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0088 - Der Guru aus dem Totenreich

0088 - Der Guru aus dem Totenreich

Titel: 0088 - Der Guru aus dem Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Verdacht bestätigt. Sie hatten vereinbart, sich zum Frühstück um zehn zu treffen. Und jetzt war es elf. Graham Beckel war verschwunden.
    »Chef?« fragte Nicole, die eine ganze Menge Fragen hatte. Doch Zamorra blieb kurzangebunden. Ihm war nicht nach Diskutieren zumute. Er fühlte die Wärme des strahlenden Amuletts sogar durch die Schatulle.
    Mit dem sympathischen Amerikaner mußte etwas geschehen sein, was mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr zu erklären war.
    Trotzdem würde er zur Sicherheit erst das Polizeipräsidium aufsuchen.
    ***
    Ein Taxi brachte ihn hin. Seine Sekretärin behielt Professor Zamorra im Schlepp. Für alle Fälle. Zum Beispiel auch für den Fall, ausgerechnet auf einen sturen Beamten zu treffen. Und bei diesen Gelegenheiten konnte Nicoles bloße Anwesenheit manchmal wahre Wunder wirken. In ihrem Beisein wurden auch die wildesten Männer Wachs.
    Das Polizeipräsidium war in einem weitläufigen Bau bei den Mughal Gardens in der Nähe des Parlamentsgebäudes untergebracht. Dem Stil nach stammte der Bau noch aus der Kolonialzeit. Das Taxi durfte nicht durch das streng bewachte Gatter fahren.
    Zamorra entlohnte den Driver.
    Die Polizisten standen stramm, als sie das Tor passierten.
    Vor Nicole Duval.
    Im stillen gratulierte sich Zamorra zu dem Einfall, seine Sekretärin mitgenommen zu haben. Sie ersparte ihm eine Menge Bestechungsgelder, denn die Bürokratie hing noch standhaft den Zeiten der Regierung Indira Gandhis nach. In dieser Hinsicht ganz besonders.
    In der Empfangshalle sah er eine Wegweisertafel. Die Mordkommission befand sich im zweiten Stock. Ein gewisser Richard Roudington war ihr Leiter. Der Name klang englisch. Das war auch nicht verwunderlich. Nach der Kolonialzeit waren viele Briten im Land geblieben. Einige Familien waren schon seit sechs Generationen hier ansässig.
    Das Polizeipräsidium verfügte sogar über einen Paternoster. Den einzigen von New Delhi. Zamorra und Nicole fuhren hinauf in die zweite Etage.
    Der Professor meldete sich im Vorzimmer an und brauchte nicht lange zu warten. Schon nach zwei Minuten wurden sie vorgelassen.
    Es war heiß.
    Richard Roudington thronte hinter einem leeren Schreibtisch. An der Decke quirlte ein Ventilator die stickige Luft durcheinander, ohne Kühlung zu bringen. Die Fenster waren geschlossen.
    Roudington mußte einen ruhigen Posten schieben, denn in Delhi passierten kaum Morde. Und wenn jemand ermordet wurde, erfuhr die Polizei nur in den seltensten Fällen davon. Selbstjustiz ist üblich. Im Gegensatz zu Bom bay, Kalkutta oder Madras ist Delhi in dieser Hinsicht tiefste Provinz.
    Der Chef der Mordkommission schaute Professor Zamorra gelangweilt entgegen. Sein Gesicht hellte sich jedoch auf, als er Nicole erblickte. Er sprang von seinem Sessel hoch.
    »Womit kann ich Ihnen dienen?« fragte er und schaute doch nur die Französin an. Er wies auf eine Sitzgruppe in der Ecke. »Einen Drink?« Zamorra nickte. Er konnte einen gebrauchen. Nicole setzte sich und streifte den Rock über die Knie. Er rutschte wieder zurück, und Richard Roudington mischte zuviel Whisky in den Sour. Er balancierte das Tablett zu seinen Besuchern herüber.
    »Sie sind Professor, hat man mir gesagt«, sagte er und reichte Zamorra ein Glas. »Was führt Sie zu mir?«
    »Ein Mord, fürchte ich« antwortete Zamorra, und Richard Roudingtons Miene verschloß sich.
    »Ein Mord? Warum wurde ich nicht angerufen?«
    »Ich kann ihn nicht beweisen«, sagte Professor Zamorra. »Ich komme lediglich mit einer Vermutung zu Ihnen.«
    »Mit einer Vermutung?« Roudington setzte sein Glas ab. Es gab einen harten Knall, als er es auf der Tischplatte deponierte. »Glauben Sie wirklich, daß Sie hier richtig bei mir sind?«
    »Ich hatte es angenommen, als ich hierher kam«, konterte Professor Zamorra. »Wir wohnen im Oberoi an der Lodi Road. Ein Freund von uns ist verschwunden und nicht wieder aufgetaucht.«
    »Dafür ist unsere Vermißten-Abteilung zuständig. Oder haben Sie die Leiche dieses Herrn gefunden?«
    »Nein.«
    »Was wollen Sie dann von mir?«
    »Informationen. Sind schon mehr Leute in der letzten Zeit verschwunden?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Nennen Sie’s meinetwegen eine Art sechsten Sinn. Mister Beckel war doch nicht der erste.«
    »Mister Beckel heißt er also«, meinte Richard Roudington leise. »Seit wann ist er… verschwunden?«
    »Seit vergangener Nacht.«
    »Und Sie schließen aus, daß er vielleicht zu einem Nuttchen gegangen ist? Wir haben hier die besten

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