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0084 - Schreie in der Hexengruft

0084 - Schreie in der Hexengruft

Titel: 0084 - Schreie in der Hexengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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Ungetüm, schwarz und klobig, das hinter dem Haus auf der Wiese stand. An der Frontseite glühte ein rotes Licht, groß wie der Kopf eines Erwachsenen.
    Wieder griffen Hände nach Sonja, hoben sie hoch. Sie hörte ein Dröhnen, ein Fauchen in der Luft.
    Und noch einmal schrie sie.
    Sie glaubte, das Aufreißen von Haustüren zu hören, die Stimmen ihrer Eltern, das ängstliche Rufen der Nachbarn.
    Aber da hatte sich das dunkle Ungetüm mit ihr und den unheimlichen Wesen längst über das Hausdach erhoben.
    Steil flog es immer höher und verschwand aus den Blicken.
    Diesmal aber gab es einige Zeugen für den Überfall und die Entführung des Mädchens.
    Die Bewohner der ganzen Straße waren auf den Beinen. Wer bereits schlief, wurde aus dem Bett geholt. Immer mehr Menschen kamen auf die Straße.
    Sonjas Verlobter sagte ihnen, daß er nur die Schreie gehört hatte.
    Er hatte nichts sehen können. Nichts Verdächtiges. Nicht das geringste, was zur Vorsicht gemahnt hätte.
    Die Menschen waren verzweifelt. Alles rief und schrie durcheinander. Allmählich entwickelte sich ein Tumult unter den Leuten.
    Eine neue Entführung, und auf eine so unglaubliche Weise! In die Luft entführt! Von unbekannten Wesen!
    Einige hatten eine Kiste gesehen, andere einen Schornstein, der mit Sonja davongeflogen war.
    Phantasie und Wirklichkeit wurden immer bunter durcheinandergebracht.
    Die Aufregung, die ganze Angst der Bevölkerung wurden weitergetragen. Bald erfuhr die ganze Stadt von der Entführung Sonjas.
    Auch die Lehrerin Jana wurde von dem Lärm auf der Straße wach.
    Sie war erst vor wenigen Minuten eingeschlafen.
    Hastig kleidete sie sich an, zog einen leichten Sommermantel über und stürmte aus dem Haus. Marja stand schon auf dem Gehweg.
    »Sag, was geschehen ist!« rief Jana ihr entgegen.
    »Ich weiß es nicht. Die Leute schreien die merkwürdigsten Dinge. Ich kann nicht daraus klug werden.«
    »Du hättest nicht allein herauslaufen sollen«, warnte die Freundin.
    »Aber komm jetzt, wir werden die Leute fragen.«
    Sie gingen auf eine Gruppe von Menschen zu, die lebhaft schrien und gestikulierten.
    »Was ist geschehen?« fragte Jana die Nächststehenden.
    »Entführt! Ermordet! Erstochen!« klang es ihr entgegen. Die Leute überboten sich mit ihren Phantasieprodukten.
    Erst nach einer Minute wußte Jana, was sich ungefähr abgespielt hatte.
    »Davongeflogen!« rief einer.
    »In einem riesigen Rad aus lauter Feuer!« sagte ein anderer.
    »Nein, es war eine große Kiste!« rief ein dritter dazwischen. »Ich wohne neben den Bügüts. Ich habe das Fenster geöffnet, als das Mädchen schrie. Ich habe die fliegende Kiste gesehen. Mit einem Positionslicht, groß wie ein Traktor!«
    »Wie heißt das Mädchen?« fragte Jana schnell. »Bügüt, sagt ihr? Ist es die schöne junge Türkin?«
    »Ja! Ja, die!« riefen alle durcheinander. »Es ist das schöne Türkenmädchen!«
    Da zauderte Jana nicht länger. Sie griff nach Marjas Arm und zog sie mit sich fort.
    »Wohin?« fragte die Freundin, die sich nur keuchend neben der schnell laufenden Jana halten konnte.
    »Ins Berghotel. Zu Zamorra. Los, komm doch!«
    Sie liefen, bis ihre Lungen versagten. Sie schleppten sich den Rest des Weges dahin, erreichten das Hotel.
    »Den Professor aus Frankreich!« sagte Jana hechelnd, als sie vor dem Portier stand. »Professor Zamorra, schnell! Rufen Sie ihn! Ein Mädchen ist entführt worden, vor einer halben Stunde! Schnell, bitte, schnell!«
    Zamorra schlief noch nicht. Er kam und stellte keine Frage. Er konnte sich denken, was vorgefallen war. Er zeigte nur nach draußen, ging mit den Mädchen zum Wagen.
    Eine rasende Fahrt zu Janas Haus.
    Der Mann, der eine fliegende Kiste gesehen haben wollte, war noch dort. Er schilderte Zamorra, was angeblich geschehen war.
    Der Professor wußte sofort, daß es keine glaubhaften Zeugen geben würde.
    Immerhin erfuhr er, daß die angebliche Kiste nach Norden geflogen war.
    »Ins Wolfstal«, sagte er nur.
    Er brachte nach kurzer Suche hinter dem Haus, die ergebnislos verlief, die Mädchen zu Janas Haus zurück.
    Im Hotel ließ er sich in die Weckliste eintragen.
    »Um fünf Uhr, bitte«, sagte er. »Und zwar mich und auch meine Sekretärin.«
    »Nanu?« fragte der Portier erstaunt. »Wollen Sie Schmetterlinge fangen?«
    »Erraten«, rief Zamorra, der schon auf der Treppe war. »Es sind Schmetterlinge, die Flügel wie Hubschrauber haben. Sie entführen junge Mädchen.«
    Dem Portier stand der Mund noch offen, als Zamorra

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