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0088 - Die weißen Teufel von New York

0088 - Die weißen Teufel von New York

Titel: 0088 - Die weißen Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die weißen Teufel von New York
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fühlte. Es gibt nur ein Wort für das ganze: furchtbar. Und auch das ist nur ein Wort. Es ist nichts gegen die ganze grausame Wirklichkeit dieses Höllenbrandes.
    Als der Feuerwehrmann vor mir plötzlich in die Höhe wuchs und ich mit der linken Fußspitze gegen die unterste Stufe stieß, wurde mir erst klar, daß er eine Treppe hinaufstürmte.
    Wohin man sah, waren Flammen. An den Wänden, rechts, links, unter und vor einem. Die Hölle hatte sich aufgetan und lachte ihr teuflischstes Gelächter. Aus allen Ecken her krachte, prasselte, rauschte, wogte, knallte, brüllte und dröhnte es. Wie die wilde Jagd hetzten wir die Stufen hinan. Offenbar wußte der Mann, wo noch Kinder waren.
    Als wir den Flur der dritten Etage erreicht hatten, glaubte ich, ich würde zusammenbrechen. Aber irgend etwas trieb mich vorwärts. Dem unbekannten Mann nach, der unbeirrbar seinen Weg verfolgte. Er lief auf eine Feuerwand zu. Ich dachte, er wäre verrückt geworden. Und ich war ebenso verrückt. Denn ohne eine Sekunde zu zögern, tat ich es ihm nach und rannte in die Feuerwand hinein.
    Es war ganz eigenartig. Hinter der Feuerwand war auf einmal das Schlimmste überstanden. Nur an den Wänden züngelten ein paar Flämmchen auf und ab. Aber sie waren geradezu ein Witz gegen die Brut und Glut vorher.
    Sogar das Atmen war hier leichter, obgleich die Luft auch hier brüllend heiß war. Zwei Türen standen offen. Hinter ihnen wogte ein unbeschreibliches Flammenmeer. Die Schulbänke und -tische boten reichlich Nahrung für das Feuer.
    In der dritten Tür entdeckte ich eine Schar von vielleicht sechs Kindern. Der Feuerwehrmann bückte sich, hob zwei der Kinder auf, indem er sie einfach unter den Arm nahm und sich dann über die beiden Schultern schob.
    »Sie! He, Sie!« brüllte er mir zu.
    »Ja?« brüllte ich zurück.
    Im gleichen Augenblick kam Phil in das Klassenzimmer herein. Ich bemerkte es, aber ich bemerkte es nur aus den Augenwinkeln.
    »Werfen Sie mir die Decke über!« brüllte der Feuerwehrmann.
    Ich nickte und griff nach seiner nassen Decke. Mit ein paar Handgriffen warf ich sie ihm so über Hals und Kopf, daß die Kinder bedeckt waren und er trotzdem sehen konnte.
    Schon lief er hinaus. Ich bückte mich und wiederholte genau seine Bewegungen. Phil warf mir die Decke über. Ein kurzer Blick, dann raste ich hinaus. Phil blieb zurück. Er mußte warten, bis der nächste Feuerwehrmann kam. Ohne Decke über die Kinder ging es nicht. Man mußte dauernd damit rechnen, daß brennende Holzteile von der Dcke herabfielen.
    Meine Beine taten ihren Dienst mechanisch. Ich wunderte mich selber darüber, daß sie sich noch bewegten. Es kam mir vor, als sei ununterbrochen jemand damit beschäftigt, mir die Haut in Fetzen vom Körper zu schälen.
    Drei Treppen sind nichts in einem normalen Haus. In einer brennenden Hölle sind sie die Ewigkeit selber. Daß vor mir alles verschwommen war, schob ich aufs Feuer. In Wirklichkeit lag es an dem Tränenstrom, der mir unaufhörlich aus den brennenden Augen lief.
    Der Feuerwehrmann vor mir war nicht mehr zu sehen. Jetzt war ich auf meinen eigenen Orientierungssinn angewiesen. Drei Schritte in die falsche Richtung auf einem Treppenabsatz würden nicht nur mein Ende, sondern vor allem den Tod der beiden bewußtlosen Kinder bedeuten.
    Keuchend, vielleicht sogar unbewußt brüllend vor Schmerzen, nahm ich Stufe um Stufe. Zweimal zwei Stufen, macht vier, hämmerte es idiotischerweise in meinem Gehirn. Und noch zwei sind sechs. Noch zwei — acht. Noch zwei — zehn. Irgendwann wirst du — zwölf — ja mal — vierzehn — unten sein — sechzehn — müssen. Noch zwei, noch zwei, noch zwei, nimmt es denn nie ein Ende, noch zwei, noch zwei, zum Teufel, warum so lange Treppen, noch zwei, noch zwei…
    Ich habe mich mit Gangstern herumgeschlagen und herumgeschossen. Es war hart und ging oft auf Leben und Tod. Aber es war irgendwie menschlich. Man stand einem Gegner gegenüber, der bei aller Brutalität rben doch im letzten Grunde ein Mensch war. Hier stand man einem Element, einem entfesselten Höllenelement gegenüber, nein, man stand mitten darin. Man war mitten in der unerbittlichen, grausamen, brutalen Hölle selbst…
    Endlich war ich unten. Mein Kopf wollte explodieren, mein Herz zerspringen, meine Lungen brannten wie das Feuer um mich herum.
    Dort war die hohe Säule, an der die Flammen wirkungslos vorübergingen. Sie war rechter Hand gewesen, als ich hereinkam. Also mußte irgendwo mitten in dem

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