0084 - Er starb an meiner Stelle
helle Organ seiner Sekretärin. »Ich werde Mr. Lombart sofort verständigen.«
Lombart senior ließ sich in seinen bequemen Schreibtischstuhl zurücksinken und starrte auf die Tür, als könne er allein dadurch bewirken, daß sein Sohn schneller bei ihm auftauchte. Lombart junior war seit sechs Jahren Geschäftsführer in der Firma seines Vaters, und da er vor ein paar Jahren geheiratet hatte, wohnte er nicht mehr bei seinen Eltern.
Obgleich der junge Mann innerhalb weniger Minuten bei seinem Vater erschien, wurde er mit einem Knurren empfangen.
»Du hättest dich ruhig ein bißchen beeilen können.«
John B. Lombart sah seinen Vater belustigt an. Er kannte die Stimmungen seines Vaters und hatte sich längst abgewöhnt, sich von seinen Launen tyrannisieren zu lassen. Er verstand das Geschäft ebenso gut wie der Alte, und da es keinen anderen Erben gab, brauchte er sich nichts bieten zu lassen.
Er setzte sich in einen Sessel, der in einer Ecke vor einem kleinen Rauchtisch stand, und sagte ruhig: »Ich bin so rasch gekommen, wie es mir möglich war. Allerdings befand ich mich gerade in einer Besprechung mit Mr. Lesforth, der ein guter Kunde ist, was du ja wohl besser wissen müßtest als ich. Und da wir immerhin von unseren Kunden leben, fühlte ich mich nicht veranlaßt, Mr. Lesforth unverzüglich hinauszuwerfen, nur damit du keine zwei Minuten zu warten hättest.«
»Das ist die Rücksicht, die man als alter Mann von seinem einzigen Sohn verlangen kann!« schnaufte der Alte wütend.
»Reg dich wieder ab!« entgegenete John B. Lombart freundlich. »Aufregung schadet dir nur. Außerdem würdest du noch wilder werden, wenn ich Lesforth wirklich sofort hinausgeworfen hätte. Im Grunde gibst du mir ja recht, Vater.« Der alte Lombart sah sich durchschaut. Sicher hatte sein Junge recht, aber warum sollte er das unbedingt zugeben? Bei ihm ging es immer nach der Devise: Ich bin der Chef, und ich habe recht, auch wenn ich im Unrecht bin.
»Also, was ist nun los?« fragte John. »Ich habe viel zu tun.«
Er musterte seinen Vater. Der alte Lombart rieb sich über die dicke Knollennase und suchte ganz offensichtlich einen Anfang für das, was er vorzubringen hatte.
»Es handelt sich um den Anfang unserer Firma«, knurrte er schließlich.
»Um was für einen Anfang?« fragte John verständnislos.
»Himmel, stell dich nicht so blöd an! Glaubst du, die Firma Lombart ist mit mir geboren worden? Ich habe sie aufgebaut! Herrgott noch mal, und jetzt kommt dieser lausige Kerl…«
John nickte langsam. Jetzt begriff er. »Okay, Vater«, sagte er langsam.
»Da du darüber zu sprechen wünscht, wollen wir die Dinge auch beim Namen nennen. Du hast die Firma Lombart im Jahre 1944 gegründet. Mit — na, sagen wir — einem j. Kapital, das du durch Kriegsschiebungen verdient hast. Mir gefällt das zwar nicht, aber jetzt ist es nicht mehr rückgängig zu machen. Außerdem kommt noch hinzu, daß ich ja auch in den Genuß des Vermögens komme, das zwar ehrlich vergrößert wurde. Du hast nie darüber gesprochen, aber ich bin auch so auf diesen etwas düsteren Beginn der Firma Lombart gekommen. Wenn du mir das etwa beichten wolltest, Vater, dann möchte ich es dir gern ersparen. Du siehst, daß ich es weiß, und du weißt, daß ich dir keine Vorwürfe deshalb gemacht habe. Solange unsere Firma auf eine ehrliche Weise weiter ihre Geschäfte führt, werde ich micht bemühen, es zu vergessen…«
Einen Augenblick lang hing ein peinliches Schweigen in der Luft.
Dann atmete der Alte tief.
»Gott sei Dank, daß du es weißt«, murmelte er. »Es fällt mir verdammt nicht leicht, darüber zu sprechen. Ich will nicht damit anfangen, daß so mancher Wallstreet-Millionär sein Geld auch nicht immer mit restlos sauberen Mitteln verdient hat, denn das wäre keine Entschuldigung für die eigene Art, zu Geld zu kommen. Es geht um eine einfache Sache: Es gibt einen Mann, dessen Namen ich nicht kenne, der aber genau Bescheid weiß über die Art und den Umfang meiner ersten Geschäfte, die du — hm — Kriegsschiebung nenntest.«.
John beugte sich vor. Erst jetzt begann dieses Gespräch für ihn wirklich interessant ?u werden.
»Willst du sagen, daß dieser Mann dich zu erpressen versucht?« fragte er gespannt.
»Jawohl, das will ich damit sagen! Genau das!«
»Besitzt er irgendwelches Material, das ausreichend belastend für die Firma Lombart wäre, daß es uns wirklich ernstliche Schwierigkeiten bereiten könnte?« fragte der Sohn, der wie
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