sie gehören höchstwahrscheinlich dem Butler. Was aber nicht bedeuten muß, daß sie nicht auch ein anderer bei einem gewissen Zweck getragen haben könnte, denn der Butler bewahrt die Handschuhe in einem Fach in der Diele auf, an das jeder andere heran kann.«
    »Und warum sind die Handschuhe überhaupt bemerkenswert?«
    »Ich fand sie im Zimmer des Butlers. Nebenbei: Das Zimmer liegt genau neben dem Neffen. Die Handschuhe lagen in einem Abfalleimer. Wenn ich nicht ganz auf den Kopf gefallen bin, sind die rostroten Flecken in den Handschuhen… Blut!«
    Allan starrte mich entgeistert an.
    »Sag mal«, brummte er entgeistert, »Soll ich die Mordkommission nach Hause schicken? Du scheinst ja bereits alle wesentlichen Spuren sichergestellt zu haben, Jerry!«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich habe nur Glück gehabt. Und der Täter hatte Pech.«
    »Wieso?«
    »Weil wir anscheinend unmittelbar nach der Tat eingetroffen sind, so daß er sich sehr beeilen mußte, wenn er die verräterischen Spuren noch beseitigen wollte. Ganz gelang es ihm ohnehin nicht. Wir waren nämlich von dem alten Lorrence angerufen worden. Er wurde erpreßt. Wenn wir nicht in eine Verkehrsstockung geraten wären, hätten wir den Mord vielleicht verhindern können. Es kann nur um wenige Minuten gegangen sein.«
    »Die Erpressersache mußt du mir im Office noch genauer auseinandersetzen, Jerry.«
    »Okay, Allan. Sag mal, was hältst du von einem Mann, der auf einer Couch liegt und sich alle Mühe gibt, so zu tun, als ob er ein Buch liest?«
    »Woher willst du wissen, daß er nicht wirklich liest? Man kann doch keinem so weit in den Gehirnkasten sehen, daß man weiß, ob er liest oder ob er mit Gedanken woanders ist?«
    Ich grinste wieder. Dann sagte ich langsam: »Aber wenn der Mann das Buch verkehrt herum in der Hand hält? Wenn du zu schnell im Zimmer warst, als daß er es noch hätte umdrehen können?«
    Allan sah mich an. Aber ich sagte nichts mehr.
    ***
    Crack hatte sich aufgerichtet. Man konnte nicht sagen, daß es schmerzlos gegangen wäre. Aber er saß, als der Arzt das Zimmer betrat.
    »Sie wollten mit mir sprechen, Mr. Crack?« fragte der ältere Arzt freundlich, indem er sich einen Stuhl an das Bett heranzog.
    »Yeah!« brummte Crack. In seinen Augen stand nichts als Energie. Man brauchte diesen zähen Burschen nur anzusehen, um zu wissen, daß er etwas hatte, was man keinem anerziehen konnte: Format.
    »Nun schießen sie los, Mr. Crack. Ich höre! Sind sie mit der Behandlung nicht zufrieden?«
    Crack schüttelte den Kopf.
    »Doe, ich lag Ende 1945 in einem Militärlazarett dicht hinter der Invasionsfront in Frankreich. Dort hätte man sich allenfalls über die Behandlung beklagen können. An einem Morgen nach der Schlacht um Le Havre warteten Verwundete darauf, daß sie von knapp 30 Schwestern und sechs Ärzten versorgt wurden. Na, wie gesagt, da hätte man sich mit Fug und Recht beschweren können, aber es tat keiner, weil wir ja sahen, daß sich die Schwestern förmlich zerrissen, um alles schaffen zu können, was sie niemals schaffen konnten.«
    Er machte eine kurze Pause.
    Dann fuhr er verbittert fort: »An dem Morgen sind ein paar hundert Männer für nichts und wieder nichts gestorben, nur weil ein Organisationsfehler gemacht worden war. 200 Schwestern und 40 Ärzte standen gute hundert Meilen weiter im Süden, wo kein Mensch sie brauchte. So ist der Krieg… Sprechen wir von was anderem…«
    Crack fischte sich

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