0086 - Gangster, Banken und ein G-man
Halle. Ich hörte, wie Sley fragte: »Wo ist er?«
»Hier, Sley«, antwortete ich. »Ihr gebt alle drei eine glänzende Schießscheibe ab.«
Er warf den Kopf in den Nacken und versuchte, mich zu sehen, aber der Treppenabsatz lag im Dunkel.
»Was soll das?«, fragte er.
»Nichts Besonderes. Ich wollte dir nur mitteilen, dass ich damit rechne, dass du mich lieber heute als morgen erledigen möchtest.«
»Das FBI kennt deinen Namen!«, schrie er. »Du gefährdest uns alle.«
»Ich weiß«, antwortete ich gelassen. »Erwartest du, dass ich mir aus diesem Grunde von dir oder irgendeinem anderen der Bande freiwillig genügend Kugeln einpumpen lasse?«
Er verfiel in einen wilden Wutanfall und stieß eine endlose Folge von Beschimpfungen aus. Er schrie, dass ich mich wie ein Idiot benommen hätte. Er hätte es selbst in den Zeitungen gelesen. Nur weil ich nicht fähig gewesen wäre, das Kind stumm zu machen, wäre das FBI so schnell auf meine Spur gelangt.
Ich nahm die Smith & Wesson in die Hand und kam die Treppe hinunter. »Shut up, Sley«, sagte ich leise. »Auf wen ich schieße, ist allein meine Sache, aber ich habe keine Hemmungen, auf dich zu schießen. Glaube mir das!«
Er klappte den Mund zu, als ich plötzlich vor ihm auftauchte. Shoeshine stand im Hintergrund und hielt seine großen Augen beharrlich auf mich gerichtet.
»Du kannst nichts mehr unternehmen«, sagte Mertric kleinlaut. »Sie fassen dich, wenn du den Fuß auf die Straße setzt. Wie willst du aus New York hinauskommen?«
»Ich will New York vorläufig nicht verlassen, schon gar nicht mit leeren Händen. Wenn wir die Safe National Bank ausgeräumt haben, werden sich Wege finden lassen, auf denen ich ins Ausland verschwinden kann.«
»Du willst dich an der Sache noch beteiligen?«
»Was dachtest du denn? Wenn ich den Kopf aus der Schlinge ziehen will, brauche ich Geld und noch einmal Geld.«
»Aber man wird dich erkennen, wenn du die Bank betrittst. Sie…«
»Nichts wird man«, schnitt ich ihm das Wort ab. »Wenn ein Mann eine Bank betritt und eine Pistole zieht, ist es völlig gleichgültig, ob sein Gesicht vorher auf einem Steckbrief abgedruckt wurde oder nicht.«
»Und hinterher?«, fragte er. »Die Fahndung wird verstärkt…«
»Was hinterher sein wird, wird sich finden«, schnitt ich ihm das Wort ab und trat nahe an ihn heran. »Wenn du glaubst, ich wäre gefährlich für euch, kannst du mir ja eine Kugel in den Rücken schießen, sobald wir uns aus der Bank zurückziehen, falls du es wagst. Aber den Raub selbst mache ich mit. Ich brauche Geld.«
Mit einem Unterton von Spott sagte Forrester: »Da sich die Gentlemen geeinigt zu haben scheinen, können wir vielleicht weiter über die Durchführung sprechen. Ich habe heute mit Direktor Chelsing gesprochen. Wie immer war er sehr nett zu mir. Man hat gewisse Umbauten vorgenommen, aber sie betreffen nicht das Sicherungssystem. Auch sind alle Wege noch vorhanden, die ich gestern erläuterte. Chelsing führte mich durch die Bank, um mir die Verschönerung zu zeigen. Er erzählte außerdem voller Stolz, dass nunmehr eine große Firma ihre Konten bei ihm unterhält. Die wöchentliche Lohnsumme beträgt allein über zwei Millionen Dollar. Sie wird jeweils am Freitag gegen Mittag abgeholt. Am Freitag hält also die Bank an ihren Kassenschaltern mehr als fünf Millionen Dollar bereit. Diese Summe ist vom Augenblick der Schalteröffnung verfügbar. Der Transport zu der Firma, der natürlich bewaffnet ist, erfolgt aber erst gegen 13 Uhr.«
»Großartig«, sagte ich. »Lassen wir die Sache also am Freitag steigen. Das sind noch drei Tage. Kannst du bis dahin alles besorgen, Sley?«
»Das Tränengas bekomme ich morgen.«
»Wie sieht’s mit Maschinenpistolen aus?«
»Schlecht! Zwei MP haben wir, aber wir besitzen für jede nur ein Magazin.«
»Macht nichts. Die Dinger erregen Furcht und lähmen den Widerstandswillen der Leute.«
Forrester führte uns in sein Arbeitszimmer und breitete erneut den Grundriss des Bankgebäudes aus. Wir vertieften uns in die Einzelheiten des Unternehmens. Ich stellte einen genauen Zeitplan auf und hämmerte Mertric jede Einzelheit ein, die er zu erledigen hatte.
Lange nach Mitternacht waren alle Punkte festgelegt. Ich richtete mich auf und rieb mir den Rücken.
»Verdammt, ich bin trocken in der Kehle vom vielen Reden. Mr. Forrester, hoffentlich haben Sie an meinen Whisky gedacht?«
»Ich habe Ihnen einige Flaschen davon mitgebracht. Sie liegen in meinem
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