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0084 - Schreie in der Hexengruft

0084 - Schreie in der Hexengruft

Titel: 0084 - Schreie in der Hexengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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an«, sagte Sonja leise.
    »Dann sag es deiner lieben Baba, mein Schätzchen!« zischte die älteste Hexe sie an.
    »Ich soll auf meinen Verlobten verzichten«, war Sonjas Antwort.
    »Du bist klug, wie du schön bist«, höhnte die Alte. »Du bist gescheit, also wirst du ja sagen, wenn wir verlangen, daß du diesen jungen Mann aufgibst. Diesmal wird der Spieß von der anderen Seite gedreht, Sonja. Diesmal bist du es, die einem unserer Söhne Gut und Geld abjagen will. Das lassen wir nicht zu, und du wirst dich fügen. Willst du?«
    »Niemals!« schrie Sonja gequält auf. »Was geht es euch an, wer sich mit wem verbindet? Wer sich wen zum Manne aussucht?«
    »Du wirst es bald wissen, wenn du aus unseren feinen Flaschen getrunken hast. Aber da du so schön und klug bist, möchten wir, daß du dich besonders gern an uns erinnerst. Und vor allem, weil du so töricht und so störrisch bist!«
    Bei diesen Worten riß die Alte mit einem harten Ruck den schwarzen Haarknoten des Mädchens auseinander.
    In schweren, fließenden Wellen fiel das prächtige Haar um Hals und Schultern Sonjas.
    »Wunderschön!« krächzte die alte Baba. »Wunderschön bist du, Sonja, du Weibsbild aus dem Türkenland! Du kannst so schön bleiben, wenn du willst. Aber es kann dir auch anders ergehen. Zuerst zeigst du mir einmal, ob du überall so schön bist! Zieh dich aus, und beeile dich damit!«
    Sonja starrte überrascht und ungläubig auf die Alte.
    Was sollte das bedeuten? Was für ein seltsamer Wunsch und Befehl von diesem häßlichen alten Weib?
    Sonja blieb starr stehen und rührte sich nicht.
    »Hörst du nicht, Schätzchen?« rief die Hexe wieder. »Wenn ich etwas befehle, wird augenblicklich gehorcht. Das gilt für meine Schwestern hier, und für euch Menschenvolk erst recht! Also los! Aus den Kleidern!«
    Wieder rührte sich das Mädchen nicht. Sie dachte nicht daran, sich vor dieser Hexenbrut zu entblößen und sich begaffen zu lassen.
    Aber gleich darauf bereute sie es.
    »Mihaila, Jadwiga!« schrie die Alte in höchster Wut. »Packt sie euch! Haltet sie fest! Und du, Andra, reiß ihr die Kleider herunter! Ich will es! Zeig dieser sturen Person, was wir können, hehe! Zeig dem Mädchen, was für hübsche Krallen du hast!«
    Im nächsten Augenblick wurde Sonja gepackt. Mihaila drehte ihr mit einem schmerzhaften Griff die Arme auf den Rücken. Jadwiga ging in die Hocke und zog dem Mädchen die Beine weg. Sonja stürzte, aber die kralligen Hände der Hexenweiber hielten sie fest.
    Die alte Baba weidete sich an dem Schauspiel, das nicht einmal ein ungleicher Kampf zu nennen war.
    Wohl versuchte Sonja, die Hexen abzuschütteln, sich aus ihren ehernen Griffen zu befreien. Sie drehte sich hin und her, sie wälzte sich von einer Seite zur anderen. Aber Mihaila und Jadwiga hielten sie fest gepackt.
    »Sehr schön!« rief die Alte ganz heiser, und ihre Stimme überschlug sich fast vor Wut und gleichzeitig vor Schadenfreude. »Sehr gut macht ihr das! Und nun du, Andra! Los, entkleide sie!«
    Andra kam herangefaucht. Mit blitzenden Zähnen machte sie sich über Sonja her.
    Ein scharfer Ruck – die Bluse des Mädchens riß in Fetzen.
    Ein zweiter Ruck, und Andra hatte Sonjas Rock in den Händen.
    Dann wühlten sich die Hände der jungen Hexe in Sonjas Wäsche.
    Erbarmungslos wurde die Gefangene auch ihres letzten Kleidungsstückes beraubt. Winselnd lag das Mädchen am Boden, ausgesetzt den hämischen, höhnischen Blicken und Kommentaren der Hexenweiber.
    »Einen Denkzettel hat sie«, sagte Baba, jetzt fast normal, leise, aber mit herauszuhörendem Grimm. »Macht das Getränk bereit. Wir müssen weiterkommen.«
    Dann trat sie vor das Mädchen und sagte knapp: »Mehr will ich nicht sehen von dir. Zieh dich an und bereite dich vor. Entweder du gibst nach, oder du wirst bald mehr erleiden als soeben.«
    Sie winkte den anderen, die sich entfernten.
    Baba blieb mit dem entführten Mädchen allein in dem dumpfen Verlies zurück.
    Nach wenigen Minuten brachten die anderen das Getränk in einer dafür vorgesehenen Flasche.
    ***
    »Habt ihr an alles gedacht?« fragte die Alte. »Habt ihr alles in dem feurigen Saft, was für das Mädchen gut ist?«
    »Ja, Baba«, antworteten Mihaila, Jadwiga und Andra im Chor.
    »Habt ihr den dicken Sud darin, der die Gedanken lähmt und die Erinnerung auslöscht?«
    »Ja, Baba«, war die Antwort der drei.
    »Und das schöne Gift, das in den Adern brennt und die Bauchwand auffressen möchte?«
    »Ja, Baba«, sagten die

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