Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0086 - Das Floß der Verdammten

0086 - Das Floß der Verdammten

Titel: 0086 - Das Floß der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
Vom Netzwerk:
Lage der Inseln. Er war auf Vermutungen angewiesen, aber er würde die Sonne und die Gestirne in seine Berechnungen einbeziehen. Die Männer verließen sich auf ihn.
    So kam es, dass sie vor der Insel, deren Name keiner kannte, in nordöstlicher Richtung durch die Ketten der Korallenriffe fuhren. Das war nicht schwierig bei dem geringen Tiefgang des Floßes. Es bestand keine Gefahr.
    Die Gefahr erkannten sie erstmals, nachdem sie die ersten fünfhundert Meter jenseits der Riffe zurückgelegt hatten. Hier, zwischen den Inseln, gab es zahlreiche Untiefen, die für ein Floß normalerweise günstig gewesen wären.
    Nicht aber, wenn ein Ungeheuer wie Ukupa ihnen auflauerte. Er hatte die Männer beobachtet. Er wusste, in welcher Richtung sie fahren mussten, um zu den nächsten Inseln zu kommen.
    Er zeigte sich erst, als das Floß bis auf dreißig Meter heran war. Da war es wie ein riesiges Aufbäumen in der See.
    Ukupas mächtiger Körper dehnte und reckte sich und ließ die Wogen hochgehen, als käme die Flut von draußen herein zu den Inseln. Im Umkreis von fünfzig Metern schien die See zu brodeln und zu kochen. Wie Brecher schlug es über das niedrige Floß herein.
    Die Männer hatten Mühe, sich auf den Stämmen des Floßes festzuhalten.
    »Verdammtes Vieh!«, schrie Simba los. »Ich werde dich erwürgen, wie ich die beiden Löwen erwürgt habe!«
    Er war drauf und dran, das Floß dem Ungeheuer entgegenzulenken.
    »Das ist Wahnsinn!«, rief Benson ihm entgegen. »Haltet euch links! Links ist das Wasser tiefer! Dort kommen wir an ihm vorbei! Dort kann er nicht auf dem Grund stehen!«
    Ukupa stand wirklich im Wasser. Wie ein Felsblock. Er kannte die seichten Stellen der Untiefen. Er war in seinem Element, er war immer im Vorteil, wenn er die Männer überraschen wollte.
    Die Männer stachen hart mit ihren Rudern ins Wasser. Das Floß gab nach und ließ sich nach links lenken.
    Aber das Ungeheuer erkannte das Manöver.
    Mächtig tauchte es weg, rollte wie eine ungeheure Walze unter Wasser heran.
    Dann stockte die Fahrt. Ukupa hatte das Floß von unten her erreicht. Er hielt es fest, dass es keinen Zentimeter weiterkam.
    »Aus«, sagte Ben Benson. »Er hat uns, und er gibt uns nicht mehr frei.«
    »Ich bringe ihn um!«, schrie der Neger und wollte sich ins Wasser stürzen, nur mit seinem Bootshaken bewaffnet.
    Da fuhr Ukupas erster Arm aus dem Wasser, krachte mit ganzer Länge gegen das Floß. Die langen Krallen griffen nach Simbas Bootshaken, ein schneller Ruck riss ihn dem Neger aus der Hand. Gleich darauf krachte es wieder.
    Ukupas Pranke hatte den schweren Haken geknickt wie einen Strohhalm.
    Der Neger gebärdete sich wie wahnsinnig.
    Wutentbrannt trampelte er auf den Bohlen umher, dass das Wasser hoch aufspritzte. Nur mit Mühe konnten die anderen ihn beruhigen.
    Ukupas Pranke war verschwunden.
    »Er ist unter uns«, sagte Moreno. »Er hält das Floß von unten. Wir sind ihm ausgeliefert. Verdammt, ich will noch weiterleben! Werft das verfluchte Gold über Bord!«
    Der Neger grinste dümmlich.
    »Nein, Freundchen. So billig machen wir es dem Ungeheuer nicht. Wir haben das Gold, und Ukupa holen wir uns auch. Warten wir ab. Wir werden eine Chance bekommen.«
    Das war gegen neun Uhr am Morgen.
    Um zehn wurde die Hitze und damit der Durst unerträglich.
    Gegen Mittag hing das Floß noch an der gleichen Stelle. Wie mit dem Wasser verhaftet. Unbeweglich. Festgeklemmt durch die Klauen Ukupas.
    Er ließ nicht los. Es gab so gut wie keine Strömung hier.
    Mit Leichtigkeit hielt das Ungeheuer seine Beute. Floß und Männer. Und das Gold, das sie hatten.
    Kein Lüftchen regte sich. Die Sonne brachte die Luft zum Flimmern, dann kochte es ringsum. Die Augen begannen zu schmerzen. Die nackten Oberkörper brannten unter der unbarmherzigen Sonnenglut.
    Der junge Moreno warf sich als erster lang auf den Boden. Er gab sich auf.
    »Wasser«, stöhnte er mehrmals, obwohl er wusste, dass nirgends ein Tropfen Trinkwasser zu holen war.
    Aus, vorbei, dachte er. Regungslos blieb er liegen.
    Die glühenden Mittagsstunden auf See sind das Gemeinste, das Unendlichste, was einem Schiffbrüchigen begegnen kann. Die Stunden von zwölf bis fünfzehn Uhr wurden das Unerträglichste für die fünf Männer.
    Papas Magaya war der erste, der sich nicht mehr beherrschen konnte. Er trat zum Rand des Floßes, hockte sich hin. Mit beiden Händen begann er, sich Wasser über Gesicht, Nacken, Schultern und Arme laufen zu lassen.
    »Wasser«, stöhnte er immer

Weitere Kostenlose Bücher