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0088 - Der Guru aus dem Totenreich

0088 - Der Guru aus dem Totenreich

Titel: 0088 - Der Guru aus dem Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Männer und Frauen in westlicher Kleidung, die sich in den Läden der Arkadengänge umsahen und ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Einkäufen, nachgingen, obwohl schon längst die Nacht hereingebrochen war. Hier ist auch das Zentrum der Bettler und fliegenden Händler, die Touristen billigen Schund andrehen wollen. Meist mit Erfolg.
    Sadhu Shandri schlug den Weg durch den Janpath ein, der mittenhinein in den modernen Teil New Delhis führte. Ausländische Regierungen unterhielten ihre Botschaften dort. Reiche Kaufleute bewohnten prächtige Villen. Auch die Weißen hatten sich hier niedergelassen.
    Rayanagu folgte dem Guru wie ein Schatten und trug die Blechschüssel und zwei Schlafmatten hinter ihm her. Es war ihre ganze Habe.
    Nach sechs Kilometern erhob sich der Hotelturm des Oberoi Intercontinental über die Parklandschaft. Barfuß, wie sie waren, schritten die beiden Männer aus.
    Bitterste Armut dann wieder gleich in der nächsten Umgebung des Luxus-Hotels. Postenketten sorgten dafür, daß Bettler und Leprakranke nicht bis vor den pompösen Eingang mit dem Baldachin kamen. Sie Wurden erbarmungslos vertrieben.
    Doch der Eingang des Oberoi an der Lodi Road war auch nicht das Ziel des Sadhu. Er bog von der Hauptstraße zu einem Ruinengrundstück ab. Auf ihm hatten unverheiratete Sikhs einen Lagerplatz errichtet. An ihren bunten Turbanen und sorgfältig geknüpften Bärten waren sie leicht zu erkennen.
    Auf die machte der Hindu-Mönch weniger Eindruck. Sie gehörten einer anderen Religion an. Sie glauben nur an Hari, einen einzigen Gott, und verehren den Goldenen Tempel von Amritsar. Von der Askese der Hindus und von ihrem Fatalismus halten sie nur wenig. Deshalb brachten sie es auf der Wirtschaftsleiter auch auf eine höhere Position. In Delhi lebten sie hauptsächlich als Kaufleute, Fabrikanten und Taxifahrer, die Reiche und Touristen in Straßenkreuzern durch die Stadt chauffierten.
    Vor einem ihrer Treffs machte Sadhu Shandri jetzt Halt, von herumstehenden Sikhs mißtrauisch beäugt. Andere saßen auf Holzbänken unter einer aufgespannten Plane aus Armeebeständen, die am Tag die Hitze abhielt. Jetzt in der Nacht war es kühl. Die Männer drängten sich an einem offenen Feuer zusammen, über dem ein Teekessel hing, aus dem es aromatisch duftete.
    Sie liebten den Tee heiß und süß. Dazu gaben sie ranzig schmeckende Ziegenmilch. Auf einer Schieferplatte wurden Maisfladen gebacken, über die sich weißer Rauch kräuselte, bis der kühlere Nachtwind ihn zerstob.
    Die Sikhs waren Taxifahrer, die auf ihren nächsten Einsatz warteten. Dem Arbeitsplatzmangel begegneten sie auf ihre Weise. Jeder übernahm drei Fuhren, dann wechselten sie sich wieder ab.
    Der Sadhu grüßte. Rayanagu senkte den Kopf.
    »Zu uns braucht ihr nicht zum Betteln zu kommen«, sagte ein hochgewachsener stolzer Jünger Haris mit vor der Brust verschränkten Armen.
    Shandri schaute ihn nur starr an, und der Sikh schwieg.
    »Wir betteln nicht«, sagte der heilige Mann eisig. Seine Stimme klang hohl. Sie wollte nicht zu seinem abgezehrten Körper passen. »Wir brauchen ein Taxi.«
    Erstaunt riß der Sikh die Augenbrauen hoch und betrachtete die beiden abgerissenen Gestalten näher.
    »Könnt ihr denn überhaupt bezahlen?«
    - »Rayanagu!«
    Shandris Diener stolperte vor in den Lichtkreis des Feuers. Er zog einen Lederbeutel aus seinem Dhoti. Einem heiligen Mann war es verboten, Geld zu berühren. Rayanagu nestelte mit seinen Armstrünken am Beutel herum. Er hatte sich mit Riemen Holzstücke an die Arme gebunden und bediente sich ihrer mit ungeheuerer Fertigkeit. Dann ließ er den Sikh in den Beutel sehen.
    »Wohin?« fragte der hochgewachsene Sikh knapp. Er schien der Führer der vielleicht fünfzehn Männer zu sein.
    »Old Rohtak Road«, antwortete Sadhu Shandri und gab damit eine Straße am entgegengesetzten Ende der Stadt an.
    »Meinetwegen«, sagte der Sikh schließlich. »Aber faßt mit euren schmutzigen Finger nicht überall hin.«
    Shandri verbeugte sich.
    »Es wird nicht geschehen.«
    »Godan!« rief der Führer der Sikhs. »Du übernimmst diese Fuhre.«
    Ein kleiner, bartloser Mann in europäischem Anzug, jedoch mit Turban, löste sich aus der Gruppe.
    »Kommt mit. Der Wagen steht draußen auf der Straße.«
    Es war ein Datsun, und sowohl Shandri als auch Rayanagu stellten sich ungeschickt an, als sie in den Fond kletterten. Noch keiner von ihnen hatte jemals in einem Auto gesessen. Der Sadhu hatte hinter dem Fahrer Platz genommen.
    Schon

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