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0088 - Die weißen Teufel von New York

0088 - Die weißen Teufel von New York

Titel: 0088 - Die weißen Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die weißen Teufel von New York
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Flammenmeer rechts davon die Tür sein, da ich ja jetzt in der entgegengesetzten Richtung auf die Säule stieß.
    Einen Augenblick lang zögerte ich. Dann preßte ich die Lippen aufeinander und raste hinein in die Flammen. Glut und Hölle packten mich, längst gab es kein Denken, kein Fühlen, kein Hoffen, kein Empfinden mehr. Alles war Feuer und unbeschreibliche Qual.
    Und plötzlich stand ich im Freien. Meine geblendeten Augen sahen verschwommen die Löschzüge, die Ärzte, die Schwestern, die vielen, vielen Leute, die über den Hof rannten.
    Ich machte noch ein paar Schritte, dann sackten mir die Knie weg. Rechts und links von mir waren auf einmal zwei Männer, die nach meinen Schultern griffen. Ich kapierte nicht einmal, daß sie mir die Kinder abnahmen.
    Meine Knie wurden weich wie Gummi, meine Augen waren zu nichts mehr zu gebrauchen, die ganze Welt vollführte einen verrückten Hexentanz vor mir, und dann lag ich flach auf dem Hof.
    Ich weiß nicht, wie lange ich so lag. Es können nur ein paar Sekunden gewesen sein, dann schrie etwas in mir: Phil! Was ist aus Phil geworden!
    Was geht es dich an? fragte etwas Gemeines in mir. Du bist draußen! Du bist doch draußen! Du bist draußen!
    Und Phil? fragte das andere in mir.
    Ich wälzte mich herum.
    Neben mir lag Phil. Stöhnend, keuchend, wimmernd. Aber er lag neben mir. Zwei Männer gingen von ihm weg. Jeder von ihnen hielt ein Kind in den Armen.
    Die Ärzte mußten sich um die Kinder kümmern. Die Schwestern bemühten sich um uns. Nach ein paar Minuten waren wir soweit, daß wir uns erkennen konnten. Richtig erkennen, so wie man wirklich aussah…
    »…siehst aus, wie ein gerupftes Huhn…« krächzte Phil, während ihm die Tränen übers Gesicht liefen.
    Es waren Tränen der Schmerzen, der unsagbaren Qual, des Dankes, der Freude, es überhaupt lebend überstanden zu haben. Ich glaube, auch mir liefen sie über die Wangen.
    »Du auch!« krächzte ich zu ihm hin.
    Dann stellten uns zwei Schwestern auf die Beine. Wir stützten uns gegenseitig. Sie flößte uns irgend etwas in den verbrannten Rachen. Es tat gut, wenn es auch ziemlich schleimig schmeckte. Aber vielleicht schmeckten wir überhaupt nichts und bildeten es uns nur ein…
    Wir wankten mit zitternden Knien auf die Hofmauer zu. Nur ein wenig weg von dieser mörderischen Glut in der unmittelbaren Nähe des Brandes.
    Wir ließen uns auf die niedrige Mauer fallen und atmeten vorsichtig. Jede leise Bewegung schmerzte so, daß man alle Beherrschung brauchte, um nicht ständig zu schreien. Hinter uns, nur getrennt durch den Eisenzaun, stand die tausendköpfige Menge. Frauen weinten. Männer husten und räusperten und schneuzten sich — und weinten auch.
    Plötzlich wogte hinter uns ein Schrei in den Himmel, der uns das Blut in den Adern gefrieren ließ. Wir sahen uns um und warfen die Köpfe wieder zurück, der Blickrichtung folgend, in der auf einmal alle starrten.
    Und da sahen auch wir es:
    Aus einem Fenster im vierten Stock, mitten zwischen züngelnden Flammen hindurch, ragte der winkende Arm eines Menschen. Es sah gespenstisch aus…
    ***
    Minute auf Minute verstrich, ohne daß etwas Sichtbares zu ihrer Rettung geschah. Vielleicht war dies das Fürchterlichste in ihrer Situation: daß sie von einem unbarmherzigen Flammenmeer umzingelt waren, das ihnen unaufhaltsam näher und näher und näher rückte, und daß sie doch nicht wußten, ob etwas zu ihrer Rettung geschah. Vielleicht wußte man gar nicht, daß sie hier oben eingeschlossen waren? Sicherlich ging jetzt alles so drunter und drüber, daß es vielleicht gar nicht auffiel, ob eine Klasse fehlte oder nicht.
    Mrs. van Helsten biß sich auf die Unterlippe, daß sie blutete. Das Rauchen und Krachen des wütenden Feuers umgab sie mit einer teuflischen Musik.
    Dazwischen gellten die verzweifelten Schreie der Kinder. Längst war die Tür verbrannt, die wenigstens noch ein einziger Schutz gegen die im Korridor tobenden Flammen gewesen war. Nun gab es auch das nicht mehr. Und von der Tür her begannen bereits die Dielen des Fußbodens zu schwelen.
    Die Lehrerin wußte sich nicht mehr zu helfen. Es war sinnlos, vor dieser brutalen, erbarmungslosen Wucht des entfesselten Elementes noch trösten zu wollen. Sie spürte doch selbst, daß das Atmen immer schwieriger wurde, jeder mühsam erzwungene Atemzug der letzte sein konnte.
    Noch hielt der Selbsterhaltungsinstinkt die Kinder davor zurück, in die Flammen zu springen. Aber wie lange würde dieser

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