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0086 - Das Floß der Verdammten

0086 - Das Floß der Verdammten

Titel: 0086 - Das Floß der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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verurteilt. Wir müssen Zusammenhalten.«
    Der Mulatte nickte.
    »Weißt du, wo wir sind, Jean? Man sieht nicht ein einziges Schiff.«
    »Die Schiffe fahren unter dem Wind. Sie meiden diese Strecke. Hier ist es zu gefährlich.«
    »Und wo sind wir nun eigentlich?«
    »Ich weiß es nicht genau, Junge. Nicht weit von Martinique, und nicht sehr weit von Guadeloupe.«
    Dem jungen Mulatten kamen die Tränen vor Freude.
    »Mit einem guten Schiff könnte ich in einem halben Tag in meiner Heimat sein«, sagte er, und es klang verzagt und weinerlich.
    »Wo ist das? Puerto Rico, nicht wahr?«
    Moreno nickte stumm.
    »Du kommst wieder hin. Wir werden es schon schaffen.«
    »Aber wenn uns kein Schiff findet?«
    »Wir werden uns diesmal richtige Ruder bauen. Für jeden eines. Da kann keine Flaute uns etwas anhaben. Und die Inseln liegen sehr dicht. Wir haben es nicht mehr weit, kannst mir’s glauben.«
    »Wenn du nur recht hättest, Jean«, sagte der Mulatte.
    Jean Delay antwortete nicht darauf. Er blieb stehen, sah sich um.
    »Hier«, sagte er. »Diese Bäume sind gut. Festes Holz, und außerdem nicht zu schwer. Es trägt gut. Es ist gut für das Floß.«
    Er spuckte in die Hände, holte mit der Axt zum ersten Schlag aus. Moreno suchte sich mitteldicke Stämme, denen er mit der Säge zu Leibe ging.
    Gegen Abend waren genügend Stämme gefällt und auf gleiche Länge geschnitten.
    Da begannen sie, die Stücke für das Floß in Richtung zum Strand zu tragen. Simba, Magaya und Benson hatten inzwischen das gesamte Gold aus dem Wrack geborgen.
    Sie standen bereit, um das Floß zu bauen. Mit kräftigen Hängepflanzen, die stark wie Stricke waren, wurden die einzelnen Stämme zu einem Floß zusammengebunden.
    »Morgen stechen wir in See«, sagte Simba. »Legt euch hin. Ich habe die erste Wache. Wenn Ukupa auftaucht, schlagen wir ihn tot.«
    Großmaul, dachten Delay und der Mulatte. Aber sie sagten es nicht.
    Sie legten sich hin und schliefen. Es war das letzte Mal für die nächsten sechs Tage.
    ***
    Fast zur gleichen Stunde machten sie sich auf, ohne voneinander zu wissen.
    Zamorra startete mit Nicole in der gemieteten Cessna. Er hatte vor, an diesem Tage die Ostseite der Inseln abzusuchen. Die Inseln über dem Winde. Bill Fleming sollte mit seiner Yacht entlang der Westküsten fahren.
    Zwischen den Inseldurchfahrten wollten sie sich jeweils treffen, sich durch Zeichen verständigen, ob sie etwas gefunden hatten.
    Und dann die fünf Männer auf dem neuen Floß. Ohne Henk Barber, der das Opfer Ukupa Lupas geworden war.
    Das Floß war wesentlich geräumiger und trug gut. Diesmal hatten sie keinen Mast gesetzt. Sie hatten keine Hemden mehr, um ein Segel herzustellen. Sie brauchten auch diesmal kein Segel. Sie hatten kräftige Ruder, sie hatten eine Steuerstange. Sie konnten Richtung halten oder die Route ändern, ganz nach Belieben oder Notwendigkeit.
    Papas Magaya drängte es in südlicher Richtung. Er war dafür, seine Heimatinsel Trinidad zu erreichen. Er wurde von den anderen überstimmt. Hier, in der Mitte der Antillen und nach Nordwesten zu, waren die Inseln zahlreicher. Hier würde man eher Hilfe finden können.
    Der Koch fügte sich. Hauptsache war, dass man das Gold geborgen hatte.
    Die Kiste mit den Schmuckstücken und wertvollen Gegenständen stand in der Mitte des Floßes. Gierig starrten Magaya, der Neger und Benson auf ihre Beute. Sie konnten die Zeit nicht abwarten, ihren goldenen Fang in bare Münze umzusetzen. Sie rechneten sich ihren Reichtum im voraus aus, machten ihre Pläne.
    Garcera und Delay sahen in einer Mischung aus Mitleid und Besorgnis auf diese Männer, die schon keinen Sinn mehr für das Notwendige hatten.
    Sie kamen sich gut gerüstet vor. Jeder der Männer hatte eine starke Stange bei sich, in die man Haken und Widerhaken eingelassen hatte. Kräftige Hieb- und Schlaginstrumente, wie sie meinten. Noch wussten sie nicht, dass ihr gefürchteter Gegner sie wie Strohhalme knicken würde.
    Sie fühlten sich sicher.
    Sie hatten das letzte Wasser getrunken, das sie gefunden hatten. Sie hatten eine Anzahl Vogeleier gefunden, und sie hatten einige Fische gefangen, die nahe der Küste schwammen. Man konnte sie mit bloßen Händen fangen, wenn man geschickt war.
    Und hungrige Menschen fanden sehr schnell zu der nötigen Geschicklichkeit.
    »Rechts hinüber«, sagte Ben Benson, dem man einstimmig das Kommando überlassen hatte. Als ehemaliger Navigationsoffizier wusste er neben Henk Barber das meiste über Kurs und

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