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0088 - Die weißen Teufel von New York

0088 - Die weißen Teufel von New York

Titel: 0088 - Die weißen Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die weißen Teufel von New York
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vertraute Stimme der Lehrerin so ganz furchtlos sprechen hörten. »Ehrlich gestanden, ich war es ja auch. Aber das ist ja ganz töricht! Ihr wißt ja sicher, was für tüchtige Leute unsere Feuerwehrmänner sind. Sie werden mit so einem bißchen schnell fertig werden. Das Gescheiteste ist, wir warten hier in der Klasse so lange, bis sie genug Wasser in den Flur gepumpt haben, damit wir gefahrlos hinabgehen können. Nicht wahr, das ist doch auch eure Meinung?«
    Ein paar Jungen hörten auf zu weinen. Dicht drängten sich die Kinder um ihre alte Lehrerin. Mrs. van Helsten stieß ein stummes Gebet nach dem anderen aus, ohne daß sich ihre Lippen bewegten.
    Lieber Gott im Himmel, flehte ihre Seele in höchster Not: ich bitte ja nicht für mich! Es ist doch nur wegen der Kinder! So ein schreckliches Ende kannst du ihnen doch nicht bestimmt haben, lieber Gott! Bitte, bitte, bitte…
    »Sie können aber mit den Leitern nicht ans Fenster!« schrie plötzlich ein Junge. »Da! Die ganze Hauswand brennt!«
    Sein Schrei hallte gellend durch die Klasse. Alle Augen wandten sich zu den drei Fenstern. Und als wolle das Schicksal seine Worte noch unterstreichen, beganngen die ersten Scheiben in der Glut zu bersten. Klirrend flogen die Splitter in die Klasse. Und ein heißer Feuerodem wehte herein und versengte die Haut.
    Schon war das Atmen eine Qual. Zuckende Flammen züngelten vor den Fenstern und spotteten allen Gebeten der Lehrerin.
    Joe-Calmans verlor als erster die Nerven. »Ich will hinunter!« schrie er mit einer Stimme, die sich in sich überschlug. »Ich will hinunter! Ich will hinunter!!!«
    »Nein! Joe! Joe, bleib hier!« schrie Mrs. van Helsten. Sie machte sich von den schwachen Kinderarmen frei und lief dem Jungen nach.
    Es war zu spät. Er hatte die Tür schon aufgerissen. Eine Feuerwoge schlug herein. Wie aus einem Mund gellte ein tierischer Schrei letzter Angst durch das prasselnde Rauschen. Er sank ohnmächtig zu Boden.
    Mrs. van Helsten warf die Tür zu, obgleich sie glaubte, sie fasse ein glühendes Eisen an, als sie das Holz der Tür berührte. Ein Wunder, daß die Tür selbst noch nicht brannte.
    Sie hätte achtundvierzig Arme und vierundzwanzig Münder haben müssen, wenn sie hier hätte etwas ausrichten wollen. Kaum hatte sie dem einen Mut zugesprochen, begann das andere Kind schon wieder zu weinen und zu schreien. Einige waren halb irrsinnig vor Angst.
    »Alle herhören!« schrie sie mit der ganzen Kraft ihrer brennenden Lungen. »Alle herhören!!!«
    Einige hoben tatsächlich die Köpfe. Sie winkte und schrie und tobte und ruhte nicht eher, als bis sich tatsächlich alle um sie geschart hatten.
    »Gibt es denn nur Waschlappen in dieser Klasse?« rief sie böse. »Paßt einmal zwei Minuten lang auf! Ich will euch erklären, wie wir gerettet werden!«
    Das Wort ›gerettet‹ machte sie aufmerksam wie nie zuvor in ihrem Leben. Inmitten einer prasselnden, krachenden, brüllenden, tobenden Hölle lauschten die Kinder, als gelte es sonst etwas. Es galt auch mehr als sonst etwas. Es galt ihr nacktes Leben.
    »Draußen im Flur ist die Hölle!« sagte Mrs. van Helsten schonungslos. »Wer sich hinauswagt, wird von den Flammen sofort verschlungen! Das muß euch ein für allemal klar sein! Aber es sieht doch so aus: zehn oder zwanzig Feuerlöschzüge werden draußen mit den Rettungsarbeiten beschäftigt sein! Es kann nicht mehr lange dauern, bis sie sich zu uns vorgearbeitet haben! Solange müssen wir einfach aushalten! Versteht ihr? Solange müssen wir, müssen wir hier drinbleiben! Und jetzt brauche ich acht mutige, acht ganz tapfere Jungen…«
    Sie sah sich um. Zuerst senkten alle betreten die Köpfe. Dann hob einer zaghaft seinen Arm, um sich zu melden. Sein Freund folgte nach. Und dann waren es auf einmal alle.
    Mrs. van Helsten teilte ein. Zwei Jungen an die Tür, je zwei vor die Fenster.
    »Ihr laßt keinen ’ran!« schärfte sie ihnen ein. »Ihr rettet das Leben eurer Kameraden, wenn ihr keinen ’ranlaßt! Denkt daran! In harten Zeiten müssen harte Männer sein! Verstanden?«
    Die Jungen machten trotzig-harte Gesichter. Aber die Tränen liefen ihnen trotzdem über die Wangen.
    Für zwei Minuten — es waren zwei entsetzliche Ewigkeiten — ging es. Dann krachte es auf einmal in der Tür, wenige Sekunden später züngelten die ersten Flammen in ihr. Und dann stand sie auch schon in hellen Flammen…
    ***
    Undeutlich wie ein Gespenst sah ich den Feuerwehrmann vor mir. Ich kann nicht sagen, wie ich mich

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